Contra

Kinoplakat Contra

Eine entschiedene junge Studentin trifft auf einen rassistischen Professor, der keinen Hehl daraus macht, was er über sie denkt. Doch die Verachtung von Minderheiten könnte ihm dieses Mal den Kopf kosten. Es sei denn, er hilft ausgerechnet der Studentin bei einem Debattier-Wettbewerb zu bestehen. Aus der spannenden Ausgangslage entsteht in der deutschen Bearbeitung einer französischen Vorlage leider nur wenig.

Naima Hamid ist entschlossen, eines Tages als Rechtsanwältin zu arbeiten. Ihr Bruder zweifelt daran, dass sie es schaffen wird, weil sie den falschen Namen und die falsche Abstammung hat. Der erste Studientag scheint die Vorahnungen zu bestätigen: Naima kommt zu spät zur Vorlesung des rassistischen Professors Doktor Richard Pohl, der der jungen Frau sogleich eine Kostprobe seines Menschen verachtenden Zynismus gibt. Das Video davon geht online und wegen Wiederholung droht dem Prof. Dr. die Suspendierung. Die kann er vielleicht umgehen, wenn er eine gute Tat tut und Naima dabei unterstützt an Debattier-Wettbewerben teilzunehmen. Nur einige Runden, dann fliegt sie raus, denkt der Prof. Dr. Doch es kommt anders, denn Naima hat das Talent und den Willen.

Kritik

Die deutsche Komödie ist eine Neuverfilmung der französischen Komödie "Die brillante Mademoiselle Neïla" und muss den Vergleich mit dem Original leider scheuen. Wo das Original auf Biss setzt, versucht die deutsche Fassung mit Weichspüler zu punkten. Die Neuverfilmung ist hipper, moderner, mit viel Musik unterlegt und auf in Deutschland lebendes Publikum zugeschnitten. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf der Reibung zwischen Professor und Studentin, sondern auf allgemeinem Themen.
Daran ist bedauerlich, dass Klischees den Biss ersetzen sollen. Intelligente Menschen tragen Brillen. Eine blonde Deutsche mit altdeutscher Flechtfrisur hält eine fremdenfeindliche Rede und wird dafür mit Suspendierung vom Wettbewerb bestraft. Nilam Farooq als Naima Hamid hält viele spannungsarme Reden, die zufällig Themen wie Islamismus und Terror behandeln. Um nur einige Beispiele zu nennen. Was die Handlung leider vermissen lässt, ist die Lust an einer gepflegten Streitkultur, wie sie "Die brillante Mademoiselle Neïla" zeigt.

Schade auch die mangelnde Ausgestaltung der Geschichte. Eine Ausarbeitung, wie die Zusammenarbeit beide verändert, lässt der Film leider außer Acht. Am Ende versichern sich beide, dass sie einander schätzen, eben weil die Gegenseite so ist, wie sie ist. Und es steht die Frage im Raum: Warum zum Teufel wird das nur erzählt und nicht gezeigt? Probleme der Familie werden in Nebensätzen angesprochen und aus welchen tiefgekühlten Gründen nicht ausgebaut?

Etwas besser als die Handlung gefällt das Schauspiel. Christoph Maria Herbst spielt seine Rolle gut, innerhalb der Grenzen, die das entschleunigte Drehbuch ihm setzt. Seiner Person fehlt der Ausbau und Herbst bietet zwangsläufig eine eindimensionale Figur, deren Vergangenheit in wenigen Sätzen begründet, warum er ein Zyniker geworden ist. Die gegenwärtige Problematik spielt kaum eine Rolle und wird erst gegen Filmende erzählt (aber nicht dargestellt). Nilam Farooq als Naima Hamid verkörpert eine freundliche junge Frau wie aus dem Lehrbuch des Schauspiels und es fällt schwer zu glauben, dass diese Frau die Entschlossenheit hat, die sie haben müsste. Das Drehbuch bietet auch ihr leider zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Regisseur Sönke Wortmann bringt hübsche Bilder auf die Leinwand.

Fazit
Schade: Aus der bissigen Vorlage macht die deutsche Produktion gepflegte Langeweile. Der beabsichtigt der Kritiker die Existenzberechtigung nicht abzusprechen, aber diese Komödie einer Zielgruppe zu empfehlen fällt ihm schwer. Für junges Publikum fehlen die Anknüpfungspunkte. Älteres Publikum, dass auf eine gepflegte Debatte hofft, ist mit "Der brillanten Mademoiselle Neïla" besser bedient. Hinweis: Wegen Corona verschob der Verleih den Start um runde zehn Monate auf Oktober 2021.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Deutschland
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 103
Genre: Komödie
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 28.10.2021
Heimkino: 07.04.2022

Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Doron Wisotzky • Victor Saint Macary • Yaël Langmann • Noé Debré • Yvan Attal

Schauspieler: Nilam Farooq (Naima Hamid) • Christoph Maria Herbst (Prof. Dr. Richard Pohl) • Hassan Akkouch (Mo) • Ernst Stötzner (Präsident Prof. Dr. Alexander Lamprecht) • Myriam Abbas (Lial Hamid) • Mohamed Issa (Junis Hamid) • Stefan Gorski (Benjamin) • Lieke Hoppe (Johanna) • Fatima Naji (Großmutter) • Mustafa Sheikh (Ali) • Cristiano Papasimos (Abu) • Akim Schödel (Jamal)

Produktion: Christoph Müller • Tom Spieß
Szenenbild: Cordula Jedamski
Kostümbild: Annegret Stößel
Maskenbild: Mirjam Himmelsberger • Iris Müther
Kamera: Holly Fink
Ton: Sylvain Rémy
Musik: Martin Todsharow
Schnitt: Martin Wolf

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Bild: Constantin Film

1 customer review

Befriedigend
03.10.21
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