Der Duft von Lavendel

Kinoplakat Duft von Lavendel

Zwei englische Ladies finden am Strand einen Schiffbrüchigen, den sie in ihrem kleinen Haus liebevoll pflegen. Ruhiges, um seine Darsteller zentriertes Kino.

Die Briten gelten im Allgemeinen als kühl. Dieses Vorurteil erfüllen auch die Schwestern Ursula (Judi Dench) und Janet (Maggie Smith). Zwei etwas umständliche englische Ladies, die ein Häuschen bewohnen, das in einem verschlafenen Fischerdorf in Cornwall liegt. Ihren Haushalt besorgt die ruppige Haushälterin Dorcas (Miriam Margolyes), die trotz ihrer Leibesfülle erstaunlich flink auf den Beinen ist. Die Tage sind geprägt durch Rituale - so verbringen die beiden Damen ihre Abende, indem sie dem Radioprogramm lauschen und sich ihren Strickarbeiten widmen. In den eingefahrenen Bahnen könnte der Rest ihres Lebens verlaufen, würde nicht eines Tages ein junger Mann an den Strand gespült.

Andrzej (Daniel Brühl) weckt in den beiden Seniorinnen den Brut- und Pflegetrieb. Sie lassen den Bewusstlosen in ihr Haus bringen und kümmern sich liebevoll um ihn. Janet kramt ihre wenigen Brocken Deutsch hervor, die sie spricht und der Pole antwortet in gebrochenem Deutsch. Am liebsten packten sie ihren Schützling nicht nur in ein warmes Bett, sondern gleich in Watte, doch Haushälterin Dorcas ist auch in dieser Angelegenheit weniger zimperlich ... Schon bald wächst Ursulas Fürsorge über ein übliches Maß hinaus. Sie hat sich trotz ihres Alters in den fremden Jüngling verliebt. Immer offensichtlicher werden ihre fadenscheinigen Begründungen, weshalb sie unbedingt nach ihm sehen muss. Janet reagiert darauf nicht mit Eifersucht, sondern einer Mischung aus Verständnis und Bedauern, denn Ursula, das alte Mädchen, ist manchmal herzergreifend naiv.

Wie ein junger Vogel irgendwann das Nest verlässt, beginnt der erstarkte Andrejz die Gegend zu erkunden. Für Ursula ist das ein harter Schlag, wenn er nicht zum Nachmittagstee erscheint, aber die Gepflogenheiten ein Warten unmöglich machen. Noch schwerer wiegt, dass er sich ausgerechnet mit Olga (Natascha McElhone) trifft. Die Schwester eines Geigenvirtuosen verbringt ihren Sommerurlaub in dem Dörfchen und ist weniger an dem jungen Mann selbst, als an seinem Geigenspiel interessiert. Bei Andrejz wiederum verhält es sich umgekehrt. Als er die Möglichkeit erhält, persönlich vorspielen zu können, verschwindet er so plötzlich aus dem Leben der Schwestern, wie er hereinplatzte.

Kritik

Das Regiedebüt von Charles Dance ist in erster Linie eine Verneigung vor zwei großen englischen Schauspielerinnen. Dame Judi Dench und Dame Maggie Smith (die beide ihren Titel in der Regel nicht führen). Sie verkörpern mit großer Warmherzigkeit das Schwesternpaar. Judi Dench tritt wunderbar naiv und verletzlich auf. Im Zusammenspiel mit Maggie Smith bietet das schöne Nuancen. Es hat den Anschein, als lebten die beiden Frauen wirklich seit Jahrzehnten in diesem Haus und als hätte sich ihr Umgang miteinander in all den Jahren eingeschliffen. So trinken sie scheinbar täglich zur festgesetzten Stunde ihren Tee. Dabei machen die Damen nicht nur visuell einen guten Eindruck: Sollten Sie die Möglichkeit haben, den Film im englischen Original zu schauen, dann machen Sie sich die Freude, denn allein schon das schön gesprochene Englisch ist ein Genuss. Ebenfalls gut besetzt ist Miriam Margolyes in ihrer Nebenrolle als resolute Haushälterin.
Natascha McElhone verleiht ihrer Rolle als Freigeist Kraft und Esprit. Und ihre Rolle wirkt fehl am Platz. Es macht den Eindruck, als habe es die Rollen der Olga und ihres Verehrers in der Kurzgeschichte "Ladies in Lavender", die dem Film zugrunde liegt, nicht gegeben. Ihr Auftreten sowie ihre Verwicklungen wirken aufgesetzt. Zudem ist die Malerin zu modern inszeniert und sticht aus der köstlich verstaubten Umgebung heraus. Es liegt also nicht in dem Spiel von Natascha McElhone begründet, sondern es ist eines der Details des Drehbuchs, die nicht ganz rund sind. So enden die Szenen teils, ehe die Entwicklung stattgefunden hat. Zudem transportiert die Handlung den Eindruck, dass das Thema für die Lauflänge nicht ausreicht und künstlich gestreckt ist (beispielsweise durch das Auftreten von Olga).

Nicht stimmig ist die künstlerische Darbietung von Daniel Brühl. An der Seite von gleich vier starken Frauen gibt er ein auffällig blasses Bild ab. Den Zauber, der von dem Fremden ausgehen soll, lässt er leider vermissen. Und somit bleibt es unglaubwürdig, dass sich eine Frau in ihn verliebt, die alt genug ist um seine Großmutter zu sein. Und auch sein Auftreten als Virtuose überzeugt nicht. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass mit der Darstellung seiner Figur, die der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist, der Film steht und fällt. Da Brühl die Chance leider nicht zu nutzen weiß, trägt er einen Gutteil zum unstimmigen Gesamteindruck bei.

Fazit
Das Quartett der Frauen sehenswert ist; der Gesamteindruck leider nicht; das betrifft die genannten Schwächen bei Drehbuch, Regie und Schauspiel. Der Film hat viele schöne Ansätze und er zeigt auf, dass Schauspieler Charles Dance die Erfahrung als Regisseur fehlt. 
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: Ladies in Lavender
Land: Großbritannien
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 104
Genre: Spielfilm
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 06.10.2005
Heimkino: 10.05.2006

Regie: Charles Dance
Drehbuch: Charles Dance
Literaturvorlage: William J. Locke

Schauspieler: Judi Dench (Ursula Widdington) • Maggie Smith (Janet Widdington) • Natascha McElhone (Olga) • Daniel Brühl (Andrzej Marowski) • Miriam Margolyes (Dorcas) • David Warner (Dr. Mead) • Freddie Jones (Jan Pendered) • Gregor Henderson-Begg (Luke Pendered) • Clive Russell (Adam Penruddocke) • Richard Pears (Barry) • Ian Marshall (Fischer) • Toby Jones (Hedley) • Trevor Ray (Alter Mann) • John Boswall (Alter Mann) • Joanna Dickens ( Mrs. Pendered)

Produktion: Nicholas Brown • Elizabeth Karlsen • Nik Powell
Szenenbild: Caroline Amies
Kostümbild: Barbara Kidd
Maskenbild: Fae Hammond
Kamera: Peter Biziou
Ton: Jim Greenhorn
Musik: Nigel Hess
Schnitt: Michael Parker

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

ausreichend
06.10.05
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