Total Recall

Kinoplakat Total Recall

Die Neuverfilmung der Kurzgeschichte von Philip K. Dick lockt mit gigantischen Effekten und Tricks. Colin Farrell als Mann aus dem Volk wird unversehens zum Kämpfer für das Gute. Die bisherige Welt in Sekunden auf den Kopf gestellt und seine Frau zur Killerin.

Douglas Quaid (Colin Farrell) lebt in dem Glauben ein ganz normaler Mensch der Arbeiterklasse zu sein. Um seinem tristen Dasein als Malocher zu entfliehen, geht er zu einer Firma, die verspricht, jede gewünschte Erinnerung im menschlichen Gehirn künstlich erzeugen zu können. Die einzige Bedingung dabei: Der Wunsch darf keinen Bezug zur Realität haben. Douglas wählt die Erinnerung als Spion aus. Im letzten Moment versucht man den Vorgang abzubrechen - doch schon stürmt eine Spezialeinheit den Laden. Douglas hopst vom Stuhl und macht die Angreifer nieder.

Zu Hause erzählt er seiner Frau Lori Quaid (Kate Beckinsale) von dem seltsamen Vorfall. Und die reagiert ganz anders als erwartet. Statt Trost zu spenden, versucht sie Douglas zu erwürgen. Der kann im letzten Moment fliehen und es bricht eine Verfolgungsjagd an, die bis Filmende andauert. Während Douglas immer wieder im letzten Moment um Haaresbreite entkommen kann, deckt er eine Verschwörung auf, an der er Anteil hat. Er ist Teil des Spiels mit gezinkten Karten.

Kritik

Der Film wirft eine spannende Frage auf: Wenn ich die Wahl habe wieder der zu werden, der ich einst war oder der zu bleiben, der ich mittlerweile bin, wie entscheide ich dann? Leider ist die Entscheidungsfindung für den Zuschauer wenig spannend, denn die Frage steht im Raum und ist gleichzeitig beantwortet. Von Anfang an ist klar, dass es hier nicht um einen Albtraum geht, aus dem Hauptdarsteller irgendwann erwacht. Genauso wenig zweifelt der Zuschauer daran, dass Colin Farrell nicht der Topspion mit Gedächtnisverlust ist und seine Entscheidung für die Seite der Guten so eindeutig ist, wie dass die Guten am Ende gewinnen werden. Es gelingt dem Film nicht im Zuschauer Zweifel zu sähen und durch Ungewissheit Spannung zu erzeugen. Das wird in der Szene besonders deutlich, in der Douglas in eine unglaubwürdige Falle gelockt werden soll. Diese Falle ist so offensichtlich, dass man auch ein Warnschild aufstellen könnte.

Was den Zuschauer unterhalten soll, ist die überlange Verfolgungsjagd. Die gestaltet sich als gigantisches Effektgewitter ohne Unterbau. Statt eine Geschichte zu erzählen, hetzen die Guten, stets verfolgt von den Bösen, von einer Szene zur nächsten. Das ergibt Spannung und Action und wirft ebenso viele Fragen auf. So ist die Stadt bis in alle Winkel mit Technik vollgestopft. Nur eine Kameraüberwachung auf öffentlichen Plätzen fehlt. Die würde das Gerenne abkürzen, wenn nicht sogar überflüssig machen. Genauso wie ein unter die Haut gespritzter Chip, mit dem man Menschen orten kann. Statt eines Chips wurde Douglas ein Handy in den Handteller implantiert. Was zu absurd albernen Szenen führt, wenn Menschen mit einer leuchtenden Hand telefonieren. Alles in allem kommt die Handlung von "Total Recall" über den Status von Füllstoff nicht hinaus.

Colin Farrell als Douglas hat dabei noch Glück, denn seine Rolle wird wenigstens angerissen. Während Kate Beckinsale aus irgendeinem tiefgekühlten Grund furchtbar böse auf ihn ist und ihn tot sehen möchte. Was ihr bis zum Ende des Films nicht gelingt. Sie beginnt als Rolle zu nerven, denn wie eine Katze hat sie sieben Leben. Egal ob Unfälle, Stürze, Bombenexplosionen oder Kugelhagel - ständig taucht sie wieder auf und sieht aus, als käme sie gerade frisch vom Friseur. Nicht viel besser ergeht es Jessica Biel als Melina. Sie spielt das typische Anhängsel, das mal ein bisschen helfen darf und im richtigen Moment Hilfe von einem Mann braucht. Beide Frauenrollen bekommen seltsamerweise keine weitergehende Charakterisierung. Was die Frage aufwirft, ob es bei Beckinsale / Farrell um den Kampf der Geschlechter geht?

Apropos. Wenn ich im Presseheft nachlese, dass fünf Personen am Drehbuch gearbeitet haben, dann frage ich mich, worin ihre Arbeit bestand? Sich auszudenken, welchen Spezialeffekt man in dieser Szene einsetzen kann? Ja, die Effekte und Tricks sind wirklich klasse. Doch sie alleine ergeben noch keinen Film. Und das, was sich da Handlung schimpft, ist konventionell. So führt die U-Bahn zum Untergrund - also zu den Rebellen. Klar in beiden steckt das Wort Untergrund. Und deren Anführer, den man als Erlöser bezeichnen könnte, residiert in einer Kirche. Und das, was er dann zu sagen hat, über den Verstand und das Herz, ist "Esoterik für Anfänger". Schade, denn die Handlung nimmt mich nicht gefangen. Was Colin Farrell ähnlich sieht. Er steht das Ganze erstaunlich gelassen durch.

Fazit
Wenn ich "Total Recall" mit einer Sahnetorte vergleiche, dann ist es so, als hätte man den Boden weggelassen und serviert nur die Sahne. Lecker - aber keine richtige Torte. Nicht zuletzt stößt mir die Scheinheiligkeit der amerikanischen Produktion auf. Das Böse geht nicht von den USA aus, sondern von der United Federation of Britain. Die Freiheitskämpfer wiederum kämpfen um Werte, die man salopp als amerikanische Werte bezeichnen kann.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: USA
Jahr: 2012
Laufzeit ca.: 118
Genre: AbenteuerActionFantasyKrimiMysteryScience-Fiction
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 23.08.2012
Heimkino: 19.12.2012

Regie: Len Wiseman
Drehbuch: Kurt Wimmer • Mark Bomback • Ronald Shusett • Dan O'Bannon • Jon Povill
Literaturvorlage: Philip K. Dick

Schauspieler: Colin Farrell (Douglas Quaid / Hauser) • Kate Beckinsale (Lori Quaid) • Jessica Biel (Melina) • Bryan Cranston (Cohaagen) • Bokeem Woodbine (Harry) • Bill Nighy (Matthias) • John Cho (McClane) • Will Yun Lee (Marek) • Milton Barnes (Widerstandskämpfer) • James McGowan (Military Adjutant) • Natalie Lisinska (Pflegerin) • Michael Therriault (Angestellter)

Produktion: Toby Jaffe • Neal H. Moritz
Szenenbild: Patrick Tatopoulos
Kostümbild: Sanja Milkovic Hays
Maskenbild: Jordan Samuel
Kamera: Paul Cameron
Musik: Harry Gregson-Williams
Schnitt: Christian Wagner

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{joomplucat:442 limit=3|columns=3}Bilder: Sony Pictures

1 customer review

ausreichend
23.08.12
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