Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders

Kinoplakat Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders

Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süskind. Wer das Buch las, wird sich fragen, ob man den Stoff überhaupt verfilmen kann?

Bereits die Geburt des Protagonisten, man mag ihn nicht einen Helden nennen, verläuft dramatisch. Jean-Baptiste (Ben Wishaw) kommt im Jahr 1738 auf dem Pariser Fischmarkt zur Welt. Seine Mutter hält ihn für eine Totgeburt und will das Baby am späten Abend mitsamt dem Abfall entsorgen. Doch die durchdringenden Schreie des Neugeborenen retten ihm das Leben – und bringen die begriffsstutzige Mutter an den Galgen, weil man sie für eine Kindsmörderin hält. Jean-Baptiste ist zwar am leben, aber zunächst ergeht es ihm nur unwesentlich besser als tot zu sein. Er wächst in einem Waisenhaus auf, lernt erst spät das Sprechen und bleibt ein Außenseiter.
Als Heranwachsender wird er als billige Arbeitskraft verkauft und überlebt auch diese Tortur. Doch die Zähigkeit ist nicht das einzig Außergewöhnliche an ihm. Er hat einen unglaublich feinen Geruchssinn und nimmt Dinge wahr, die anderen Menschen verborgen bleiben.

Diese Gabe erkennt der aus der Mode gekommene Parfümeur Baldini (Dustin Hoffman), der ihn als Lehrling einstellt. Doch wieder währt das Glück nicht lange, denn Baldini kann Jean-Baptiste vieles beibringen – nur nicht wie man einen beliebigen Duft gewinnt und dauerhaft konserviert. Das bringt den jungen Mann zur Verzweiflung und er verlässt den Meister, um in der Stadt Grasse diese Kunst zu erlernen.

Er kehrt den Städten den Rücken, weil die seine Nase stetig malträtieren und wandert, bis er in die Einöde gelangt. Dort vergisst er sein Vorhaben zunächst, weil seine Wahrnehmung endlich Ruhe findet. Doch eines Tages muss er entsetzt feststellen, dass er selbst keinen Geruch verströmt. Ist er also ein Niemand, weil er nicht riecht? Hat man ihn deshalb bislang nicht geachtet? Wird er berühmt werden, sobald er den perfekten Duft verströmt? Jean-Baptiste setzt seine Reise fort, um das Rätsel zu lösen. Er eignet sich in Grasse die Kunst der kalten Enfleurage an; lernt, wie man Düfte entzieht und sie auf lange Zeit festhält. Doch er nutzt das Wissen nicht um Pflanzen und Blumen ihren Duft zu stehlen, sondern er bringt Jungfrauen um und mixt aus ihrem Duft sein ganz persönliches Parfum. Natürlich werden die Menschen nervös und da Jean-Baptiste zwar ein Meister der Düfte ist, aber kein sonderlich geschickter Mörder, kommt man ihm auf die Schliche.

Kritik

Große Hoffnungen liegen auf dem Film von Tom Tykwer. Nicht zuletzt soll "Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders" ein bislang flaues Kinojahr retten und die Kassen zum Klingeln bringen. Die Grundlagen sind gegeben: Das Drehbuch basiert auf dem Bestseller von Patrick Süskind, Tom Tykwer ist der Regisseur und Bernd Eichinger fungiert als Produzent. Vor der Kamera geben Dustin Hoffman, Alan Rickman, Corinna Harfouch und Otto Sander die Zugpferde. Trotzdem vermag der Film nur bedingt zu überzeugen, denn es fehlt das gewisse Etwas. Es gibt zwar die wirklich schönen Szenen, die derartig eindringlich inszeniert sind, dass man im Kinosessel sitzt und glaubt etwas Schönes zu riechen. Doch auf Dauer ist dieser Eindruck flüchtiger als Parfum.

