The Good German

Kinoplakat The Good German

Steven Soderberghs Huldigung des Film noir ist formal gelungen. Die Schicksale seiner Figuren sind erhöht und stellen sogar die Hintergrundproblematik, des möglichen Ausbruchs eines dritten Weltkriegs, in den Schatten. Die schwarz-weißen Bilder fingen alte Kameraobjektive ein.

"The Good German" spielt im Berlin des Jahres 1945. Der Zweite Weltkrieg ist offiziell beendet, doch in den Köpfen und den Herzen der Menschen ist noch keine Normalität eingekehrt. Jeder ist sich selbst der Nächste und versucht aus der Situation das Beste herauszuholen. Wie brandgefährlich diese Situation ist, merkt auch der amerikanische Kriegskorrespondent Jake Geismar (George Clooney). Bereits kurz nach der Ankunft wird ihm die Brieftasche gestohlen. Allerdings nicht wie er meint am Flughafen, sondern von seinem Landsmann Tully (Tobey Maguire), der als Fahrer für ihn arbeitet. Der nutzt die Papiere als falsche Identität, um ungestört die Sektorengrenzen zu übertreten und Schwarzmarktware zu verhökern. Aktuell schwebt ihm das Geschäft seines Lebens vor: Er will den Russen Emil Brandt ausliefern. Tully weiß zwar nicht, welche Rolle der Mann bei den Nazis spielte, doch ihm ist aufgefallen, dass sowohl Russen als auch Amerikaner nach ihm suchen. Das Geschäft hat zwei Haken: Brandts Witwe Lena (Cate Blanchett), die mittlerweile Tullys Geliebte ist, ist wenig angetan von der Idee. Sie behauptet, ihr Mann sei tot, ohne einen echten Beweis dafür liefern zu können. Außerdem kennt Tully den Aufenthaltsort von Emil Brandt nicht. Die Konsequenz aus seinem falschen Spiel: Man findet ihn am nächsten Morgen erschossen auf. Doch weder die Russen noch die Amerikaner wollen den Fall aufklären. Es scheint, als sei der Tod eines einfachen Soldtaten unwichtig. Das weckt Jakes Instinkt. Er deckt auf, dass es nicht um die Verbrechen eines Kleinganoven geht, sondern darum, den Ausbruch des dritten Weltkriegs zu verhindern, denn Tully hat, ohne es zu wissen, in ein Wespennest gestochert.

Kritik

"The Good German" will die Tradition des Film noir fortsetzen. Formal drückt sich das unter anderem in schwarz-weißen Bildern und Szenentrennern statt harter Schnitte aus. Das ist technisch durchaus gelungen. Obwohl in Farbe gedreht wurde, ist das Ergebnis schwarz-weiß und verschmilzt mit alten Filmausschnitten, die in das neue Material geschnitten wurden. Allerdings läuft dieses Stilmittel unseren Sehgewohnheiten stark zuwider.
Auch die Schauspieler versuchen dem Stil und den Stars der damaligen Zeit nachzueifern. Was unter der Regie von Steven Soderbergh blutleer ausfällt. So wirft sich Cate Blanchett stets in Posen, die gewollt und leer bleiben. Anstatt eine Überhöhung ihrer Rolle zu erreichen, spielt sie belanglos. George Clooney gibt den tapferen allerdings sehr trotteligen Helden, der laufend sehenden Auges in Fallen tappt und unentwegt verprügelt wird. Darum fällt es schwer mit den beiden Hauptdarstellern zu sympathisieren. Den Vogel schießt jedoch Toby Maguire ab, der in seiner Darstellung des gerissenen Kleinganoven kläglich scheitert.

Zu der verfehlten Führung der Schauspieler, kommt der Umstand, dass die hochdramatische Handlung spannungslos umgesetzt ist. Dazu tragen nicht zuletzt die banalen Enthüllungen bei. So ist Lenas Geheimnis kein Staatsgeheimnis, weil man sich denken kann, was sie verbirgt. Es überrascht kaum, dass ihr Mann noch lebt, denn sie führt stets andere Todesumstände an. Und da der Zuschauer durchgängig mehr weiß als der Ermittler bleiben dessen Enthüllungen ohne Aha-Effekt. Des Weiteren ärgern die Fehler hinsichtlich der Ausstattung: So tritt Cate Blanchett unpassender weise stets in großer Abendrobe auf, während sie auf der Flucht ist, in Abbruchhäusern lebt, hungert und sich als Prostituierte verdingt. Es mag zwar so gewesen sein, dass Frauen mit Beziehungen damals gut lebten, doch der Figur fehlen diese Beziehungen. Ebenfalls abträglich: In der englischen Fassung spricht sie deutsch, aber so schlecht, dass es besser wäre, auf diese Passagen zu verzichten. Ebenso wenig leuchtet es ein, dass George Clooney als ehemals deutscher Jude, Deutsch nur noch radebricht, nachdem er einige Jahre im Ausland gelebt hatte. Besser wäre es gewesen, den gesamten Film konsequent in Englisch zu drehen.

Fazit
Der Film "The Good German" will eine Verbeugung vor vergangenen Zeiten und gleichzeitig modern sein, indem er Szenen zeigt, die damals undenkbar waren, etwa Sex und Gewalt. Die Erzähl-Perspektive wechselt mit den Personen, statt bei der Hauptperson zu verweilen. Das ergibt ein Kunstprodukt, das eher ein Nachahmen ist, als etwas Neues. Künstlerisch … aber …
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 105
Genre: DramaKrimi
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 01.03.2007
Heimkino: 03.07.2007

Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Paul Attanasio
Literaturvorlage: Joseph Kanon

Schauspieler: George Clooney (Jake Geismer) • Cate Blanchett (Lena Brandt) • Tobey Maguire (Tully) • Beau Bridges (Colonel Muller) • Tony Curran (Danny) • Leland Orser (Bernie) • Jack Thompson (Breimer) • Robin Weigert (Hannelore) • Ravil Isyanov (General Sikorsky) • Christian Oliver (Emil Brandt) • Dave Power (Lieutenant Schaeffer) • Don Pugsley (Gunther)

Produktion: Ben Cosgrove • Gregory Jacobs
Szenenbild: Philip Messina
Kostümbild: Louise Frogley
Maskenbild: Julie Hewett
Kamera: Peter Andrews
Musik: Thomas Newman
Schnitt: Mary Ann Bernard

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

ausreichend
01.03.07
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