Wall Street - Geld schläft nicht

Kinoplakat Wall Street - Geld schläft nicht

Im Jahr 2010 ist es schwer zu beurteilen, ob Manager oder Banker den schlechteren Ruf haben. Nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA im Jahr 2008 haben Banker und Politiker gute Chancen auf einen vorderen Platz der Hitliste der Berufe mit dem größten Verlust an Ansehen in der Gesellschaft, denn beide verantworten die faulen Immobilien-Kredite in den USA.

Was nach Ausbruch der Krise hinter verschlossenen Türen ausgehandelt wurde, wird die Öffentlichkeit nie erfahren. So gesehen ist der Film "Wall Street – Geld schläft nicht" Spekulation. Er zeigt denkbare Situationen und arbeitet das Thema "Finanzkrise" auf, indem er das Geschehen anhand ausgewählter Schicksale erzählt.

ordon Gekko (Michael Douglas) hat acht Jahre im Gefängnis gesessen wegen Insiderhandels, Geldwäscherei und Betrug. In dieser Zeit hat er ein Buch geschrieben, in dem er den Finanzmarkt anklagt. Die menschliche Gier ist demnach schuld an dem, was an der Wall Street schiefläuft. Für das Buch rührt er die Werbetrommel höchstpersönlich und lernt dabei Jake Moore (Shia LaBeouf) kennen. Der arbeitet bei einer Investment-Firma und hat eine Beziehung mit Gordons Tochter Winnie, die als Journalistin für eine politisch linksgerichtete Enthüllungswebseite schreibt. Obwohl Jake weiß, dass Vater und Tochter miteinander gebrochen haben, baut er den Kontakt zu Gordon aus. Der gibt vor, sehr unter der Trennung von seiner Tochter zu leiden und möchte über Jake wieder Kontakt zu Winnie bekommen.

In der Zwischenzeit wird Jakes Arbeitgeber durch absichtlich gestreute Gerüchte in den Ruin getrieben und von einem Konkurrenten für einen Spottpreis aufgekauft. Der Firmengründer begeht Selbstmord und Jake schwört Rache. Er will sich bei der konkurrierenden Firma hocharbeiten und dann, wenn er es geschafft hat, Rache nehmen. Der Plan nimmt Gestalt an – doch dann platzen die ersten faulen Immobilienkredite. Damit nicht genug zeigt Winnies Vater Gordon sein wahres Gesicht. Die Jahre im Gefängnis haben keinen besseren Menschen aus ihm gemacht, sondern er ist ein verbitterter Mann mit dem Wunsch nach Genugtuung.

Kritik

Das Verdienst von Oliver Stones Film ist es, nackte Zahlen und Fakten durch menschliche Schicksale begreifbar zu machen und dem Zuschauer nahezubringen. Der Nachteil dieser Dramaturgie: Die Handlung geht weitgehend gleichförmig dahin und erinnert aufgrund der langen Laufzeit an eine Miniserie. Handwerklich ist das Ganze befriedigend umgesetzt, aber der Spannungsbogen sinkt dann und wann.

Auch wenn ich nicht so weit gehen will, dass man im Nachhinein immer gut reden hat, ist der Vorwurf nicht ganz falsch. Das Drehbuch untersucht zwar Gesichtspunkte wie die unterschiedlichen Motivationen der Investment-Banker. So gibt es den Vernünftigen, der aussteigt, nachdem er sein Ziel erreicht hat. Der Rebell, der sich selbst beweisen will. Es gibt den Gierhals, der nie genug kriegen kann. Nicht zuletzt tritt der klassische alte Firmengründer auf, der seine Firma aus dem Nichts erschaffen hat. Sie alle haben ein Ziel: Geld. Dabei sind ihnen alle Mittel recht. Konkurrenten oder sogar Kollegen werden vernichtet. Der Film zeigt die Finanzwelt als Haifischbecken, in dem jeder jeden frisst.

Doch das Hinterfragen endet ohne Fazit. Was tun am Ende mit dem Geld? In Kunst investieren. Sündhaft teure Wohnungen mieten. Schnelle Motorräder fahren. Oder die Gattin mit teurem Schmuck behängen. Oder das Geld einfach ausgeben – vorausgesetzt man hat die Zeit dazu. So bleibt es bei der Erkenntnis, dass Geld allein nicht glücklich macht. Als Ausweg kennt der Film nur eins: Zeit. Viele im Film wünschen sich Zeit. Aber was macht ein Mensch mit seiner Zeit? Wer schon einmal arbeitslos war kennt das Phänomen, dass zu viel Zeit eine Belastung werden kann, weil sie sinnvoll gefüllt werden möchte. Weiterhin traut sich der Film nicht, zum Umdenken aufzufordern. Es bleibt beim Aufzeigen des gegenwärtigen Zustands, inklusive dem orakelhaften Hinweis, dass früher oder später die nächste Finanzblase platzen wird.

Fazit
Handwerklich ist der Film befriedigend gemacht. Sich bietende Chancen wurden allerdings vertan.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %

Nachtrag: Der Verleih verschiebt den Start von April auf September 2010.


Alternativtitel: Wall Street – Geld schläft nicht • Wall Street – Money Never Sleeps
Land: USA
Jahr: 2010
Laufzeit ca.: 133
Genre: Drama
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 30.09.2010
Heimkino: 05.08.2011

Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Allan Loeb • Stephen Schiff • Stanley Weiser • Oliver Stone

Schauspieler: Michael Douglas (Gordon Gekko) • Carey Mulligan (Winnie Gekko) • Shia LaBeouf (Jake Moore) • Sunil Hirani • Maria Bartiromo (News Host) • Austin Pendleton (Dr. Masters) • Thomas Belesis (Zabel Trader) • Frank Langella (Louis Zabel) • Eric Purcell (Jeweler) • Christian Baha (Hedge Fund Chief) • John Buffalo Mailer (Robby) • Melissa Lee (Newscaster) • Jason Clarke (New York Fed Chief) • Josh Brolin (Bretton James) • Eli Wallach (Julie Steinhardt) •

Produktion: Eric Kopeloff • Edward R. Pressman
Szenenbild: Kristi Zea
Kostümbild: Ellen Mirojnick
Maskenbild: Annemarie Bradley-Sherron • Leslie Fuller • Suzy Mazzarese-Allison • Pat Moore-Theis • Susan Reilly LeHane • Kerrie Smith • Mary Anne Spano
Kamera: Rodrigo Prieto
Musik: Craig Armstrong
Schnitt: David Brenner • Julie Monroe

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

befriedigend
22.04.10
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