The New World

Kinoplakat The New World

Der Film erzählt eine klassische Liebesgeschichte, in der sich Mann und Frau lieben, aber nicht finden dürfen. Ungewöhnlich daran ist die Konstellation. Sie ist Pocahontas, er der weiße Siedler Smith.

Regisseur Terrence Malick inszeniert die Legende der Indianer-Prinzessin neu. Es beginnt mit der Anlandung weißer Siedler an der Küste, die heute als der amerikanische Staat Virginia bekannt ist. Unter Deck des Schiffes liegt Captain John Smith (Colin Farrell) in Ketten. Er soll alsbald gehängt werden, wegen Aufruf zur Meuterei. Doch Kapitän Newport (Christopher Plummer) lässt Gnade walten und Smith darf sich bewähren.
Die Neuankömmlinge gründen ihre Siedlung Jamestown, die zunächst aus einem behelfsmäßigen Fort besteht. Die großen Goldschätze, wegen der sie kamen, werden nicht gefunden. Dafür zieht das Elend herein: Krankheit und Hunger raffen die Menschen dahin. In ihrer aussichtslosen Lage fahren sie zweigleisig. Newport bricht nach England auf, um Verstärkung und Vorräte zu holen, wird erst im kommenden Frühjahr zurückkehren. Derweil soll Smith Kontakt mit den Indianern aufnehmen. Die nehmen ihn gefangen und nur das Interesse von Pocahontas rettet ihm das Leben. Die Lieblingstochter des Stammeshäuptlings der Powhatan verliebt sich in den Fremden.

Mithilfe der Indianer gelingt es Smith sein Volk zu retten. Die Eingeborenen versorgen die Siedler mit Lebensmitteln - unter der Auflage, dass die Fremden das Land im Frühjahr wieder verlassen. Doch das Versprechen kann Smith nicht halten, denn im Frühjahr kehrt Newport tatsächlich zurück. Als die Indianer dem gewahr werden, greifen sie an, doch Pocahontas hat Smith gewarnt. Das bringt den Siedlern den Sieg, doch für ihre Liebe ist es zu spät. Smith wird nach England zurückberufen und flüchtet in eine Lüge. Einige Wochen nach seiner Abreise wird Pocahontas, die mittlerweile als Faustpfand unter den Siedlern lebt, mitgeteilt, er sei ertrunken.

Da ihr Herz gebrochen ist, geht Pocahontas eine Verstandesehe mit dem Tabakpflanzer John Rolfe (Christian Bale) ein. Mit der Zeit dringt die Legende der Schönen sogar nach England vor und man lädt die junge Familie an den königlichen Hof und bewundert die Exotin in englischer Kleidung. Doch der Besuch soll Pocahontas Schicksal besiegeln: Unerwartet trifft sie den totgeglaubten Smith wieder. Beide erkennen, dass es endgültig zu spät ist für ihre Liebe.

Kritik

Terrence Malick, der das Drehbuch schrieb und Regie führte, wollte einen ganz besonderen Film drehen. Mehr Verständnis für die indianische Kultur schaffen. Die Legende der Pocahontas neu erzählen und Amerika Ideale, wie Freiheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit zurückgeben. Die Filmsprache soll ausgesprochen naturalistisch und dabei poetisch sein.
Für mich hat sich Malick an seinen eigenen Ansprüchen verhoben. Leider gefallen mir ausgerechnet die drei Punkte gar nicht, die ihn erheben sollen. Weder die epische Inszenierung, noch die Philosophie oder die Darstellung der Indianer. Natürlich kann man daraus einen Umkehrschluss ziehen und es wird Cineasten geben, denen "The New World" gerade deshalb besonders gut gefällt.

