Der Manchurian Kandidat

Kinoplakat Manchurian Kandidat

Machtgier ist der Auslöser für einen Thriller, in dessen Hauptrollen Denzel Washington und Meryl Streep gegeneinander antreten.

Während des Golfkriegs verschwindet die Truppe von Major Bennett Marco (Denzel Washington) für einige Tage. Später sagen die Soldaten haargenau dasselbe über den Zeitraum aus: Sie seien in einen Hinterhalt geraten, aus dem sie Sergeant Raymond Shaw (Liev Schreiber) quasi im Alleingang befreit. Er bekommt für seine Leistungen die Tapferkeitsmedaille verliehen. Das Eigenartige an dem Vorfall: Die Träume der Männer stimmen nicht mit der Erinnerung überein.

In der Jetztzeit arbeitet Marco als Werber für die Army. Er tingelt durchs Land und berichtet von heroischer Kriegsführung. Nach einem Vortrag wird er von Corporal Al Melvin (Jeffrey Wright) angesprochen. Der verwahrloste Mann erzählt von seinen Albträumen. Zunächst gelingt es dem Major ihn abzuschütteln, doch der Corporal hat in ihm etwas zum Klingen gebracht. Gespannt beobachtet Melvin in den Nachrichten, dass Shaw seinen Kriegsruhm nutzt, um für das Amt des Vizepräsidenten zu kandidieren. Angetrieben von seiner überaus ehrgeizigen Mutter, der Senatorin Eleanor Prentiss Shaw (Meryl Streep). Nun stellt sich die Frage, worin die Verbindung zwischen den Gedächtnislücken, dem Golfkrieg und der Kandidatur besteht?

Kritik

Amerikas Angst vor Terror ist groß. Doch im Film kommt die Gefahr nicht von außen, sondern aus den eigenen Reihen. Sie bedroht das, was man schwammig die innere Sicherheit nennt. Ein Schläfer soll ins Weiße Haus geschmuggelt werden, der dank einer Gehirnwäsche bestenfalls ahnen kann, dass er manipuliert wird. Die Ausgangslage ist gut, doch der Film verschenkt an einigen Stellen Konfliktstoff und schießt in anderen Momenten übers Ziel hinaus. Das verhindert in der Summe eine bessere Wertung. Nichtsdestotrotz ist der Film spannend mit einigen Längen.
Zu den Übertreibungen zählt die angedeutete Inzucht. Eine weitere Szene: Am Abend vor dem Tod des Senators trägt die Senatorin, ohne weiteren Anlass, große Abendrobe. Nicht zuletzt ist die Art und Weise, wie der Major an die Kapsel des Sergeants gelangt, zu effekthascherisch. Am Ende bleiben einige Fragen unbeantwortet. So wirkt es unlogisch, dass Shaw im Gegensatz zu Marco gegen die Fremd-Programmierung verstoßen kann. Die Albträume des Majors widerspiegeln nicht das, was die Auflösung zeigt. Im Traum stirbt der Soldat durch eine über den Kopf gezogene Plastiktüte, später durch Abdrücken der Halsschlagader. Verschenkt wird beispielsweise das Thema Manipulation. Fast beiläufig wird die Aufzeichnung einer Sicherheitskamera gefälscht und das Attentat einem Mann in die Schuhe geschoben, der bereits zwei Jahre tot ist.

Die schauspielerische Leistung ist überdurchschnittlich gut. Meryl Streep in einer negativen Rolle zu sehen ist ungewöhnlich. Sie spielt die machtgierige Senatorin sehr überzeugend. So spricht sie im englischen Original mit der Intention einer Frau, die es gewohnt ist viel zu sprechen, aber fallweise gar nicht damit rechnet, dass ihr jemand Gehör schenkt. Neben einer fast fürsorglichen Ausstrahlung kennt sie auch die blanke Machtgier. Ihr Zerbeißen eines Eiswürfels kann Gänsehaut verursachen.
Ihr Sohn wird von Liev Schreiber verkörpert, dem es gelingt, auf der einen Seite den pausbackigen Politiker zu geben, den Mann, dem die Menschen vertrauen. Auf der anderen Seite gibt es aber noch den vereinsamten Sohn und den ferngesteuerten Raymond, der unter Fremdkontrolle zielstrebig tötet.
In der dritten Hauptrolle glänzt Denzel Washington als gequälte Seele. In seiner Uniform gibt er den kühlen Kopf, doch die Fassade fällt mit Ablegen der Uniform. Privat ist er von Zweifeln zerfressen, nachts quälen ihn Albträume. Er ernährt sich überwiegend von Instant-Nudeln, die er bevorzugt vorm Fernseher isst. Bezeichnend ist weiterhin, er fällt nicht auf die Attraktivität einer Frau herein, sondern auf ihr Angebot von Nähe und Zuneigung.

Das Drehbuch basiert auf einem Film von 1962, in dem Frank Sinatra und Laurence Harvey die Hauptrollen spielen. In der aktuellen Fassung sind einige Elemente modifiziert. Aus den Kommunisten, die damals die innere Sicherheit bedrohten, wird die ehrgeizige Senatorin, die glaubt, man habe ihr das höchste Amt verweigert, weshalb sie jetzt ihren Sohn vorschickt. Statt im Vietnamkrieg kämpfen die Soldaten im Golfkrieg. Genug aktuelle Bezüge, um dem Film im Kino gute Chancen einzuräumen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: The Manchurian Candidate
Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 130
Genre: DramaScience-FictionSpannung
Verleih: United International Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 11.11.2004
Heimkino: 14.04.2005

Regie: Jonathan Demme
Drehbuch: Daniel Pyne • Dean Georgaris • George Axelrod

Schauspieler: Denzel Washington (Marco Bennett) • Meryl Streep (Eleanor Prentiss Shaw) • Liev Schreiber (Raymond Shaw) • Jon Voight (Thomas Jordan) • Kimberly Elise (Rosie) • Jeffrey Wright (Al Melvin) • Ted Levine (Colonel Howard) • Bruno Ganz (Richard Delp) • Simon McBurney (Atticus Noyle) • Vera Farmiga (Jocelyn Thomas) • Robyn Hitchcock (Laurent Tokar) • Miguel Ferrer (Colonel Garret) • Jude Ciccocella (David Donovan) • J. B. Johnston (John Bedford Lloyd) • Dean Stockwell (Mark Whiting)  • Tom Stechschulte (Robert Arthur)

Produktion: Jonathan Demme • Ilona Herzberg • Scott Rudin • Tina Sinatra
Szenenbild: Kristi Zea
Kostümbild: Albert Wolsky
Maskenbild: Marjorie Durand
Kamera: Tak Fujimoto
Musik: Rachel Portman
Schnitt: Carol Littleton • Craig McKay

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{joomplucat:119 limit=3|columns=3}Bilder: United International Pictures

1 customer review

gut
11.11.04
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