Zodiac - Die Spur des Killers

Kinoplakat Zodiac Die Spur des Killers

Irre, Psychopathen und Serienkiller haben im Kino praktisch immer Kultur. Wenn dann noch David Fincher Regie führte, scheinen alle notwendigen Voraussetzungen für einen Blockbuster beisammen. Und noch ein Gesichtspunkt spricht für diesen Film: Er beruht auf Tatsachen.

Als am 01. August 1969 den San Francisco Chronicle der Brief eines Killers erreicht, stehen den Zeitungsmännern die Haare zu Berge. Der Absender, der sich selbst Zodiac nennt, fordert von mehreren großen Tageszeitungen, Teile einer codierten Botschaft abzudrucken. Andernfalls werde er weiter töten. Um seine Forderung zu untermauern, liefert er in den Briefen Wissen über begangene Morde, das nur die Polizei und dem Killer bekannt ist. Der Chronicle geht einen Kompromiss ein und druckt den Code auf Seite 4. Tatsächlich gelingt es einem Ehepaar die zusammengesetzten Codestücke zu enträtseln. Und so beginnt ein Wettlauf zwischen dem Killer und seinen Häschern, die nicht nur aus den Reihen der Polizei kommen.

Vier Männer stellt der Film bei der Jagd nach dem Killer in den Vordergrund: Aus der Zeitungs-Redaktion den drogensüchtigen, abgebrühten Journalisten Paul Avery (Robert Downey Jr.), den Karikaturisten Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal). Aufseiten der Polizei den ehrgeizigen Inspector Dave Toschi (Mark Ruffalo) und den peniblen Inspector William Armstrong (Anthony Edwards).

In der langen Zeit ihrer Ermittlungstätigkeit von 1969 bis 1991 wird die Jagd nach dem Phantom ihre Leben grundlegend verändern. Vom Abrutschen in die Drogensucht bis zur erfolgreichen Herausgabe eines Buches passiert vieles. Auch die Vorgehensweisen liegen auf dem weiten Spannungsfeld zwischen Kooperation und dem bewussten Vorenthalten von Informationen. Schwer zu glauben ist, wie glücklos die Polizei auch intern agiert. So mangelt es einer kleinen Polizeistation an einem Faxgerät, um das Bild eines möglichen Täters zu faxen. Eine andere Polizeistation vergisst wichtige Fakten zu erwähnen. Zwei Streifenbeamte hätten den Killer fassen können, doch laut der aktuellen Täterbeschreibung sucht man einen Farbigen, weshalb Zodiac um Haaresbreite entkommt - und später die Polizei dafür verhöhnt. Es dauert mürbend lange, bis wichtige Puzzlestücke zusammengetragen werden können (damals gab es noch keine Computer). Doch selbst als sich die Schlinge um einen Verdächtigen zusammenzieht, geht die Polizei letztendlich leer aus. Bis zum Jahr 2007 können nicht alle Verbrechen, die der Zodiac Killer begangen haben soll, eindeutig einer Person zugeordnet werden, geschweige denn ein Täter überführt und verurteilt werden.

Kritik

Der Titel "Zodiac - Die Spur des Killers" lässt an einen Thriller denken. Doch wer mit dieser Erwartung ins Kino geht, kann enttäuscht werden, weil es kein klassischer Thriller ist. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darauf zu erzählen, wie die Jagd nach dem Täter vier Männer (und ihre Familien) verändert.
Zudem werden die wenigsten Zuschauer bei einem Film von David Fincher dialoglastiges Schauspielerkino erwarten, dass weiten teils die Handlung nicht zeigt, sondern erzählt. Aufgrund dieses Stilmittels musst du dich 2,5 Stunden lang auf einen Haufen Namen, Fakten und Orte konzentrieren, um nicht den Überblick zu verlieren, da die Handlung sich über zwei Jahrzehnte erstreckt. Statt Popcorn knabbern, gemütlich zurücklehnen und sich unterhalten lassen, ist aktives Mitdenken gefragt. Ein weiterer Faktor, den wohl die wenigsten Zuschauer erwarten.
Wenig hilfreich sind in der englischen Fassung die reißerischen Untertitel, die nicht Tag, Monat und Jahr anzeigen, sondern wie viele Tage seit dem ersten Mord vergangen sind. Wer hat schon Lust, sich auf die Handlung zu konzentrieren und dabei auszurechnen, welcher Tag ist, wenn seit dem Unabhängigkeitstag (also dem 04.Juli) 120 Tage vergangen sind? Hoffentlich verzichtet die deutsche Fassung auf diesen Unsinn und nennt statt der Zahlenspielereien klare Daten.

Das offene Ende ist zumindest in meinen Augen ein Knackpunkt. Ich finde es enttäuschend, dass sich die Handlung zuspitzt, als würde der Killer im letzten Moment gefasst. Doch dann ist die Leinwand plötzlich dunkel und schlichte Texttafeln informieren darüber, dass der Killer nicht gefasst wurde. Das entspricht den Tatsachen, doch bei einem Film erwarte, ich das der Killer gefasst wird oder zumindest soweit eingekreist, dass ich weiß, wer es war - auch wenn die Beweise zur Festnahme fehlen. Das kann der Film nicht bieten, weil es sich an die Fakten hält.
Überzeugen will er mit wird der Arbeit einer Zeitungs-Redaktion beziehungsweise Ermittlungsarbeit der Polizei nebst ihren Schattenseiten. Die jedoch, das darf ich jetzt sagen, kaum etwas zeigt, was nicht bereits andere Filme bereits gezeigt hätten. Nicht zuletzt fehlen mir, unabhängig vom Können der Darsteller, große Namen, die ins Kino ziehen.

Fazit
Für mich gibt es drei empfehlenswerte Aspekte des Films: Die handwerklichen Gesichtspunkte, wie Ausstattung, Kamera und Schnitt sind mindestens solide und bis auf wenige Szenen ist die Handlung spannend bis extrem spannend. Die Darsteller sind gut bis sehr gut. Selbst die Nebenrollen sind mit sehenswerten Darstellern besetzt. Das offene Ende empfinde ich als unbefriedigend.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Zodiac
Land: USA
Jahr: 2007
Laufzeit ca.: 157
Genre: DramaHistorieKrimiSpannung
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 31.05.2007
Heimkino: 02.10.2007

Regie: David Fincher
Drehbuch: James Vanderbilt
Literaturvorlage: Robert Graysmith

Schauspieler: Jake Gyllenhaal (Robert Graysmith) • Mark Ruffalo (Inspector David Toschi) • Anthony Edwards (Inspector William Armstrong) • Robert Downey Jr. (Paul Avery) • Brian Cox (Melvin Belli) • John Carroll Lynch (Arthur Leigh Allen) • Richmond Arquette (Zodiac 1 / Zodiac 2) • Bob Stephenson (Zodiac 3) • John Lacy (Zodiac 4) • Chloë Sevigny (Melanie) • Ed Setrakian (Al Hyman) • John Getz (Templeton Peck)

Produktion: Ceán Chaffin • Bradley J. Fischer • Mike Medavoy • Arnold W. Messer • James Vanderbilt
Szenenbild: Donald Graham Burt
Kostümbild: Casey Storm
Maskenbild: Amy Schmiederer
Kamera: Harris Savides
Musik: David Shire
Schnitt: Angus Wall

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
31.05.07
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