Über Ariadnas Familie liegt ein Schatten. Während des spanischen Bürgerkriegs ist ihr Urgroßvater verschwunden, sein Schicksal unbekannt. Im Jahr 2010 geht seine Urenkelin Ariadna auf die Suche nach den sterblichen Überresten. Hoffnung gibt ihr der Umstand, dass immer mehr Massengräber gefunden werden. Anhand der DNA wird versucht, herauszufinden, wer die Toten sind und ihnen posthum ihre Würde wiederzugeben. Die Recherchen erwecken die Vergangenheit zum Leben.
Kritik
Das Drama erzählt auf zwei Ebenen vom Versuch der Aufarbeitung in der Gegenwart und von Antonio Benaiges' Schicksal. Der Mann arbeitete als Dorfschullehrer und stieß mit seinen progressiven Lehrmethoden und seiner politischen Einstellung auf Widerstand in der Dorfbevölkerung und beim örtlichen Geistlichen. Kurz nach dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs wird Benaiges verhaftet und verschleppt. Dies erfährt Ariadna in der Gegenwart bei den Recherchen zur eigenen Familiengeschichte, die mit dem Schicksal des Lehrers verknüpft ist.
Dramaturgisch erzählt das Drama klassisch eine Geschichte im Blick zurück. Die Bilder der Gegenwart sind sehr getragen, oft schwer und mit gedeckten Farben inszeniert. Adriana leidet unter einer nicht näher erklärten Schwermut. Worin ihre Motivation besteht, verrät das Drama nicht. Der Großvater ist seit einem Schlaganfall verstummt und kann nur wenig zur Aufarbeitung beitragen.
Den Gegensatz zur heutigen Situation bildet die Vergangenheit. In märchenhafter Schilderung wird Antonio Benaiges als fortschrittlicher Lehrer gezeigt, der seiner Zeit erstaunlich weit voraus ist. Er bietet den Kindern das Du an und gibt ihnen weitreichende Freiheiten. Seine Anschauungen klingen heutzutage idealistisch; in der damaligen Zeit wahrscheinlich wie ein Affront.
Die (politischen) Aussagen bleiben vorsichtig. Vor und nach dem Film vermitteln Texttafeln Fakten. Im Drama selbst kommen verhaltene Stellungnahmen vor. Das mag dem Thema angemessen sein. Für deutsche Verhältnisse geht der spanische Film ungewohnt behutsam beziehungsweise zögerlich ans Thema heran.
Schade ist, dass die Charaktere keine Vertiefung erfahren. Über die Hauptdarstellerin heißt es, sie sei krankgeschrieben. Welchem Beruf sie nachgeht, ob sie alleinerziehend ist, bleibt offen. Selbst ihre Motivation, so tief in der Vergangenheit zu graben, bleibt unerklärt.
Fazit
"Der Lehrer, der uns das Meer versprach" setzt auf eine klassische Erzählstruktur, die jedoch beide Ebenen nur bedingt bedient.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: Spanien
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 106
Genre: Biografie • Drama
Verleih: 24 Bilder
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 06.02.2025
Regie: Patricia Font
Drehbuch: Albert Val
Literaturvorlage: Francesc Escribano
Schauspieler: Enric Auquer (Antoni Benaiges) • Laia Costa (Ariadna) • Luisa Gavasa (Charo) • Ramón Agirre (Emilio, als Erwachsener) • Gael Aparicio (Carlos, als Kind) • Alba Hermoso (Josefina, als Kind) • Nicolás Calvo (Emilio, als Kind) • Antonio Mora (Alcalde) • Milo Taboada (Padre Primitivo) • Jorge da Rocha (Camilo) • Edu Ferrés (Rodríguez) • Alba Guilera (Laura) • Laura Conejero (Rosa)
Produktion: Francesc Escribano • Tono Folguera • Carlos Fernández • Laura Fernández Brites • David Felani
Szenenbild: Josep Rosell
Kostümbild: Maria Armengol
Maskenbild: Patricia Reyes
Kamera: David Valldepérez
Ton: Elena Coderch
Musik: Natasha Arizu
Schnitt: Dani Arregui
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Bild: 24 Bilder