Oktoberfest

Kinoplakat Oktoberfest

In einem Land, das Dichter und Denker hervorbrachte, tun sich Filmemacher nach wie vor schwer, wenn sie versuchen, Leitkultur in einen Film zu packen. Wie so oft will der Kunstfilm viel, mischt verschiedene Schicksale, die vom Blick hinter die Kulissen über Ehebruch bis hin zu den Nachwehen des Bombenattentats von 1980 reichen.

Das Münchner "Oktoberfest" ist ein Besuchermagnet für Gäste aus der ganzen Welt. Dass bei einer derartigen Anballung von Menschen verschiedenster Kulturkreise und Sprachen Dramen ablaufen, liegt in der Natur der Sache. Der Versuch, einen Teil dieses Mikrokosmos' abzubilden scheitert.

Kritik

Die Eröffnung ist gewitterschwer. Ein Polizist fährt in seinem Auto an der Theresienwiese entlang. Später werden wir erfahren, dass die Rente des Mannes bevorsteht und er im Jahr 1980 Dienst hatte, den Anschlag sowie seine Folgen nie ganz verkraftet hat. Genauso wenig wie Frank. Der setzt sich, noch bevor der letzte Tag des Rummels losbricht, in einen Rollstuhl und fährt auf die Wiesn hinaus. Er wird den gesamten Tag lang, die Polizei mit eigenartigen Drohanrufen auf Trab halten. Getrieben von einem Kindheitstrauma, denn der Vater war nach dem Bombenattentat an eben diesen Rollstuhl gefesselt. Nur einer der vielzähligen Erzählstränge, in die der Film den Zuschauer hineinwirft. Was er letztlich aussagen will bleibt offen, denn er setzt darauf, ständig neue Schicksale anzureißen, statt Begonnenes zu vertiefen.

So lernst du die müde Schaustellerin Maria kennen, die ihre Geisterbahn schließen wird, um noch etwas vom Leben zu haben. Ihrem Vater dem bettlägerigen Patriarchen spielt sie eine Charade vor. Der alte Knochen wiederum repariert mit seinem letzten Atem die Elektrik der altersschwachen Fahrattraktion. Marias Tochter hat bereits verkündet, auszusteigen und der geistig behinderte Bruder sperrt Knaben in seinem Wohnwagen ein. Aktuell den Sohn des Lehrers Richard, der derweil im Riesenrad eine Runde mit seiner minderjährigen Geliebten dreht. In der Gondel treffen sie das japanische Paar auf Hochzeitsreise; er wird später eine Alkoholvergiftung bekommen, während sie sich mit einem anderen Mann amüsiert. Diese Verkettung ist gelungen, gekonnt geben die Szenen einander die Klinke in die Hand.

Was dann hinter verschlossenen Türen passiert, beziehungsweise danach, erfährst du jedoch nicht, Entwicklungen und Konsequenzen bleibt der Autor schuldig. Es bleibt bei Intermezzi sowie einigen interessanten Blicken hinter ansonsten verschlossene Türen, die teils den Eindruck machen, als wolle der Filmemacher beweisen, welche Orte er für die Dreharbeiten besuchen durfte. So erklärt sich beispielsweise die überflüssige Szene im Regenrückhaltebecken. Auf Dauer funktioniert das Konzept "viel hilft viel" nicht, denn stets bleiben die auftretenden Figuren eindimensional und leiden unter Kommunikationsstörungen, radebrechen künstliche Dialoge und entwickeln sich an den Problemstellungen nicht weiter. Somit steht die Frage im Raum, was soll das Ganze?

Sicher, man kann argumentieren, dass der Fassade "Oktoberfest" die Maske herab gerissen wird, und das zutage tritt, was sich hinter schönem Schein verbirgt. Das steht allerdings in vielen Fällen nicht zwangsläufig mit dem Handlungsort in Verbindung. Vielleicht wollte Johannes Brunner auch nur die Qualen verdeutlichen, die er beim Ersinnen des Drehbuchs durchlitt. Sollte das der Fall sein, ist es ihm gelungen, denn "Oktoberfest" ist ein anstrengender Film.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Deutschland
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 120
Genre: Drama
Verleih: Movienet Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 01.09.2005

Regie: Johannes Brunner
Drehbuch: Johannes Brunner

Schauspieler: Barbara Rudnik (Birgit) • Peter Lohmeyer (Richard Krüger) • August Schmölzer (Max) • Gunnar Möller (Edmund) • Anna Brüggemann (Rena Steininger) • Christoph Luser (Frank) • Mina Tander (Katrin) • Branko Samarovski (Kraitmair) • Arndt Schwering-Sohnrey (Karl Steininger) • Nahoko Fort-Nishigami (Tamiko) • Gen Seto (Takeshi) • Hildegard Kuhlenberg (Maria Steininger)

Produktion: Kirsten Hager • Eric Moss • Marcus Welke
Szenenbild: Christian Kettler
Kostümbild: Natascha Curtius-Noss
Maskenbild: Tatjana Gluska
Kamera: Thomas Riedelsheimer
Ton: Max-Thomas Meindl
Musik: Rainer Kühn • Raimund Ritz
Schnitt: Horst Reiter

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Bild: Movienet Film

1 customer review

befriedigend
01.09.05
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