Schwarz-Weiß-Malerei aus Spanien. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs sind die Faschisten an der Macht und einer ihrer willigen Helfer ist der Hauptmann Vidal (Sergi López). Seine neue Ehefrau Carmen (Ariadna Gil) ist auf dem Weg zu ihm, im Schlepptau ihre Tochter Ofelia (Ivana Baquero) aus erster Ehe.
Schon bald nach der Ankunft auf dem Stützpunkt, den Vidal befehligt, findet Ofelia den Weg in ein altes Labyrinth. Hier trägt ihr der namengebende Pan drei Aufgaben auf, an denen sie gemessen werden soll. Besteht sie die Aufgaben, ist sie wahrhaftig eine unsterbliche Prinzessin. Sollte sie versagen, werden sie und das Zauberreich untergehen.
Parallel dazu findet in der Welt der Erwachsenen ein bitterer Kampf zwischen Rebellen und Faschisten statt, den die Machthaber mit brutaler Macht durchsetzen. Insbesondere Hauptmann Vidal neigt zu übertriebener Härte und Gewalt.
Kritik
Der Film "Pans Labyrinth" zeigt zwei nebeneinander existierende Welten. Hier die fantastische Welt der Märchen und Fabeln und dort der graue Alltag des Krieges, in dem ein Menschenleben keinen Pfifferling wert ist. Die Verbindung zwischen ihnen bildet das Mädchen Ofelia, das dem Grauen des Alltags entfliehen möchte. Dabei bleibt jedoch unklar, ob es die Parallelwelt wirklich geben soll oder ob es die vergebliche gedankliche Flucht in eine bessere Welt ist? Zudem fehlt es dem fantastischen Handlungsstrang an Erklärungen. Wieso weilt die Prinzessin eines Zauberreichs auf der Erde? Und aus welchem Grund muss sie drei Prüfungen bestehen?
Und auch die Logik erstaunt. Laut der Aufgabenstellung hat Ofelia bei der zweiten Prüfung in zweierlei Hinsicht versagt. Sie hat gegessen und sie hat die Zeit überschritten. Trotzdem räumt der Pan ihr noch eine letzte Chance ein. Das würde bedeuten, dass jemand die Regeln geändert hat. Doch wer? Der Pan selbst ist laut Film nur ein Diener. Er kann es nicht gewesen sein. Und weshalb herrscht die Prinzessin später nur viele Hunderte Jahre, wenn es zuvor heißt, sie wird nach Bestehen der Prüfungen unsterblich sein? Wozu mischt sie Schlafmittel in den Alkohol, wenn das Schlafmittel nicht anschlägt?
Die Charaktere sind Klischees. Die Mutter, die Tochter, der Anführer und die Widerstandskämpferin. Die Rolle der Mutter besteht darin zu kränkeln und im Kindbett zu sterben. Die Bindung zwischen Mutter und Tochter ist erstaunlich dünn; selbst die Dienstmagd Mercedes hat eine engere Bindung zu Ofelia als die leibliche Mutter. Ofelia ist das Bindeglied zwischen den Personen und den Welten. Trotzdem fehlt es ihr - wie auch den restlichen Darstellern - an Ausdruck. Sie zeigt wenig Einfühlungsvermögen für die Situationen. Nun ist es schwer das Talent von Kindern und Jugendlichen einzuschätzen. Vielleicht wird sie auch nur schlecht geführt? Ein naheliegender Gedanke zumal auch die Erwachsenen kaum Bandbreite zeigen. Vidal ist ein gefühlskalter Machtmensch, der nur ein Interesse an seiner Frau hat: Sie soll ihm einen Sohn gebären. Im Zweifelsfall ist das Leben des Kindes zu retten und nicht das der Mutter, befiehlt er. Mercedes, die dritte tragende Rolle, ist die gebeutelte Widerstandskämpferin zwischen den Fronten. Sie erträgt die Situation nur, weil sie insgeheim für die Guten kämpft. Eine Weiterentwicklung der Charaktere gibt es nicht. Sie sind feststehende Klischees. Mich spricht keine der Figuren an und ich fühle mit niemandem in diesem Film mit.
Die Dialoge sind zu oft Phrasen. So sagt der Pan, dass er so viele Namen hatte, dass nur die Elemente sie korrekt aussprechen können. Was hat Korrektheit mit Quantität zu tun? Warum gibt Ofelias Mutter nur Blabla anstelle von Erklärungen ab? So etwas wie "Wenn du eines Tages groß bist, wirst du verstehen." Nun ich bin groß, aber verstehen tue ich das nicht.
Das im Titel erwähnte Labyrinth ist leider keines. Wenngleich Ofelia anfangs gewarnt wird, sie könne sich darin verlaufen und nur mithilfe einer Fee den Weg findet, ist es optisch kein Labyrinth. Die Darsteller werden nur gezeigt, wie sie um einige Ecken biegen und dann am Ziel sind.
Fazit
Alles in allem ist die Erzählung dünn. Für mich eine Aneinanderreihung und Vermischung von klassischen Märchenmotiven und etwas Fantasie. Dem Gesehenen fehlt es an Dichte und Einfühlungsvermögen, stattdessen gibt es Schwarz-Weiß-Malerei, die mich nicht berührt. Das verwendete Stilmittel der Brutalität ist eine Zurschaustellung ohne schlüssige Begründung.
Ich kann nur einen Grund erkennen, weshalb die zwei Gegensätze in einem Film vorkommen: Sie verstärken einander. Einen Sinn sehe ich nicht. Es ist, als würden zwei Handlungsstränge in einem Film gezeigt. Die Aussagen der jeweiligen Handlungen erschließen sich mir nur bedingt. Dass die Menschen unter dem Regime des Diktators Francisco Franco gelitten haben, kann ich mir gut vorstellen. Wobei der Film den Freiheitskampf im Allgemeinen behandelt und dabei austauschbar bleibt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %
Land: Spanien
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 112
Genre: Abenteuer • Drama • Fantasy • Krieg • Mystery
Verleih: Senator Film Verleih
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 22.02.2007
Heimkino: 30.07.2007
Regie: Guillermo del Toro
Drehbuch: Guillermo del Toro
Schauspieler: Ivana Baquero (Ofelia) • Sergi López (Vidal) • Maribel Verdú (Mercedes) • Doug Jones (Faun) • Ariadna Gil (Carmen) • Álex Angulo (Doctor Ferreiro) • Manolo Solo (Garcés) • César Vea (Serrano) • Roger Casamajor (Pedro) • Ivan Massagué (El Tarta) • Gonzalo Uriarte (Francés) • Eusebio Lázaro (Padre)
Produktion: Guillermo del Toro • Álvaro Augustín • Alfonso Cuarón • Bertha Navarro • Frida Torresblanco
Szenenbild: Eugenio Caballero
Kostümbild: Lala Huete
Maskenbild: José Quetglás
Kamera: Guillermo Navarro
Musik: Javier Navarrete
Schnitt: Bernat Vilaplana
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Bild: Senator Film Verleih