Es gibt Menschen, die sind Freunde fürs Leben. Im Rückblick könnte man sagen: Feste & Freunde bilden Stationen eines Lebens. Eine Clique von Freunden feiert in der Zeit von 2019 bis 2023 verschiedene Feste aus unterschiedlichen Anlässen. Dabei kommt neben der Feierstimmung auch manche Verstimmung auf. Es folgen Beziehungskrisen und Brüche.
Kritik
Zu loben ist das von den meisten Rollen gute bis starke Schauspiel. Leider ist die Bandbreite der Charaktere eingeschränkt und somit muss es heißen, dass die Darstellung der eindimensionalen Charaktere gut gelingt. Wobei die stark negativen Rollen wie Annette Friers Mareike auch das Publikum anstrengen. Weiterhin ist es so, dass nicht alle Figuren gleich viel Gewicht bekommen. Neben den Hauptrollen treten Nebenrollen auf, die etwa im Fall von Becky fast keine Zeichnung bekommen. Schade ist, dass der Epilog die Figuren besser charakterisiert als die Szenen davor.
Die Handlung ist auffällig politisch korrekt. Im Mittelpunkt steht ein Frauenpaar (wogegen der Kritiker nichts einzuwenden hat) und der Krieg in der Ukraine wird thematisiert. Es kommen aktuelle Phrasen wie "ghosting" vor. Warum diese Menschen Freunde sind, ist aus der Handlung nicht herauszulesen. Es wird erklärt, wie lange die Menschen bereits Freunde sind, aber es fehlen Szenen, die es untermauern.
Da die Schilderung von Feierlichkeit zu Feierlichkeit springt, erfolgen auch die Entwicklungen sprunghaft und teils nicht nachvollziehbar. Für den Zuschauer kommt vieles aus heiterem Himmel. Das Tragen eines Kopftuches im Zusammenhang mit fehlenden Augenbrauen lässt Krebs vermuten. Außerdem wäre es schön, wenn die Problematiken mehr gespielt und weniger besprochen würden, denn die angeschnittenen Themen bieten Potenzial: Kinderwunsch, Eifersucht und Seitensprünge. Wenngleich die Handlung Feiern im Laufe von vier Jahren zeigt, verlaufen diese erstaunlich gleichförmig.
Die Menschen treten während der Feste ungezwungen auf. Doch der Schnitt erfolgt nicht organisch. Zudem enden Szenen ohne Fazit. Beispiele: Bei der Tauffeier ist ein Corona-Test positiv. Doch das hat keine Konsequenz. Das Abholen des Kuchens endet im Streit, doch Max wird bei der anschließenden Feier nicht vermisst. Mangelhaft ausgearbeitet sind die Verhältnisse der Menschen zueinander. Einige sind verwandt, andere befreundet. Doch es fehlt der Kitt, der das alles zusammenhält.
Die Erwähnung der Corona-Pandemie ist eine unglückliche Entscheidung, denn an die Zeit möchten die meisten von uns wohl am liebsten nicht erinnert werden. Und bereichert wird der Film dadurch nicht.
Für eine Komödie hat der Film wenig Witze zu bieten. Manche Ideen wie das Gespräch über das weibliche Geschlecht erstaunen. Die Kostüme wollen nicht so recht zum Zeitraum passen.
Fazit
Ein Film über Freunde sollte den Wunsch wecken, dazuzugehören. Leider kommt das Verlangen beim Kritiker nicht auf. Es fehlt das Gefühl, gerne Teil der Clique zu sein und bei den Feiern anwesend.
Die Entscheidung für Prolog und Epilog verleiht der Handlung den Anstrich einer Literaturverfilmung. Doch es ist die deutsche Neuverfilmung des dänischen Films "Lang historie kort" des Jahres 2015. Anfangs ist unklar, wer gestorben ist und aus welcher Perspektive erzählt wird. Die Philosophien über ein Leben bieten wenig Tiefgang auf. Der rote Faden der Handlung besteht aus aufeinanderfolgenden Festen, der Zeitraum dazwischen fehlt. Der Witz ist ein seltener Gast. Erstaunlich für eine Komödie.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 107
Genre: Drama • Komödie
Verleih: Leonine
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 02.01.2025
Heimkino: 22.05.2025
Regie: David Dietl
Drehbuch: Elena Senft
Schauspieler: Laura Tonke (Ellen) • Jasmin Shakeri (Natalie) • Annette Frier (Mareike) • Nicholas Ofczarek (Rolf) • Henning Flüsloh (Max) • Trystan Pütter (Adam) • Ronald Zehrfeld (Sebastian) • Katia Fellin (Maya) • Pegah Ferydoni (Dina) • Antje Traue (Eva) • Marlene Tanczik (Becky) • Merlin Sandmeyer (Polizist) • Ludger Bökelmann (DJ Ric) • Bianca Trompeter (Freundin) • Elisabeth Gobbers (Bauchtänzerin und Hochzeitsgast) • Christian Tillmanns (Lehrer Hans-Peter)
Produktion: Quirin Berg • Max Wiedemann • Laura Mihajlovic
Szenenbild: Cordula Jedamski
Kostümbild: Silke Faber
Maskenbild: Diana Koeberlin
Kamera: Holly Fink
Musik: Enis Rotthoff
Schnitt: Simon Gstöttmayr
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Bild: Leonine