Butterfly Effect

Kinoplakat Butterfly Effect

Zeitreisen sind ein beliebtes Motiv des Kinos. Der "Butterfly Effect" versucht eine realistische Interpretation. Evan Treborn ist kein gewöhnliches Kind. Wiederholt legt er unerklärliche Verhaltensweisen an den Tag oder kämpft mit Erinnerungslücken. Erst Jahre später wird er erfahren, was in den ihm fehlenden Augenblicken geschah.

Als Student geht Evan (Ashton Kutcher) auf die Suche nach seiner unerfüllten Jugendliebe Kayleigh (Amy Smart). Er muss feststellen, aufgrund traumatischer Kindheitserfahrungen ist sie ein Wrack. Noch schlimmer wiegt das Aufreißen der alten Wunden: Kayleigh begeht Selbstmord. Plötzlich scheint es ihm wie ein Segen, dass er die Fähigkeit besitzt, durch die Zeit zu reisen. Evan schlüpft als erwachsener Geist in seinen Kinderkörper und manipuliert die Geschehnisse. Dadurch verändert er Kayleighs Schicksal in der Gegenwart dramatisch. Sie ist zwar am Leben, aber es geschehen grauenvolle Unglücke. Mehrfach reist Evan deshalb zurück, erlebt die Traumata seiner Kindheit neu und repariert die Reparatur. Jedes Mal ist das Ergebnis auf andere Weise verheerend. Bis Evan begreift, er muss Kayleigh loslassen.

Kritik

Zeitreisen sind eine Spezialität von "Terminator". Eine Person, respektive Maschine, reist in die Vergangenheit und verändert sie. Die Zukunft nimmt daraufhin nicht eine unberechenbare Wendung, sondern genau die gewünschte Bahn. Dies setzt voraus, dass Einzelschicksale aus dem globalen Zusammenhang gerissen werden können. Ein überzeichnetes Beispiel mag verdeutlichen, weshalb es äußerst unwahrscheinlich ist: Angenommen eine Person hebt das klingelnde Telefon ab, bevor sie das Haus verlässt. Es folgt die Zeitreise. Die Person ignoriert das Klingeln, verlässt das Haus und wird von einem Auto überfahren. Daraufhin werden die Kinder dieser Person nicht geboren, die einen Impfstoff entwickelten, wären sie am Leben. Millionen Menschen sterben. Was wiederum weitere Kettenreaktionen auslöst.

Diesen Denkfehler will "Butterfly Effect" umschiffen, was dem Film allerdings nur bedingt gelingt. Die modifizierte Vergangenheit ändert zwar Kayleighs Gegenwart massiv, doch der Hauptdarsteller Evan bleibt nahezu unverändert. Jede Reise schreibt sein bisheriges Leben zwar neu, doch die Ergebnisse sind zu ähnlich. Er verliert beispielsweise nie das Bewusstsein, durch die Zeit reisen zu können. Landet nie in einer anderen Stadt. Zugegeben: derartige Veränderungen entzögen dem Film die Grundlage, gleichzeitig beschränkt es ihn auf Fantasy. Für philosophische beziehungsweise wissenschaftliche Spekulation reicht das Gezeigte nicht.

Die Besetzung der Hauptrolle mit Ashton Kutcher ist ein Pferdefuß. Der Sprung vom Komödianten ("Voll Verheiratet") zum Charakterdarsteller ist dem Mimen nicht gelungen. Seine Körperhaltung und die Stimme vollziehen die Wechsel der Rolle nicht. Die Ausprägung der Unterschiedlichkeit bleibt äußerlich, denn sein Spiel ist gleichförmig. Im Gegensatz zu Amy Smart, die nicht nur äußerlich, sondern auch als Schauspielerin in verschiedene Rollen schlüpft.

Das Drehbuch hat Schwächen. Zugunsten der Kindheitstraumata sowie der Liebe zu Kayleigh sperrt der Film weitere Beziehungen aus. Du erfährst etwa nicht, ob Evans Vater wirklich geisteskrank war. Auch die Beziehung zwischen Mutter und Sohn bleibt weitgehend unerzählt. Die philosophischen Ansätze sind erkennbar und bleiben unausgegoren. Unlogisch sind Tatsachen wie, dass Evans Erinnerung sich nur selektiv an das geänderte Leben anpasst. So stuft er einen Komolitonen als Freund ein, der (dieses Mal) nicht sein Freund ist. Eigentlich unmöglich, denn nach jeder Zeitreise erlebt er sein neues bisheriges Leben im Zeitraffer. Das Verwirr-Spiel setzt der Film auch schnitttechnisch um. Anfänglich ein Chaos, lüftet er nur zögerlich seine Zusammenhänge, bis das Ende die Kreise schließt.

Die Regisseure setzen auf eine plakative bisweilen brachiale Bildsprache. Alberne Streiche enden tödlich. Kayleigh und Evan werden vom pädophilen Vater des Mädchens missbraucht. Später gerät Evan nicht nur ins Gefängnis, sondern wird nach wenigen Minuten bereits verprügelt und soll zum schwulen Sex gezwungen werden. Zusammen mit der Vorliebe für gewalttätige Szenen macht die Erzählweise keinen guten Eindruck.

Fazit
Im Ergebnis bietet "Butterfly Effect" im Ansatz schöne Ideen mit Logik- und Denkfehlern. Besetzung und Drehbuch lassen Wünsche offen. Eine weitere Interpretation des Themas ist "Timeline".
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: The Butterfly Effect
Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 113
Genre: FantasyScience-Fiction
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 26.08.2004
Heimkino: 15.07.2005

Regie: Eric Bress • J. Mackye Gruber
Drehbuch: Eric Bress • J. Mackye Gruber

Schauspieler: Ashton Kutcher (Evan) • Melora Walters (Andrea) • Amy Smart (Kayleigh) • Elden Henson (Lenny) • William Lee Scott (Tommy) • John Patrick Amedori (Evan als Teenager) • Irina Gorovaia (Kayleigh als Teenager) • Kevin G. Schmidt (Lenny als Teenager) • Jesse James (Tommy als Teenager) • Logan Lerman (Evan als Kind) • Sarah Widdows (Kayleigh als Kind) • Jake Kaese (Lenny als Kind) • Cameron Bright Tommy als Kind) • Eric Stoltz (Mr. Miller) • Callum Keith Rennie (Jason) • Kevin Durand (Carlos)

Produktion: Chris Bender • A.J. Dix • Anthony Rhulen • J.C. Spink
Szenenbild: Douglas Higgins
Kostümbild: Carla Hetland
Maskenbild: Stan Edmonds
Kamera: Matthew F. Leonetti
Musik: Mike Suby
Schnitt: Peter Amundson

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
26.08.04
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