Es stört die bombastische Musik, die so gar nicht zu den Bildern passen will. Unablässig schleudert der Soundtrack dem Zuschauer gewaltige Töne entgegen, wo eigentlich zarte, verspielte Klänge angebracht wären. Unglücklich auch die Art der Inszenierung. Während der Titel einen handfesten Krimi verspricht, gibt sich die Handlung wie eine Oper: Alles wird in Arien erzählt. Selbst der klassische Höhepunkt entfällt und die Erzählung geht gleichförmig dahin. Das kommt dem Stoff zwar nahe, weil Gerüche ein sinnliches Erleben sind, doch gleichzeitig bleibt zu viel ausgespart, trotz der Filmlänge von 147 Minuten. So erfährt der Zuschauer zu wenig über die Charaktere. Insbesondere die Motivationen der Nebenrollen bleiben gänzlich außen vor.
Schwierig ist nicht zuletzt, dass eine Identifikationsfigur fehlt. Der Anti-Held Jean-Baptiste hat derartige Defizite im Zwischenmenschlichen, dass es schwerfällt mit ihm zu sympathisieren. Ärgerlich ist, dass der Film zwar eine deutsche Produktion ist, aber in Englisch gedreht ist, um ihn besser im Ausland verkaufen zu können. Somit sprechen die deutschen Schauspieler mit ihren gewohnten Stimmen – doch die Lippenbewegungen passen nicht.

Der Filmtitel "Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders" klingt reißerisch. Doch er ist zumindest in der ersten Filmhälfte Etikettenschwindel, denn sie ist eine Selbstfindung und hat mit einer Detektivgeschichte nichts zu tun. Erst die zweite Hälfte, nachdem Jean-Baptiste seine Höhle verlässt, also bildlich noch einmal geboren wird, rücken die Morde etwas mehr in den Vordergrund, ohne die Triebfeder der Handlung zu sein. Wobei man nicht jeden der an sich spannungslosen Morde sehen müsste, weil meist nicht mehr passiert, als dass eine Frau plötzlich in eine dunkle Ecke gezogen wird. Fraglich auch die minutenlange Darstellung der Orgie – bei der nur gepflegte und frisch gewaschene Menschen übereinander herfallen – das Mittelalter war also gar nicht dreckig und unhygienisch?

Schön anzusehen sind die Drehorte und die Kostüme. Und lobenswert ist der Mut ein derartig dreckiges Paris darzustellen.

Fazit
Der Film versucht ähnlich wie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" seine Handlung zu malen. Doch der Begeisterungsfunke will bei mir nicht überspringen. Vielmehr scheint der Roman eines jener Bücher zu sein, die man tatsächlich nicht verfilmen kann.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: DeutschlandFrankreichSpanien
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 147
Genre: DramaFantasy
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 14.09.2006
Heimkino: 15.03.2007

Regie: Tom Tykwer
Drehbuch: Andrew Birkin • Bernd Eichinger • Tom Tykwer

Schauspieler: Alan Rickman (Antoine Richis) • Dustin Hoffman (Giuseppe Baldini) • Ben Whishaw (Jean-Baptiste Grenouille) • Rachel Hurd-Wood (Laura) • Corinna Harfouch (Madame Arnulfi) • Otto Sander (Erzähler) • Karoline Herfurth (Mirabellen-Mädchen) • David Calder (Bischof von Grass) • Simon Chandler (Bürgermeister von Grasse) • Jessica Schwarz (Natalie) • Sian Thomas (Madame Arnulfi) • Paul Berrondo (Dominique Druot) • Timothy Davies (Chenier) • Sam Douglas (Grimal) • Harris Gordon (Marquis de Montesquie) • Sara Forestier (Jeanne) • Joanna Griffiths (Marianne) • Birgit Minichmayr (Grenouilles Mutter) • Michael Smiley (Aufseher) • Richard Felix (Magistrat)

Produktion: Bernd Eichinger
Szenenbild: Uli Hanisch
Kostümbild: Pierre-Yves Gayraud
Kamera: Frank Griebe
Musik: Reinhold Heil • Johnny Klimek • Tom Tykwer
Schnitt: Alexander Berner

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Bild: Constantin Film

1 customer review

befriedigend
14.09.06
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