Zur Völkerverständigung wird der Film kaum etwas beitragen, denn auch hier findet keine Verschmelzung der Kulturen statt, bei der beide Teile das Beste ihrer Welt beitragen, sondern die neuen Siedler unterjochen die bestehende Kultur. Das ist in vielen Belangen, wie etwa der Kleidung ausgesprochen unsinnig. Zudem bleibt offen, was die Indianer in diese Ehe hätten einbringen können? Abgesehen von ihrer eigenwilligen Naturverbundenheit bieten sie im Film nicht viel. Und die macht einen esoterischen und gleichzeitig inszenierten Eindruck, wie das Film gewordene Wunschdenken eines Kreativen.

Dasselbe trifft auch auf die Erzählweise zu. Anstelle einer Erzählerstimme, sprechen die Hauptdarsteller selbst. Das wirkt ein wenig seltsam, weil sie alle Philosophen zu sein scheinen. Davon abgesehen bleiben ihre Gedanken zu alltäglich. So monologisiert Pocahontas ständig Triviales mit der Mutter Erde. Bezeichnet Smith als göttlich und so weiter. Ihr Werben kann allerdings nicht nur romantisch gedeutet werden, denn es ist, von einer anderen Warte betrachtet, in der Konsequenz sehr moralisch: Die Indianer sind ebenso keusch, wie die Siedler. Die Indianer laufen unter ihren Lendenschürzen zwar mit nackten Hintern herum und die Männer zeigen bloße Oberkörper, doch jegliche Nacktheit, die im weitesten Sinne erotisch wirken könnte, bleibt ausgespart. Nicht einmal innige Küsse sind erlaubt.

Wie in einer Oper folgt im Film Arie auf Arie, wodurch die Handlung nicht auf den Punkt kommt. Ich mag zwar epische Filme (siehe "Das Mädchen mit dem Perlenohrring"), aber nicht, wenn sie inhaltsleer sind. Mit der Zeit wirken die anfangs so schönen wie mächtigen Bilder leer, weil nichts Handfestes geschieht. Esoterisch gesprochen driftet der Film nur sphärisch dahin ohne Erdung. Unvereinbar damit sind die wenigen Entwicklungen, die vollkommen ruckartig geschehen und Brüche ergeben. Nach einem Schnitt oder Szenenwechsel, spricht Pocahontas die Sprache der Siedler, oder wickelt ihr bereits mehrere Wochen altes Baby.

Die Darsteller hätten viele Scharten auswetzen können. Colin Farrell gibt sich zwar alle Mühe extrem melancholisch zu gucken, doch die zu erwartende innere Zerrissenheit lässt er vermissen. Q'orianka Kilcher als Pocahontas spielt fast den gesamten Film über mit nur einem Gesichtsausdruck.

Fazit
Der Film "The New World" ist eine klassische Liebesgeschichte, die sich durch einige Punkte von den meisten anderen Produktionen abhebt. Allerdings sind diese Unterschiede derartig gravierend, dass er dadurch steht oder fällt. Das wiederum ist natürlich vom Betrachter abhängig.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 133
Genre: AbenteuerHistorieRomantik
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 02.03.2006
Heimkino: 07.07.2006

Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick

Schauspieler: Colin Farrell (Captain Smith) • Q'orianka Kilcher (Pocahontas) • Christopher Plummer (Captain Newport) • Christian Bale (John Rolfe) • August Schellenberg (Powhatan) • Wes Studi (Häuptling) • David Thewlis (Wingfield) • Yorick van Wageningen (Captain Argall) • Raoul Max Trujillo (Tomocomo ) • Michael Greyeyes (Rupwew) • Kalani Queypo (Parahunt) • Ben Mendelsohn (Ben) • Noah Taylor (Selway) • Brían F. O'Byrne (Lewes) • Ben Chaplin (Robinson)

Produktion: Sarah Green
Szenenbild: Jack Fisk
Kostümbild: Jacqueline West
Maskenbild: David Atherton
Kamera: Emmanuel Lubezki
Musik: James Horner
Schnitt: Richard Chew • Hank Corwin • Saar Klein • Mark Yoshikawa

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
02.03.06
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