Napola - Elite für den Führer

Kinoplakat Napola

Von ganz unten zu kommen und nach ganz oben aufzusteigen ist ein Traum. Der 17-jährige Friedrich erhält diese Chance, weil er als Boxer Talent beweist. Er könnte auf eine Napola (Nationalpolitische Erziehungsanstalt) gehen, doch sein Vater verweigert die Einwilligung. Deshalb fälscht Friedrich seine Unterschrift und brennt von Zuhause durch.

Das Leben im Internat erscheint ihm zunächst wie ein wahr gewordener Traum. Kameradschaft und Bildung. Möglichkeiten, auf die er bislang nicht einmal zu hoffen wagte. Voll Stolz betrachtet er sich in der neuen Uniform. Doch die anfängliche Euphorie weicht der Erkenntnis, dass das System aus Zuckerbrot und Peitsche besteht. Wer nicht spurt, wird gebrochen oder fliegt von der Schule.

Die Freundschaft mit Albrecht (Tom Schilling) rüttelt Friedrich (Max Riemelt) wach. Der Sohn eines Gauleiters ist ein Querdenker, der die nationalsozialistische Ideologie hinterfragt und damit nicht nur den Zorn seines Vaters beschwört. Ein nächtlicher Einsatz bringt die Situation zum Eskalieren. Die Jungmannen jagen geflohene, russische Kriegsgefangene. Nachdem die Ersten niedergeschossen sind, machen die Häscher eine entsetzliche Entdeckung: Die Russen sind nicht nur unbewaffnet, sondern kaum älter als sie selbst. Kinder haben auf Kinder geschossen. Das hat weitreichende Folgen: Albrecht zerbricht an dem Erlebten, nutzt die nächste Stunde der Leibeserziehung zum Freitod. Die Schulleitung bezeichnet dies als feigen Selbstmord, verweigert einen Nachruf in der Schülerzeitung. Das wiederum öffnet Friedrich endgültig die Augen. Er verweigert sich dem System und wird unehrenhaft der Schule verwiesen.

Kritik

"Napola Elite für den Führer" inszeniert ein klassisches Thema: Bleibe ich meinen Idealen treu oder beuge ich mich dem System, an das ich nicht mehr glaube? Max Riemelt nimmt den Zuschauer dazu mit auf eine Entdeckungsreise: Ein Junge aus dem Arbeitermilieu verfällt Schein und Verlockungen.
Die Ausschmückung dieser Verführbarkeit gelingt Drehbuchautorin Maggie Peren gut. Bedauerlich, dass das zeitlose Grundthema im Dritten Reich angesiedelt ist, zumal es auch an jedem anderen Internat funktionierte. Leider fällt die Distanzierung vom System zu subtil aus. Statt eine klare Stellungnahme zu beziehen, setzt "Napola" auf leise Zeichen: Max' Auflehnen gegen das System symbolisiert ein willentlich verlorener Kampf, der den Rauswurf nach sich zieht. Des Weiteren dauert es zulange, bis das Hinterfragen einsetzt. Es bedarf nicht viel bösen Willens, um die filmischen Aussagen ins Gegenteil zu verkehren.

Interessant: Den Gegenpart zum Verführbaren verkörpert Tom Schilling als Hinterfragender. Ausgerechnet der Sohn eines Gauleiters rebelliert gegen das System, wobei er gleichzeitig um die Anerkennung seiner Eltern kämpft. Die Vielschichtigkeit der Rolle verkörpert der Jungmime ebenso gut wie Max Riemelt das Boxtalent.

Die Atmosphäre des Films ist dicht, greift Ideologien der Nazis auf etwa Körperlichkeit und Kameradschaft. Die Ausstattung überzeugt mit viel Lokalkolorit und Details. Eigenartig berührend wirkt die Poesie des Films, die bei der Thematik so nicht zu erwarten steht. Der nächtliche Einsatz findet beispielsweise bei Schneefall statt oder die Hände der Freunde berühren sich während Albrecht ertrinkt ein letztes Mal durch die Eisdecke. Insgesamt ist "Napola - Elite für den Führer", trotz einiger Schwächen, ein eindringlicher, sehenswerter Film.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Alternativtitel: Before the Fall
Land: Deutschland
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 96
Genre: DramaHistorieSport
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 13.01.2005
Heimkino: 25.08.2005

Regie: Dennis Gansel
Drehbuch: Dennis Gansel • Maggie Peren

Schauspieler: Max Riemelt (Friedrich Weimer) • Tom Schilling (Albrecht Stein) • Jonas Jägermeyr (Christoph Schneider) • Leon A. Kersten (Tjaden) • Thomas Drechsel (Hefe) • Martin Goeres (Siegfried Gladen) • Florian Stetter (Justus von Jaucher) • Devid Striesow (Vogler) • Joachim Bißmeier (Anstaltsleiter) • Michael Schenk (Sportlehrer) • Justus von Dohnányi (Gauleiter Heinrich Stein) • Claudia Michelsen (Frau Stein) • Julie Engelbrecht (Katharina) • Johannes Zirner (Torben Send) • Alexander Held (Friedrichs Vater)

Produktion: Viola Jäger • Harald Kügler • Molly von Fürstenberg
Szenenbild: Matthias Müsse
Kostümbild: Natascha Curtius-Noss
Maskenbild: Josef Lojik
Kamera: Torsten Breuer
Musik: Angelo Badalamenti • Normand Corbeil
Schnitt: Jochen Retter

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Bild: Constantin Film

1 customer review

gut
13.01.05
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