Wanda, mein Wunder

Kinoplakat Wanda, mein Wunder

Gut bürgerlich geht es im Haus der reichen Schweizer Familie nur nach außen hin zu. Hinter der Fassade finden kleine und große Dramen statt. Im Zentrum des Geschehens steht die polnische Haushaltshilfe Wanda, die nicht nur den Patriarchen pflegt.

Wanda arbeitet für eine Familie in der Schweiz als Pflegerin – wie so viele ihrer Landsfrauen ist Wanda vierundzwanzig Stunden täglich für die Pflege des Hausherrn verantwortlich. Für den ist sie: Wanda, mein Wunder. Die zurückhaltende Frau nimmt vieles gelassen hin. So genießt ihr Patient die Nähe der jungen Frau zeitweilig zu offensichtlich. Manches erträgt auch Wanda nur schwer. Etwa wenn sie während der Geburtstagsfeier des Hausherrn in der Küche bleiben muss, damit die Gäste sie nicht sehen. Denen spielt die Familie heile Welt vor. Untereinander klappt das weniger gut, denn jeder kennt die Schwächen des Anderen und in gereizten Momenten verliert die Familie der gehobenen Schicht schon mal die Beherrschung. Nach drei Monaten Arbeit legt Wanda eine Zwangspause ein und kehrt nach Polen zurück. Für die Familie unvermittelt kommt sie verändert aus ihrer Heimat in die Schweiz. Wanda ist schwanger und der Vater einer der Männer des Hauses. Der Junior, der sich vor der Welt versteckt und dem ausgestopfte Vögel näher sind als Menschen, hatte schon länger ein Auge auf Wanda geworfen. Aber auch der Senior mit seinen siebzig Jahren könnte der Vater sein. Ein Skandal, der nicht auszudenken wäre!

Kritik

Schon die ersten Minuten lassen erahnen, dass hinter dem schönen Schein Risse lauern, die nur darauf warten aufbrechen zu können. Eine typische Familienstruktur mit unausgesprochenen Wünschen und unerfüllten Bedürfnissen. Eine Bilderbuch-Ehefrau etwa, die nicht nur verheimlicht, dass die Pflege ihres kranken Mannes eine Pflegerin übernimmt. Sie hat ihrem Mann irgendwann die Liebe entzogen, worunter der stark leidet. Doch so krank wie er vorgibt zu sein, ist er nicht. Die zwei missratenen Kinder sind auf unterschiedliche Art am Leben gescheitert. Der Sohn, der eines Tages die Firma übernehmen soll, versteckt sich vor dem Leben. Seine Schwester hat erfolgreich studiert und ist trotzdem mit ihrem Leben von Grund auf unzufrieden. Mittendrin steht Wanda, die allein erziehende Mutter aus Polen, die für Geld vieles über sich ergehen lässt.

Wie in einem Theaterstück erzählt das Kammerspiel seine Geschichte in drei Akten und spitzt die Handlung kontinuierlich zu. Das Erzähltempo ist durchgängig ruhig. Trotzdem empfindet der Film eine Lust daran, seine Figuren zu entlarven, ohne sie zu verletzen, ihnen Schwächen zu geben, die ausgesprochen menschlich sind und vielen von uns bekannt vorkommen dürften. Ebenso wie die behandelten Familienstrukturen. Der Handlung gelingt es dabei surreal und gleichzeitig naturalistisch zu sein. Die Schauspielerinnen und Schauspieler bekommen unterschiedlich viel Raum und ihre Charaktere nicht gleich viel Ausbau. Alles in allem sehenswertes Schauspiel.

Fazit
Im Ergebnis ist "Wanda, mein Wunder" kein Film für die Massen, weil zu unaufgeregt. Es kommen keine neuen Medien darin vor, Telefonie übers Internet ist das Modernste. Es ist ein Werk für Menschen, die Spaß an gut inszenierten Kammerspielen haben.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %

Nachtrag: Verschoben auf den dritten Start im Januar 2022.


Alternativtitel: My wonderful Wanda
Land: Schweiz
Jahr: 2020
Laufzeit ca.: 110
Genre: DramaKomödie
Verleih: X Verleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 06.01.2022
Heimkino: 25.03.2022

Regie: Bettina Oberli
Drehbuch: Cooky Ziesche • Bettina Oberli

Schauspieler: Gottfried Breitfuss (Vizedirektor) • Agnieszka Grochowska (Wanda) • André Jung (Josef) • Marthe Keller (Elsa) • Jacob Matschenz (Gregi) • Birgit Minichmayr (Sophie) • Bruno Rajski (Tomasz) • Iwo Rajski (Jakub) • Anatole Taubman (Manfred)

Produktion: Lukas Hobi • Reto Schärli
Szenenbild: Marion Schramm
Kostümbild: Laura Locher
Maskenbild: Adrienne Chauliac • Ines Ruwoldt
Kamera: Judith Kaufmann
Musik: Grandbrothers
Schnitt: Kaya Inan

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Bild: X Verleih

1 customer review

Gut
06.01.22
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