Im Film sind 20 Jahre vergangen, seitdem Programmierer Kevin Flynn (Jeff Bridges) verschwunden ist. Während die Mehrheit davon ausgeht, dass er tot ist, glaubt sein Sohn Sam (Garrett Hedlund), dass der Vater noch lebt. Seine Neugier lockt ihn an den alten Arbeitsplatz des Vaters und unversehens wird Sam in eine digitale Welt teleportiert.
Diese hatte sein Vater vor vielen Jahren geschaffen, in der Hoffnung eine bessere Welt erfunden zu haben. Doch dann verlor er die Kontrolle und wurde ein Gefangener. Gemeinsam mit Sam und seiner Schöpfung Quorra (Olivia Wilde) versucht er den Ausbruch.
Kritik
Eine digitale Welt mit ganz eigenen Bewohnern, Bauten und Gesetzen – das lässt Fans von Science Fiction und Fantasy aufhorchen. Der Auftakt erfüllt noch keine Wünsche. Er ist konventionell und vermittelt die Eckdaten der Story. Dann betritt Sam die andere Welt und es folgen fulminante Actionszenen. Die werfen zwar Fragen auf wie die, wie ein Mensch einen Kampf gewinnen kann, dessen Regeln er nicht kennt? Und wie schafft es Sam zu siegen, wenn er sich immer eine Spur zu begriffsstutzig anstellt? Letzteres passiert, damit der Zuschauer das Gefühl hat, mehr zu wissen als der Held.
Zurück zu den Flynns. Vater und Sohn sehen einander nach 20 Jahren Trennung wieder – und haben erstaunlich wenig zu sagen. Auch die Erklärung der digitalen Welt fällt dürftig aus. Da fragt Sam, ob der Vater das alles programmiert habe? Was der Vater verneint und erklärt, dass die derzeitigen Bewohner durch Zufall entstanden seien. Harter Tobak für alle, die wenigstens ein Quäntchen an nachvollziehbarer Logik erwarten. Doch damit hat es "Tron Legacy" so gar nicht. Die Gespräche verlaufen auf einem enttäuschenden Niveau und es macht den Eindruck, dass die Geschichte wenig durchdacht ist. Wieso gibt es in einer digitalen Welt eine Schwerkraft? Wer erzeugt sie und wozu?
Und anstatt ein solides Vater-Sohn-Drama zu entwerfen, welches in einem eigenen Fantasy-Universum spielt, bleibt es bei einem dürftigen, unlogischen Fundament, auf dem fulminante Action und Effekte thronen. Das macht nicht satt und einen eigenwilligen Eindruck. Es kann die Rücksicht vor der immerhin 28 Jahren alten Vorlage sein oder auch ein Ausdruck der Einfallsarmut der Kreativen, denn die Kämpfe mit dem Diskus und die Wettrennen gab es schon in Tron (1982).
So sehr ich mich an der Optik erfreue, so sehr vermisse ich etwas, was mein Interesse weckt. Natürlich soll ich auf der Seite der Guten stehen. Warum? Das Trio bleibt charakterlos. Sam ist von Beruf Sohn. Sein Vater Kevin fiel dem Zen-Buddhismus zum Opfer und Quorra hat den Charme von Nullen und Einsen.
Fazit
Wer schon einmal einen Käsekuchen gebacken hat, der kennt das Problem. Im Ofen sieht der Kuchen fantastisch aus und beim Öffnen der Backofentür fällt er in sich zusammen. Ich würde mich gerne an der Optik erfreuen – doch bei einem derartig unstimmigen Unterbau kann ich das nicht, denn sobald die Kämpfe abebben, fällt der Spannungsbogen in sich zusammen wie der Käsekuchen. Und die Logik von "Tron Legacy" lässt sich auch so beschreiben: Käse.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Jahr: 2010
Laufzeit ca.: 125
Genre: 3D • Abenteuer • Action • Science-Fiction
Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 27.01.2011
Heimkino: 01.06.2011
Regie: Joseph Kosinski
Drehbuch: Edward Kitsis • Adam Horowitz • Brian Klugman • Lee Sternthal • Steven Lisberger • Bonnie MacBird
Schauspieler: Jeff Bridges (Kevin Flynn / Clu) • Garrett Hedlund (Sam Flynn) • Olivia Wilde (Quorra) • Bruce Boxleitner (Alan Bradley / Tron) • James Frain (Jarvis) • Beau Garrett (Gem) • Michael Sheen (Castor / Zuse) • Anis Cheurfa (Rinzler) • Serinda Swan (Sirene) • Yaya DaCosta (Sirene) • Elizabeth Mathis (Sirene) • Yurij Kis (Halbgesicht)
Produktion: Sean Bailey • Steven Lisberger • Jeffrey Silver
Szenenbild: Darren Gilford
Kostümbild: Michael Wilkinson
Maskenbild: Rosalina Da Silva
Kamera: Claudio Miranda
Musik: Daft Punk
Schnitt: James Haygood
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Bild: Walt Disney