Black Snake Moan

Kinoplakat Black Snake Moan

Lazarus war mal ein berühmter Blues-Musiker. Jetzt hat er selbst den Blues. Er ist pleite, seine Frau hat ihn verlassen, er steht vor den Trümmern seines Lebens. Da findet er eines Morgens die junge Rae am Straßenrand. Fast nackt und fast zu Tode geprügelt. Lazarus ist ein frommer Mann, und er sieht in der Heilung der stadtbekannten Nymphomanin eine Aufgabe, die Gott ihm gestellt hat. Also nimmt er Rae auf, und versucht sie auf seine, manchmal grausame Methode körperlich und auch seelisch zu heilen. Das erweist sich für beide als unglaubliche Tour de Force, die beide an den Rand des Erträglichen treibt.

Der Film "Black Snake Moan" ist der dritte Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor Craig Brewer. Für "The Poor & The Hungry" bekam er 2001 diverse Auszeichnungen, sein "Hustle & Flow" bekam 2005 den Oscar für den besten Originalsong. Der Titel "Black Snake Moan" basiert auf dem gleichnamigen Song des blinden Blues-Musikers Blind Lemon Jefferson.

Irgendwo im schwülen Süden Amerikas. Die hübsche Kindfrau Rae (beängstigend gut: Christina Ricci, bekannt aus "Monster") liebt Ronnie (verängstigter Twen: Justin Timberlake), und Ronnie liebt sie. Doch die beiden sind kein normales Pärchen. Rae wurde als Kind vom Vater missbraucht und von der Mutter verlassen, und versuchte von klein auf, ihre seelischen Verletzungen mit Drogen und ausuferndem Sex zu betäuben. Nur Ronnie gibt ihr das Gefühl, etwas wert zu sein, nur mit ihm, kann sie die schrecklichen Erinnerungen an ihre Vergangenheit überwinden. Und ihm ist es auch egal, dass Rae schon mit so vielen Männern geschlafen hat, wie Namen im Telefonbuch stehen. Ronnie leidet nämlich selbst unter schrecklichen Angstattacken, und nur wenn Rae bei ihm ist, kann er sie unterdrücken und damit fertig werden. Trotzdem – oder vielleicht sogar deshalb – meldet er sich zum Militär. Vermutlich will er sich selbst beweisen, dass er inzwischen auch allein zurechtkommt.

Rae kommt allerdings nicht damit zurecht. Kaum ist Ronnie in den Bus gestiegen, beginnen erneut ihre Albträume. Sie greift zum bewährten Mittel Drogen und Sex, und bietet sich bei einer Party schließlich sogar Ronnies bestem Freund Gil (gewissenlos: Michael Raymond-James) an. Der war schon immer scharf auf Rae und sagt nicht nein. Doch als es im Auto zur Sache gehen soll und Rae, die total hinüber ist, sich über seinen kleinen Penis lustig macht, flippt Gil aus und prügelt Rae bewusstlos. Aus Angst, dass er sie vielleicht totgeschlagen hat, wirft er das halb nackte Mädchen einfach aus dem Wagen und haut ab.

Lazarus (einfach toll: Samuel L. Jackson, bekannt aus "Twisted") war früher ein berühmter Blues-Musiker, der seine Stammkneipe Juke Joint jede Nacht zum Kochen brachte. Doch dann lernte er seine Frau kennen, heiratete, wurde häuslich und fand zu Gott. Er arbeitete auf seinem eigenen Stück Land und glaubte eine glückliche Ehe zu führen. Als seine Frau schwanger wurde, stand dem vollkommenen Glück in Lazarus Augen nichts mehr im Weg. Doch seine Frau ließ das Kind abtreiben und verließ Lazarus wegen seines jüngeren Bruders Deke, der ihr mehr bieten konnte. Für Lazarus brach eine Welt zusammen. Verbittert, einsam und mit gebrochenem Herzen holt er jetzt wieder seine Gitarre heraus und fängt wieder mit dem Blues an.

Eines Morgens findet er am Straßenrand den Körper eines übel zugerichteten Mädchens: Rae. Zuerst weiß er nicht recht, was er tun soll. Ein schwarzer Mann, der ein verprügeltes weißes Mädchen an einer einsamen Stelle findet, das ist für die örtliche Polizei sicher mehr als verdächtig. Aber dann beschließt Lazarus, dem Mädchen zu helfen. Er bringt sie in sein Haus und pflegt die schwer verletzte und stark fiebernde Rae wieder gesund. Doch bald merkt Lazarus, dass Rae keine normale junge Frau ist. Immer wieder bietet sie sich ihm schamlos an, versucht ihn mit allen Mitteln zu verführen, und Lazarus beschließt, nach ihrem Körper auch ihre Seele zu heilen und sie auf den Pfad der Tugend zurückzubringen. Doch das entpuppt sich als schwieriger als erwartet, und so muss Lazarus teilweise recht drastische Mittel anwenden, um Rae davon abzuhalten, wieder in das alte Fahrwasser aus Drogen und Sex zurückzufallen: So kettet er sie zum Beispiel mit einer langen Kette an die Heizung, um sie am Davonlaufen zu hindern. Nur die Abgeschiedenheit seines Anwesens verhindert, dass sich der Aufenthaltsort seines stadtbekannten Gastes herumspricht. Aber ganz geheim halten kann er Raes Anwesenheit in seinem Haus dann doch nicht, und daraus ergeben sich eine Menge Komplikationen. Denn nicht nur Lazarus ist ein sturer alter Mann, Rae ist eine ebenso dickköpfige junge Frau, und so entspinnt sich zwischen den beiden ein interessanter und ziemlich turbulenter Machtkampf.

