Anders zu sein als die anderen Jugendlichen kann zur Herausforderung werden. Caraq muss zusätzlich zu den für sein Alter typischen Problemen auch mit dem Umstand klarkommen, dass er ein Gestaltwandler ist. Mal ein menschlicher Junge und mal ein Puma.
Die Neugierde, wie es wohl wäre, ein Mensch zu sein, lässt den jungen Puma Carag zu einem Menschen werden. Fortan ist er ein Woodwalker, also ein Gestaltwandler, der als Mensch sowie als Puma auftreten kann. Seine Pflegefamilie weiß nichts davon und ist erleichtert, als der schwierige Junge die Chance erhält, die Clearwater Highschool zu besuchen.
Im Gegensatz zu seiner Familie erkennt Caraq sofort, welche Möglichkeiten ihm die Schule bietet, denn sie wird von einer Gestaltwandlerin geleitet und ausschließlich von Woodwalkers besucht. Schnell findet Caraq neue Freunde und Gegenspieler. Die Wölfe etwa mögen keine Katzenartigen. Das ist nicht die größte Herausforderung, der sich die Heranwachsenden stellen muss.
Kritik
Die universellen Themen Freunde und den eigenen Platz im Leben finden zu müssen, setzt der Jugendfilm als Abenteuer um. Das lässt an "Harry Potter" denken, doch das Thema ist anders gelagert. Auch die "X-Men" kommen in den Sinn, denn in beiden Fällen sind die Jugendlichen andersartig. Wobei die Woodwalkers geerdeter bleiben. Das ist im aktuellen Fall ein Vorteil. Caraq durchlebt die Probleme eines Neuzugangs am Internat, blamiert sich vor der Klasse und ist in ein Beutetier verliebt. Neben den zu erwartenden Querelen, die der Neuzugang nach sich zieht, muss ein Großteil der Jugendlichen zusammenhalten, um ein Abenteuer zu bestehen. Viel mehr soll nicht verraten werden. Nur so viel: Es ist ärgerlich, dass die kleinen und großen Herausforderungen so wenig Spannung entwickeln.
Etwas schade ist, dass nicht alle Nasen gleichviel Leindwandzeit bekommen. Manche bleiben Nebenrollen, etwa die Raben-Zwillinge Shadow und Wing. Eigenartig erscheint der Umstand, dass der Mäzen der Schule, ein überzeugter Umweltschützer ist, und die "coolen Autos" baut. Sind Autos klimaneutral und verursachen keine Umweltschäden? Hier hätte es wohl stimmigere Ideen gegeben. Laut einer kurzen Recherche im Internet ist wildes Campen in Kanada grundsätzlich erlaubt, im Film bleibt die Szene unstimmig, weil die biederen Städter in einem Hotel besser aufgehoben scheinen und ihre Anwesenheit zu sehr dem Effekt geschuldet ist. Davon abgesehen gefällt, dass das Verhalten der Tiere artgerecht ist und die Naturaufnahmen (aus dem Ostharz) überzeugen.
Um den Film auf dem internationalen Markt verkaufen zu können, spielt die Handlung in Kanada. Das ermöglichte schöne Naturaufnahmen. Trotzdem ist der Film leicht als deutsche Produktion zu erkennen an den holperigen Dialogen und der hölzernen Inszenierung. Besetzt wurden die Rollen nach Aussehen. Hauptdarsteller Emile Chérif ist ein hübscher Junge, fällt neben den gestandenen Schauspielern als blass auf. Weiterhin passen die erwachsenen Rollen schlecht zum Gesamteindruck. Zu Hannah Herzsprung gibt es wenig zu sagen. Oliver Masucci schlägt sich halbwegs tapfer. Bei Martina Gedeck ist das Gegenteil der Fall. Schade auch, dass die Statisten so auffällig Statisten sind.
Fazit
"Woodwalkers" bietet gefällige Ansätze, reizt leider sein Potenzial nicht aus.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 103
Genre: Abenteuer • Familie • Fantasy
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Studiocanal
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 24.10.2024
Regie: Damian John Harper
Drehbuch: David Sandreuter
Literaturvorlage: Katja Brandis
Schauspieler: Emile Chérif (Carag) • Lilli Falk (Holly) • Martina Gedeck (Lissa) • Oliver Masucci (Andrew Milling) • Hannah Herzsprung (Anna Ralston) • Sophie Lelenta (Lou) • Johan von Ehrlich (Brandon) • Lewe Wagner (Nimble) • Finlay Hartinger (Dorian) • Olivia Sinclair (Tikaani) • Emil Bloch (Jeffrey) • Eugen Bauder (Brighteye)
Produktion: Corinna Mehner • Carolin Dassel
Szenenbild: Maximilian Lange
Kostümbild: Katharina Forcher
Maskenbild: Kuno Schlegelmilch
Kamera: Peter Joachim Krause
Ton: Hjalti Bager-Jonathansson
Musik: Anne-Kathrin Dern
Schnitt: Rene Bernbeck
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Bild: Studiocanal