Todeszug nach Yuma

Kinoplakat Todeszug nach Yuma

Der Western ist tot. Es lebe der Western 2.0. Von fast allem darf es hier ein bisschen mehr sein. Russell Crowe mimt den unterkühlen Verbrecher Ben, der endlich an den Galgen gebracht werden soll. Doch Bens Bande setzt alles daran, ihren Boss während der Überstellung freizubekommen. Das zieht jede Menge bleihaltiger Luft nach sich.

Eigentlich mag ich keine Western. Und für gewöhnlich kann ich Russell Crowe wenig abgewinnen. Doch in "Todeszug nach Yuma" verkörpert er den selbstgefälligen Banditen derartig gut, dass er auch mich überzeugt. An seiner Seite fällt Christian Bale als Rancher ein wenig ab, doch insgesamt ist der Film stimmig und bis zum Ende spannend.

Selbstverständlich bietet er alle Parameter, die einen richtigen Western ausmachen. Da sind Männer noch Männer und Frauen noch Frauen. Es gibt es den aufrechten Rancher, der sein Land verliert, weil die Eisenbahn gebaut wird. Schuld ist freilich der fiese Großgrundbesitzer. Fehlen darf natürlich auch die Postkutsche nicht. Und die wird gleich zu Filmbeginn ausgeraubt. Selbstredend von dem skrupellosen Banditen Ben Wade (Russell Crowe) und seiner Bande. Dass die besonders rücksichtslos, aber nicht besonders helle vorgeht, sei dem Film geschuldet. Doch so verknüpft die Handlung geschickt das Schicksal des gebeutelten Ranchers mit dem des steckbrieflich gesuchten Banditen. Die erste Begegnung läuft - wie das unter Männer so üblich ist - kühl und distanziert ab. Man taxiert sich: Der Bandit verachtet den Rancher, weil der sich unterjochen lässt und eine grundehrliche Haut ist. Der Rancher wiederum ächtet den Banditen, weil der sich einfach nimmt, was er haben will. Natürlich hegen beide insgeheim Respekt und eine gewisse Sympathie füreinander - doch das kommt erst später zum Tragen.

Zunächst stellt sich der überhebliche Ben selbst ein Bein, indem er ein Schäferstündchen mit der schönen Alice (Gretchen Mol) einlegt, die den Saloon betreibt. Das soll ihm schlecht bekommen, denn die Hand des Gesetzes ergreift ihn und beschließt, Ben Wade in den "3:10 to Yuma" (so der englische Originaltitel) zu stecken, damit der Zug ihn ins Gefängnis bringt. Eine Handvoll tapferer Männer wird ihn zum Bahnhof eskortieren und dafür sorgen, dass der Bandit an den Galgen kommt. Einer von ihnen ist Dan Evans (Christian Bale), der seit einer Verletzung in der Armee hinkt. Wie es nicht anders zu erwarten stand, geht der Ritt (unter anderem durch Indianergebiet) nicht ohne Zwischenfälle ab. Und je näher die Männer dem Ziel kommen, desto mehr von ihnen sterben, bis am Ende nur noch Ben und Dan übrig sind. Dadurch gelingt es dem Film bis zur letzten Minute spannend zu bleiben, weil stets die Möglichkeit im Raum steht, dass Dan umfällt und sich den Banditen anschließt. Nicht weil er ein wankelmütiger Charakter wäre, sondern weil Ben nicht nur ein durchtriebener Bandit ist, sondern Menschen durchschaut und mit ihnen Psychospielchen treibt. Zu Dans Leidwesen beeindruckt Ben auch die holde Weiblichkeit mit links und selbst Dans Frau wird in der Gegenwart des Banditen zu Wachs.
Was jetzt noch fehlt, ist der Showdown. Der erfolgt kurz vor Erreichen des Zuges. Hier ist dem Drehbuch ein weiterer guter Kniff gelungen (soll nicht verraten werden). Nur so viel: Im Gegensatz zum klassischen Western tragen die Männer keine Präzisionswaffen, sondern verzogene Schießprügel und treffen nur mit Glück. Hiervon ausgenommen sind natürlich der coole Revolverheld, der stets trifft, und Ben Wade.

Es ist im Film vieles, doch nicht alles beim Alten geblieben. Das Meiste ist stark überhöht worden. Die Rollen sind zwar weiterhin Schablonen, doch selten sind Banditen dermaßen kaltblütig. So legt Ben auch Bandenmitglieder um, sobald sie eine Regel verletzen. Nach dem Motto: Jeder in der Bande ist austauschbar - außer Ben Wade und der bin ich. Ungewohnt ist allerdings, dass die Männer sich gegenseitig in die Karten schauen lassen; also ihr Seelenleben ausbreiten. So begründet das Drehbuch die, stellenweise etwas seltsam anmutende, Verbrüderung der zwei Hauptdarsteller. Wirklich störend sind die kleinen Schnitzer letzten Endes nicht. So vergisst Christian Bale manchmal zu humpeln oder springt mit seinem Holzbein sogar von einem Hausdach aufs nächste.

Fazit
Es lebe der Western 2.0!
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: 3:10 to Yuma
Land: USA
Jahr: 2007
Laufzeit ca.: 117
Genre: AbenteuerActionKrimiWestern
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 13.12.2007
Heimkino: 29.05.2008

Regie: James Mangold
Drehbuch: Halsted Welles • Michael Brandt • Derek Haas

Schauspieler: Russell Crowe (Ben Wade) • Christian Bale (Dan Evans) • Logan Lerman (William Evans) • Dallas Roberts (Grayson Butterfield) • Ben Foster (Charlie Prince) • Peter Fonda (Byron McElroy) • Vinessa Shaw (Emma Nelson) • Alan Tudyk (Doc Potter) • Luce Rains (Marshal Weathers) • Gretchen Mol (Alice Evans) • Lennie Loftin (Glen Hollander) • Rio Alexander (Campos) • Kevin Durand (Tucker)

Produktion: Cathy Konrad
Szenenbild: Andrew Menzies
Kostümbild: Arianne Phillips
Maskenbild: Jane Galli
Kamera: Phedon Papamichael
Musik: Marco Beltrami
Schnitt: Michael McCusker

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

gut
13.12.07
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