Kritik

Der Film "Black Snake Moan" ist für mich absolut faszinierend. Regisseur und Drehbuchautor Craig Brewer hat sich hier eine so abwegige und abstruse Geschichte ausgedacht, hat so ungefähr alles hineingepackt, was in irgendeiner Form mit der Geschichte zusammenpasst und einen Film geschaffen, der seinesgleichen sucht. "Black Snake Moan" ist spannend, traurig, und bewegend, aber auch gleichzeitig so voller Humor, Sarkasmus und Witz, und der Überlebenswille seiner Charaktere ist einfach einzigartig. Der Film lebt in erster Linie von den beiden Hauptdarstellern Christina Ricci und Samuel L. Jackson, die hier zu Höchstform auflaufen. Ricci ist wirklich die Inkarnation des geschundenen Kindes Rae, das mit seiner Vergangenheit einfach nicht fertig wird, und Leid mit immer mehr Leid zu verdrängen versucht. Dabei wächst sie über sich hinaus, als sie in Ronnie jemand findet, der ebenso geschunden ist und sie braucht. Allein sind beide nichts, aber zusammen sind sie stark.

Eine der bewegendsten Szenen des Films ist die, als Rae ihre Mutter im Supermarkt aufsucht und versucht, mit der hartherzigen Frau ihren Frieden zu schließen. Obwohl sie ständig über ihren Schatten springt, prallt sie an der gewollten Verständnislosigkeit ihre Mutter ab. Ebenso bewegend ist das Treffen von Lazarus mit seiner Ex-Frau, zu dem er mit der Hoffnung geht, doch noch eine Wende herbeiführen zu können. Auch hier hört seine Frau ihm gar nicht zu, faucht und keift nur, und reitet auf Kleinigkeiten herum. Kein Wunder, dass Lazarus verzweifelt und verbittert zurückbleibt.

Es sind diese stimmigen Kleinigkeiten, die den Film "Black Snake Moan" zu etwas Besonderem machen. Anfangs denkt man, ach ja, schon wieder ein Film über eine Drogenabhängige. Aber dann wird man unmerklich immer tiefer in das Geschehen hineingezogen, bis man völlig gefangen ist. Voller Spannung hab ich verfolgt, ob Lazarus tatsächlich mit seiner haarsträubenden Methode Erfolg hat bei Rae. Habe schallend gelacht, als sich die angekettete Rae wie ein Tiger auf seine Beute auf den ahnungslosen, halbwüchsigen Nachbarsjungen stürzte, um endlich ihren Trieb wieder einmal zu befriedigen, nachdem Lazarus sie ja stets abgewiesen hat. Habe mit Rührung beobachtet, wie Lazarus vorsichtig und linkisch erste Annäherungsversuche bei der Apothekerin Angela versucht. Und habe mit Ronnie gelitten, als er vorzeitig wieder heimkehrt und seine Rae im Haus eines alten schwarzen Mannes entdecken muss.

Aufs Feinste abgerundet wird der Film natürlich durch die ganz hervorragende Bluesmusik. Dafür hat Samuel L. Jackson Gitarrenunterricht bei den besten Blues-Musikern des Landes genommen, und ich kann nur sagen: Es hat sich voll und ganz gelohnt. Wenn sie ihn beim Film nicht mehr brauchen, kann er ohne Weiteres noch durch die Konzerthallen tingeln, und die werden voll sein.

Fazit
Der Film "Black Snake Moan" ist ein schwüles, spannendes Südstaatendrama, voller Sex und Brutalität, Trauer und Hoffnung, und ganz einfach gnadenlos gut und spannend. Ein traumhaftes Darstellerteam, untermalt von traumhafter Bluesmusik machen "Black Snake Moan" zu einem sehenswerten Film.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 115
Genre: DramaMusik
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 05.07.2007
Heimkino: 14.02.2008

Regie: Craig Brewer
Drehbuch: Craig Brewer

Schauspieler: Samuel L. Jackson (Lazarus) • Christina Ricci (Rae) • Justin Timberlake (Ronnie) • S. Epatha Merkerson (Angela) • John Cothran (Reverend R.L.) • David Banner (Tehronne) • Michael Raymond-James (Gill) • Adriane Lenox (Rose Woods) • Kim Richards (Sandy) • Neimus K. Williams (Lincoln) • Leonard L. Thomas (Deke Woods) • Ruby Wilson (Mayella)

Produktion: Stephanie Allain • John Singleton
Szenenbild: Keith Brian Burns
Kostümbild: Paul A. Simmons Jr.
Kamera: Amy Vincent
Musik: Scott Bomar
Schnitt: Billy Fox

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

gut
05.07.07
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