Tides

Kinoplakat Tides

Tides hat den richtigen Zeitpunkt abgepasst, denn im Jahr 2021 ist der Klimawandel nicht mehr zu leugnen. Da kommt eine düstere Zukunftsversion, in der die Menschen die Erde in eine Wüstenei verwandelt hat, gerade recht. Vielversprechend auch, dass eine starke Frau die Hauptrolle übernimmt. Aber können Europäer Endzeitszenarien?

In einer fernen Zukunft hat die Menschheit die Erde verlassen und eine Heimat auf dem Planeten Kepler 209 gefunden. Das sichert das vorübergehende Überleben, aber die Menschen sind dort unfruchtbar geworden und müssen auf die Erde zurückkehren, wollen sie überleben. Um zu prüfen, wie der Zustand der Erde ist, die die Menschen unbewohnbar gemacht haben, schicken sie Astronauten los. Das zweite Team besteht aus Tucker und Blake. Der männliche Astronaut scheidet kurz nach der Landung freiwillig aus dem Leben und die Astronautin Blake hält durch – für die Gemeinschaft. Doch als sie auf der Erde Revolutionäre trifft und Vertreter des Kepler-Regimes, wird ihr klar, auf welcher Seite sie steht.

Kritik

Kurz und knackig und dabei distanziert erzählt der Film seine Geschichte, vernachlässigt die einzelnen Schicksale und erschwert leider ein Mitfühlen. Die Interaktion zwischen den Menschen ist reduziert und die Fallhöhe der bösen Charaktere reduziert. Die Dialoge sind gerne steif und passten besser zu einem Kammerspiel. Die Schauspielerinnen und Schauspieler treten hinter dem Ganzen zurück, reden zu viel und spielen zu wenig. Wendungen treten abrupt ein, aus Feindinnen werden Verbündete. Regelrecht enttäuschend ist die Szene, in der Vater und Tochter einander nach mehr als zehn Jahren wiedersehen und sich so wenig zu sagen haben.

Unangenehm fällt die Verwendung der vielen Klischees auf. Es müsste nur der Satz "Für die Gemeinschaft" ausgetauscht werden durch: "Für den Führer" und der Film spielte in der Vergangenheit. Eine Botschaft wird anfangs klar angesprochen, indem die Menschen die Erde unbewohnbar gemacht haben. Aber der Aspekt des Umweltschutzes beziehungsweise der respektvolle Umgang mit der Natur ist nicht das dominante Thema.

Überzeugen kann die Logik nicht. Die Begründung echte Menschen anstelle von Drohnen auf eine Mission zu schicken ist dünn: Die Astronauten sollen bei sich selbst messen, ob sie wieder fruchtbar sind. Fraglich bleibt, woher die auf der Erde lebenden Menschen Nahrung bekommen, woher sie Treibstoff, Strom und Trinkwasser beziehen. Oder warum sie der Leiche eine Seebestattung auf einem Floss spendieren, obwohl die Ressourcen knapp sind. Und warum haben die Rebellen in der verhältnismäßig kurzen Zeit eine eigene Sprache entwickelt?

Optisch kann "Tides" überzeugen, geizt jedoch mit Handlungsorten. Die Bauten gefallen, aber groß wird der Film auch im Kino nicht. Die Bildsprache ist zu deutlich. Beispielsweise werden Gefangene wie auf der Rampe von einem Mitläufer aussortiert. Auch die Giftkapsel spielt eine Rolle.

Fazit
Der Film stellt eine große Frage: Haben wir Menschen es verdient auf der Erde zu leben? Mutig, aber eine Antwort gibt der Film nicht. Er pendelt zwischen starken und müden Momenten. Optisch kann er gefallen, inhaltlich bleibt er unbefriedigend.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Haven – Above Sky • The Colony
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Laufzeit ca.: 104
Genre: Science-FictionThriller
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 26.08.2021
Heimkino: 17.02.2022

Regie: Tim Fehlbaum
Drehbuch: Tim Fehlbaum • Mariko Minoguchi • Jo Rogers

Schauspieler: Nora Arnezeder (Blake) • Sarah-Sofie Boussnina (Narvik) • Iain Glen (Gibson) • Sope Dirisu (Tucker) • Joel Basman (Paling) • Sebastian Roché (Blakes Vater) • Bella Bading (Maila) • Hong Indira Rieck (Holden) • Luna Mwezi (Mädchen) • Stanley I. Walker Jr. (Raider) • Eden Gough (Neil) • Nicola Perot (Oogklap)

Produktion: Philipp Trauer • Ruth Waldburger • Thomas Wöbke
Szenenbild: Julian R. Wagner
Kostümbild: Leonie Zykan
Maskenbild: Frauke Pira • Chris Rossa • Sabine Schumann
Kamera: Markus Förderer
Musik: Lorenz Dangel
Schnitt: Andreas Menn

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Bild: Constantin Film

1 customer review

befriedigend
28.07.21
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