Rachels Hochzeit

Kinoplakat Rachels Hochzeit

Der Titel klingt nach romantischer Komödie. Doch die namensgebende Hochzeit ist der Aufhänger für eine Mischung aus Dogmafilm und Familiendrama. Durchweg gut gespielt, in der Hauptrolle glänzt Anne Hathaway, aber inhaltlich ein schwer zu verdauendes Werk.

Wir alle kennen diese Familienfeste, bei denen man anwesend sein muss, aber eigentlich keinerlei Lust dazu hat. So ergeht es auch Kym (Anne Hathaway), die deutlich zeigt, wie wenig Interesse sie an den kommenden Feierlichkeiten hat. Zunächst scheint sie das schwarze Schaf der Familie zu sein. Eine, die Dinge sagt, die man eigentlich nicht sagt. Aber mit der Zeit kippt das Bild. Kym ist zurzeit mal wieder auf Drogenentzug und hat nur für die Hochzeit freibekommen. Sie ist einer dieser Menschen, die ihre Probleme offen vor sich hertragen, statt sie zu lösen, und sie schreckt nicht einmal auf der Hochzeit ihrer Schwester davor zurück, jedem ungefragt ihre Problematik zu unterbreiten. Ihrer Schwester Rachel geht das schon lange auf die Nerven. Unter anderem deshalb, weil der harmoniebedürftige Vater Kym zu oft in Schutz nimmt und stets bemüht ist, die schwelenden Konflikte unter den Teppich zu kehren. Kein Wunder also, dass es zwischen den Schwestern knistert und wiederholt die Funken fliegen. Dadurch tritt sogar die Hochzeit hinter Kyms Problematik zurück.

Kritik

Um es im Ton des Filmes zu sagen: "Hallo, ich heiße Thomas und ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der jeden Tag Krieg geführt wurde." Ich kenne die behandelten Mechanismen aus eigener Erfahrung und maße mir an zu sagen, die Handlung wirkt wie aus dem Leben gegriffen. Dieser Eindruck, als sei der Zuschauer der heimliche Beobachter im Raum, wird durch die wackelige Handkamera noch verstärkt. Unglaubwürdig wirken allerdings die unerhört pointierten, geschliffenen Dialoge und die unübersehbare Völkerverständigung. Da sitzen die unterschiedlichen Nationen einträchtig am Tisch - und geben schauderhafte Gesangs- und Musikeinlagen. Und so steht die Frage im Raum: Wer will das im Kino sehen?

Ich jedenfalls nicht. Und es fällt mir schwer zu sagen, was mich an diesem Film am meisten nervt. Ob es der Eindruck ist, dass die Filmemacher anstatt selbst eine Therapie zu machen, lieber einen Film gedreht haben? Das ist einfacher und tut weniger weh, als die eigenen Probleme anzugehen. Oder sind es die unmotivierten Musikeinlagen? Die religiösen Sprüche? Die plakative Völkerverständigung? Die wackelige Handkamera, die Authentizität vortäuschen soll? Schwer zu sagen. Wirklich ärgert mich an diesem quälenden Film, dass er bei allem Engagement nicht über eine Bestandsaufnahme hinauskommt. Denn trotzdem es eine Art Therapiefilm ist, gibt es keine Entwicklung der Personen und es fehlt der Lösungsvorschlag. Es gibt nicht einmal einen Fingerzeig für eine Lösung der dargestellten Schwester- und Familienkonflikte. Am Ende nehmen sich die Schwestern in die Arme und Kym setzt den Entzug fort. Ende.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: Rachel Getting Married
Land: USA
Jahr: 2008
Laufzeit ca.: 112
Genre: Drama
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 02.04.2009
Heimkino: 03.09.2009

Regie: Jonathan Demme
Drehbuch: Jenny Lumet

Schauspieler: Anne Hathaway (Kym) • Rosemarie DeWitt (Rachel) • Bill Irwin (Paul) • Sebastian Stan (Walter) • Roslyn Ruff (Rosa) • Anna Deavere Smith (Carol) • Annaleigh Ashford (Kassiererin) • Zafer Tawil (Violin Friend) • Beau Sia • Innbo Shim (Wedding Planner) • Eliza Simpson

Produktion: Neda Armian • Marc Platt
Szenenbild: Ford Wheeler
Kostümbild: Susan Lyall
Maskenbild: Louise McCarthy
Kamera: Declan Quinn
Musik: Suzana Perić
Schnitt: Tim Squyres

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

ausreichend
02.04.09
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