Wehe, wenn sie losgelassen: Löwe Samson und seine Freunde müssen in der Wildnis Samsons Sohn retten. Dumm nur, dass die Zoobewohner die Wildnis bislang nur vom Hörensagen kennen. Und was man unternimmt, wenn man von einer Herde wild gewordener Gnus begegnet gehört ebenfalls nicht zum Allgemeinwissen.

Der Film "Tierisch Wild" beginnt im New Yorker Zoo. Hier erzählt Löwe Samson seinem Sohn Ryan Tag für Tag die tollsten Geschichten aus der Wildnis. Doch der Vater, der der absolute Star des Zoos ist, prahlt nicht nur mit seinen Heldentaten, sondern er kann auch brüllen wie kein Zweiter! Sein Sohnemann hingegen bringt nur klägliches Miauen zustande. Eigentlich ist das seinem Alter angemessen, doch der Vater sieht in seinem heranwachsenden Sohn einen Schwächling. Und der unterschätzte Sohn wiederum unternimmt alles, um endlich so laut und furchterregend brüllen zu können wie sein Vater. In seiner Verzweiflung löst er eines Abends eine Stampede aus und versteckt sich danach vor Scham in einem Container. Das war keine gute Idee, denn der Container wird am nächsten Morgen abgeholt und verschifft.

Jetzt ist es an Vater Samson den Junior zu retten. Bei Nacht bricht er auf und entdeckt, dass New York City ein wirklich heißes Pflaster ist. Doch dank der Hilfe seiner Freunde, dem stets schlecht gelaunten Koala Nigel, gefolgt von dem quirligen Eichhörnchen Benny, das in die Giraffendame Bridget verliebt ist und der geistig minderbemittelten Anakonda Larry, gelangen die Fünf bald an die Docks. Vom Hafen aus verschlägt es sie auf ein Schiff und anschließend in die Wildnis. Hier versucht Samson seine natürlichen Raubtierinstinkte wieder zu erwecken - was ihm nicht so ganz gelingen will.

Kritik

Schon nach wenigen Filmminuten erinnert der Film an "Madagascar", sogar die Tanznummer kommt vor. Da Filme natürlich Vorbereitungszeit und Produktionszeit benötigen, ist es unwahrscheinlich, dass "Madagascar" einfach kopiert wurde. Dennoch bleibt die Frage offen, weshalb die Drehbücher sich derartig stark ähneln? Wer hat da bei wem durchs Schlüsselloch geschaut?

Die größten Unterschiede der Produktionen liegen in der Erzählweise. Wo "Madagascar" comichaft vorgeht, versucht "Tierisch wild" es mit typisch Disney sowie Überspitzung und Destruktivität. Es gibt ein Quintett, das in die Wildnis aufbricht. Den Charakteren - um nicht zu sagen dem Film als solchem - fehlt jedoch der rechte Charme. Der ewig mürrische Koala zum Beispiel nervt und die durchgeknallten Gnus wirken für einen Familien-Film zu destruktiv - wie auch die fiesen Straßenköter. Seltsam mutet auch die Idee an, dass die Freunde in einer Müllpresse fast zu Tode gequetscht werden.

Obwohl ich von einem Animations-Film keinen übermäßigen Realismus erwarte, ist für meinen Geschmack die Geschichte zu konstruiert. Die Liebesaffäre zwischen der Giraffe und dem Eichhörnchen sorgt noch für einige Gags. Doch wer um alles in der Welt ist auf die Idee gekommen, dass Gnus dem Wahn verfallen, endlich an der Spitze der Nahrungskette stehen zu können und zu Fleischfressern werden? Und wenn ein Löwenvater seinen Sohn nicht akzeptiert, weil der noch ein Kind ist, dann ist das traurig, aber nicht komisch, denn leider gibt es im realen Leben genügend Eltern, die ihre Kinder überfordern.

Fazit
"Tierisch wild" ist brachial komisch und darum so gar nicht mein Geschmack; Kinder mögen das vielleicht anders sehen. Lobenswert ist der Fortschritt der Technik, denn Fell sieht jetzt endlich wie echtes Fell aus.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %

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Bild: Buena Vista