Der Alte Affe Angst

Kinoplakat Alte Affe Angst

Das Drama seziert eine Beziehung. Eine Belastungsprobe für das Paar im Film sowie für den Zuschauer. Ein Paar wie aus dem Bilderbuch: Die Kinderärztin und der Künstler; die Wohnung ein Loft. Das ist außen - innen tobt ein Kampf. Marie liebt Robert, der es ihr nicht einfach macht. Seine Probleme und Neurosen belasten die Beziehung sehr.

Marie ist stark und kämpft um ihre Liebe, vielleicht deshalb nimmt sich Robert Zeit. Er besucht einen Psychiater, aber kommt mit der Verarbeitung seiner Probleme nicht voran. In dem Theaterstück, das er selbst schrieb und momentan inszeniert, thematisiert er seine Probleme, ohne sich dessen bewusst zu werden. Seit sechs Monaten hatten Marie und Robert keinen Sex mehr und Maries Geduld ist am Ende.

Um die angespannte Situation noch zu erschweren, wird bei Roberts Vater Krebs im Endstadium diagnostiziert. Robert pendelt nur wenige Male zwischen Marie und seinem Vater, dann stirbt der Senior überraschend schnell. Weder kann er den Vater bei sich aufnehmen, noch kann er ihm den letzten Wunsch nach Euthanasie erfüllen.
Theoretisch hätte Robert jetzt Zeit sich mit Marie auseinander zu setzen oder besser sich mit ihr zusammenzusetzen, doch statt die Lösung für seine Potenzprobleme gemeinsam mit ihr zu suchen, sucht er Entlastung für seine gestaute Libido bei Prostituierten.
Als Marie hinter sein Treiben kommt, weil an seinem Gemächt Regelblut klebt, zwingt sie ihn ihr die Frau zu zeigen, mit der er Sex hatte. Es ist die Mutter eines an AIDS erkrankten Kindes, das Marie im Krankenhaus behandelt. Marie erleidet eine Fehlgeburt und bricht endgültig zusammen, es folgt ein zweiter Selbstmordversuch, dann flieht sie zu ihren Eltern. Erst dadurch erwacht Robert aus seinem Dämmerzustand. Hatte bislang sie um ihn gekämpft, kämpft nun er um sie.

Kritik

"Der Alte Affe Angst" ist ein schwieriger, unbequemer, sehenswert gespielter Film mit kleinen dramaturgischen Schwächen. Er eröffnet mit einem Schreiduell zwischen Marie und Robert, verfolgt Maries Kampf um Roberts Liebe. Und endet mit einem Hoffnungsschimmer.

Als Zuschauer muss man mit aufgegriffenen, aber nicht aufgelösten Konflikten leben. Die Vater-Sohn-Problematik zwischen Robert und seinem Vater nur beleuchtet, jedoch nicht aufgelöst oder vertieft. Maries Eltern sind Geistliche; ihr Vater kann Robert wegen seines Berufs nicht böse sein. Wohin sollen diese Andeutungen der elterlichen Problematik führen? Die Antwort bleibt Regisseur Oscar Roehler schuldig. Die moderne Psychoanalyse scheint weniger zu funktionieren als der gesunde Menschenverstand, beziehungsweise ein liebendes Herz. Doch wirklich ausgeführt wird auch dieser Gedankengang nicht. Sicherlich kann man als Zuschauer mit den Fragen leben - schöner ist es jedoch, wenn ein Film für die Fragen, die er aufwirft, auch Antworten findet.

Marie Bäumer brilliert als Marie, die um die Liebe eines Mannes kämpft - bis zur Selbstaufopferung. Auch Andre Hennicke zieht viele Register seines Könnens und verkörpert den Knoten-Mann sehr glaubhaft. Sein Spiel ist überzeugend und dicht - auch wenn man als Zuschauer Gefahr läuft ihn als Ekelpaket vorschnell abzustempeln.

Wenig gelungen sind die Szenen, in denen Emotionalität durch Schreien ausgedrückt wird. Auf der Bühne und im Film wirkt es leicht so als übertünchten Schauspieler handwerkliche Schwächen. Dass Marie Bäumer und Andre Hennicke das übertriebene Geschrei nicht nötig hätten beweisen sie; es scheint eher eine Schwäche des Regisseurs zu sein. Die Besetzung der Rollen mit Marie Bäumer und Andre Hennicke ist eigenwillig. Rein äußerlich ist es einmal der Altersunterschied, andererseits ist Marie Bäumer attraktiver als Andre Hennicke.

Fazit
Wie gesagt: Ein Film mit kleinen Schwächen und durchaus sehenswert.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Land: Deutschland
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 92
Genre: Drama
Verleih: X Verleih
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 24.04.2003
Heimkino: 12.08.2005

Regie: Oskar Roehler
Drehbuch: Oskar Roehler

Schauspieler: Marie Bäumer (Marie) • André Hennicke (Robert) • Vadim Glowna (Klaus) • Christoph Waltz (Analytiker) • Catherine Flemming (Mutter) • Herbert Knaup (Wolfgang) • Nina Petri (Klinikpsychologin) • Ralf Bauer (Frauenarzt) • Jutta Hoffmann (Maries Mutter) • Eva Habermann (Prostituierte) • Ingrid van Bergen (Schauspielerin Theater) • Hilde Van Mieghem (Brigitte) • Hermann Beyer (Maries Vater) • Michaela Hinnenthal (Gregors Mutter) • Peter Benedict (Dramaturg)

Produktion: Bernd Burgemeister • Dietmar Güntsche • Eberhard Junkersdorf • Gabriela Sperl
Szenenbild: Birgit Kniep-Gentis
Kostümbild: Ingrid Bendzuk
Maskenbild: Christiane Greve
Kamera: Hagen Bogdanski
Musik: Martin Todsharow
Schnitt: Uli Schön

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{joomplucat:112 limit=3|columns=3}Bilder: X Verleih

1 customer review

gut
24.04.03
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