Deep Sea

Kinoplakat Deep Sea

Mit großer Lust am Fabulieren erzählt der chinesische Animationsfilm vom rauschhaften Abenteuer eines Mädchens, mit intensiven Farben und viel Tempo.

Die kleine Shenxiu durchläuft eine schwierige Zeit. Die Mutter ist gegangen und der Vater hat eine neue Frau gefunden. Das erste gemeinsame Kind ist auf der Welt, braucht mehr Aufmerksamkeit und Shenxiu muss zurückstecken, weil Stiefmutter und Vater den Fokus auf das Kleinkind legen. Shenxiu fällt die Rolle der großen Schwester zu. Dabei ist sie selbst noch ein Kind und leidet unter der Trennung von der leiblichen Mutter, die Kontaktaufnahmen erstaunlich harsch beantwortet. An Shenxius Geburtstag tritt die Familie eine Kreuzfahrt an, doch Vater und Stiefmutter vergessen Shenxius besonderen Tag. Ein Unwetter weht das Mädchen über Bord und es erwacht auf einem gelben Schwimmtier. Auf offener See begegnet es einer Hyjinx und ist davon überzeugt, dass die Mutter das Fabelwesen geschickt hat. Ehe Shenxiu den Gedanken verfolgen kann, taucht das Tiefsee-Restaurant vor ihr auf. Dessen Chefkoch Nanhe steckt in Schwierigkeiten und sieht die Lösung seiner Probleme in der Hyjinx. Er geht einen Handel mit Shenxiu ein, der jedoch ein schlechter Deal für das Mädchen ist.

Kritik

Der chinesische Animationsfilm beginnt gefällig, wird mit Erscheinen des Tiefsee-Restaurants zum Abenteuer. Die anwesenden Gäste sind übellaunig und das verzweifelte Team des Restaurants versucht alles, um die Kundschaft gnädig zu stimmen. Nanhe ist dabei nicht nur Koch und Kapitän, sondern verfügt auch über magische Kräfte. Zudem ist er ausgesprochen gelenkig, stets aufgedreht, schneidet Grimassen und reißt Possen. Der Rest des Teams besteht aus Tieren in Menschengestalt, teils possierlich, teils Fabelwesen. Auf Shenxiu reagieren sie panisch, denn die bringt Unheil. Zudem lockt sie mit ihren Ängsten das Rote Phantom an. Allerdings stehen nicht das Kind und die Weiterentwicklung im Mittelpunkt der Handlung. Vielmehr nutzt der Film die Ausgangslage für ein durchgängig temporeiches, sehr buntes, teils wirres Abenteuer. Dessen Spektrum reicht von sehenswerten Animationen hin zu überdrehten Szenen. Zeitweilig lösen sich die Welten in farbige Schleier auf oder die Leinwand besteht aus sich drehenden, quietschbunten Galaxien. Der Überschwang der Animation erinnert in starken Momenten an expressionistische Maler, in schwachen Augenblicken ist sie schlicht überladen. Die Farben sind bunt (wie in einem Süßwaren-Geschäft) bis knallig, an Details fehlt es. Wenn die Kamera beispielsweise nahe an die Katze heranzoomt, ist das Fell nicht flauschig. Das Szenenbild nutzt viele chinesische Motive; wobei nicht alle Schriftzeichen untertitelt sind.

Inhaltlich erzählt der Film enttäuschend wenig. Die Familien-Geschichte wird nicht fortlaufend geschildert, sondern gegen Filmende in wenigen Bildern. Nanhe rät Shenxiu sinngemäß, sie solle lächeln, auch wenn ihr dazu nicht zumute ist. Das kann so ausgelegt werden, dass Konformität eine Lösung ist. Nanhe durchläuft eine Wandlung, für Shenxius Probleme hat der Film keinen Rat. Teilweise ist das asiatische Verhalten schwer nachvollziehbar. Etwa Nanhes devotes Auftreten den Gästen gegenüber, das zwar überzogen dargestellt ist, aber im Kern ernst gemeint. Einige Szenen wiederholt der Film, ohne, dass dies zwingend wäre, erzeugt damit Längen. Für den Kritiker werden die zwei Hauptfiguren nicht sympathisch und er fühlt sich nicht mitgenommen. Alles in allem ist die erzählte Geschichte nicht rund und handwerklich nicht gut austariert.

Fazit
Das deutsche Kinoplakat erweckt die Erwartung, einen Familienfilm mit bunter Unterwasserwelt geboten zu bekommen. Die möglichen Themen der Umgebung nutzt der Animationsfilm jedoch nur bedingt und für Kinder ist der Film nach Einschätzung des Kritikers wenig geeignet.
"Deep Sea" lebt vom bunten Farbrausch. Leider ist die Hintergrundgeschichte zu vernachlässigen, weil der Film sie vernachlässigt. Ob es eine geschickte Idee ist, die Verlustangst und Einsamkeit eines Mädchens zur Ausgangslage zu machen, sei dahingestellt. Erinnerungen an Filme von "Studio Ghibli" werden wach, insbesondere an "Chihiros Reise ins Zauberland", ohne die animatorische und erzählerische Qualität des Studios zu erreichen. Regisseur Tian Xiaopeng sagte: "Ich wünsche mir, dass das Publikum sich fühlt, als hätten sie gerade geträumt, wenn sie aus dem Kino herauskommen." Vielleicht erzeugt der Bilderrausch auch den Eindruck Hasch geraucht zu haben?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Deep Sea – Tiefsee • Shen Hai
Land: China
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 112
Genre: AbenteuerAnimationFantasyKomödie

Verleih: Leonine
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 10.08.2023
Heimkino: 24.11.2023

Regie: Tian Xiaopeng
Drehbuch: Tian Xiaopeng

Produktion: Yi Qiao
Szenenbild: Yin Hongyu
Kamera: Cheng Mazhiyuan
Musik: Dou Peng
Schnitt: Lin Aner

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Bild: Leonine

1 customer review

Befriedigend
08.08.23
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