After the Wedding

Kinoplakat After the Wedding

Theresa ist eine erfahrene Geschäftsfrau, die beruflich wie privat alle Fäden in der Hand hält. Ihr jüngstes Projekt ist die Organisation der Hochzeit ihrer Tochter. Danach will sie einen Teil ihres Vermögens in ein wohltätiges Projekt investieren. Dazu hat sie ein Waisenhaus in Indien ausgesucht, das die Amerikanerin Isabel leitet. Theresa beraumt ein Treffen mit ihr an und lädt sie zur Hochzeit der Tochter ein. An diesem Tag wird klar, dass Theresa nichts dem Zufall überlässt.

Kritik

Das amerikanische Drama aus dem Jahr 2019 ist eine Neuverfilmung des gleichnamigen Films aus dem Jahr 2006. Bart Freundlich hat den Stoff überarbeitet und Regie geführt. Seine Inszenierung ergibt ein sachliches Drama, das insofern stimmig ist, weil es wie eine Aufgabenliste aufgebaut ist, welche die Vorhaben seiner Hauptrolle abarbeitet: Hochzeit, Wohltätigkeit, Ausflug.

Die Zusammentreffen der wenigen Personen sind sehr emotional, ohne den Hergang zu zeigen. Für den Zuschauer fallen sie einerseits zu emotional für das bisher Gezeigte aus. Andererseits verwundern sie, weil die behandelten Konflikte mindestens zwanzig Jahre zurückliegen und der Brückenschlag zur Gegenwart nicht erfolgt. Heißt: das, was sie in der Gegenwart auslösen, kommt nicht zur Sprache oder die Szene läuft ohne Ton.
Zudem mangelt es den Figuren an privaten Momenten, die eine Figur lebendig machen. Isabel hat wahrscheinlich gute Gründe für ihre aufopfernde Tätigkeit in Indien. Mehr als eine Andeutung bietet der Film dazu nicht. Ihre Anpassungsfähigkeit erstaunt. Gestern noch in Armut macht es für sie keinen Unterschied heute in der Suite eines Luxushotels zu leben. Ihr Beziehungsstatus ist unklar. In Indien hat sie einen Mann an ihrer Seite, mit dem sie im selben Bett schläft, der anbietet, an ihrer Stelle nach Amerika zu fliegen. Später spielt der Mann keine Rolle mehr. Von manchen Szenen gibt es zu viele Wiederholungen und es fehlen die Zwischentöne, die sie interessant machen. Auch wenn das Verhältnis gut gespielt ist, wird Theresas Sekretärin ständig nur angepflaumt.

Julianne Moore bildet den Mittelpunkt des Films. Ihr gelingt es gut, die Rolle der taffen Geschäftsfrau zu spielen, die der Ehefrau und Mutter weniger. Außerdem ist sie für die jungen Kinder zu alt. Ihr Ehemann Charles hat keinen nennenswerten Charakter. Adoptiv-Tochter Gracie durchlebt eine Phase der Verzweiflung. Das Zusammenspiel der Darsteller macht einen ungezwungenen Eindruck. Trotzdem bleiben es formale Figuren, die es erschweren mitzufühlen. Das Zusammenspiel der Darsteller ist gut, obwohl ihr Auftreten nicht immer nachvollziehbar ist.

Das Drehbuch vermittelt den Eindruck einer unglücklichen Entscheidung. Aus einem Stoff, der davon lebt seine Figuren auszuleuchten, ist ein Planspiel geworden, das zu sehr auf Schlüsselmomente setzt und auf die Wendungen, die keine Überraschungen darstellen, weil sie zu nahe liegend sind. Die fehlende Kommunikation trägt zum Rätsel bei und enttäuscht aus den genannten Gründen. Der Plot gibt zu eindeutige Hinweise wie den umgefallenen, entwurzelten Baum, neben dem ein Nest liegt, in dem Vogeleier zu sehen sind. Das Szenenbild unterstreicht die Handlung, indem es das reiche Amerika dem armen Indien gegenüberstellt.

Fazit
Die Idee aus dem Leben einer Geschäftsfrau sehr formal zu erzählen ist nicht abwegig. Das Ergebnis leider zu kalkuliert. Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster und sage, es schwingt der Eindruck mit, dass Regisseur Bart Freundlich seine Ehefrau Julianne Moore bestmöglich in Szene setzt. Dazu hat er ihr Schauspieler an die Seite gestellt, die sie schauspielerisch beziehungsweise hinsichtlich Attraktivität nicht gefährden. Ein verständliches Planspiel – aber am Ende bekommt der Zuschauer zu wenig.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Alternativtitel: After the Wedding – Jede Familie hat ein Geheimnis
Land: USA
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 112
Genre: Drama
Verleih: Telepool
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 17.10.2019
Heimkino: 27.02.2020

Regie: Bart Freundlich
Drehbuch: Bart Freundlich • Susanne Bier • Anders Thomas Jensen

Schauspieler: Michelle Williams (Isabel) • Julianne Moore (Theresa) • Billy Crudup (Oscar) • Will Chase (Frank) • Abby Quinn (Grace) • Azhy Robertson (Otto) • Alex Esola (Jonathan) • Doris McCarthy (Johnathans Großmutter) • Eisa Davis (Tanya) • Susan Blackwell (Gwen) • Greta Quispe (Cibele) • Alex Cranmer (Eddie)

Produktion: Harry Finkel • Bart Freundlich • Joel B. Michaels • Julianne Moore • Silvio Muraglia
Szenenbild: Grace Yun
Kostümbild: Arjun Bhasin
Maskenbild: Susan Reilly LeHane
Kamera: Julio Macat
Musik: Mychael Danna
Schnitt: Joseph Krings

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Bild: Telepool

1 customer review

ausreichend
26.08.19
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