Der Tintenfisch und der Wal

Kinoplakat Der Tintenfisch und der Wal

Drehbuchautor und Regisseur Noah Baumbach zeichnet das Portrait einer Familie, die gerade zerbricht.

Bernard Berkman ist ein Mensch, der nicht verlieren kann. Das ist für ihn besonders bitter, weil sein Stern schon längere Zeit stetig sinkt. Als Autor hatte er einst große Erfolge gefeiert, doch mittlerweile sind seine Bücher nicht mehr gefragt. Um die Situation noch weiter zu verschlimmern, beginnt seine Ehefrau aus seinem Schatten zu treten und ihn zu überflügeln. Das erträgt der stolze Bernard natürlich nicht und beginnt immer rücksichtsloser zu werden; so knüppelt er Frau und Sohn bei einem Tennismatch regelrecht nieder. Später geht er zu Psychoterror und Lügen über.

Als der Tag kommt, an dem Joan (Laura Linney) die Ehe nicht länger erträgt, sind die Söhne Walt und Frank geschockt. Zulange haben die Eltern den wahren Stand der Dinge vor ihnen geheim gehalten. In den nachfolgenden Auseinandersetzungen ergeben sich zwei klare Fronten. Walt hält zum Vater, während Frank lieber bei der Mutter leben würde, die die gemeinsame Wohnung verlässt. Das ist für den angeschlagenen Vater natürlich ein weiterer Tiefschlag. Er versucht zunächst glücklos die Mutter zu ersetzen, doch als das fehlschlägt, verschafft er sich anderweitig Befriedigung. Er lässt eine junge Studentin, die er selbst unterrichtet, bei sich einziehen und nutzt die Bewunderung der unerfahrenen Frau aus, indem er sie verführt.
Hinsichtlich seiner Ex-Frau nutzt er jede sich bietende Gelegenheit, um sie in den Dreck zu ziehen. Dabei ist es ihm egal, ob die Behauptungen wahr sind oder gelogen. Die Söhne, die anfangs bei ihm wohnen, reagieren dementsprechend verstört. Und die Situation steuert auf den unausweichlichen, endgültigen Bruch zu. Am Ende wird Bernard alles verloren haben, aber aus den Vorfällen nichts gelernt.

Kritik

Bereits der Filmtitel lässt an den Kampf denken, den Wale und riesige Tintenfische unter Wasser angeblich ausfechten. Ähnlich wie diese Giganten des Meeres ringen im Film Laura Linney und Jeff Daniels miteinander. Die Darsteller, also auch die Söhne, spielen sehr eindringlich - und machen den Film zu harter Kost. Ähnlich wie bei Literatur, die gerne genutzt wird um Traumata zu verarbeiten, schildert die Handlung das Auseinanderbrechen einer Familie. Noah Baumbach, der das Drehbuch schrieb und Regie führte, verriet allerdings nicht, inwiefern er den Film drehte, um seine eigene Kindheit aufzuarbeiten: "Es ist zwar wahr, dass ich in Brooklyn aufgewachsen bin und miterlebt habe, wie sich meine Eltern scheiden ließen. Aber dennoch ist sehr viel in dem Film frei erfunden. Was echt ist, ist die Emotion ... für mich fühlt sich der Film emotional wahrhaftig an."
Damit bringt er die größte Stärke sowie die größte Schwäche auf den Punkt. Als Zuschauer hat man das Gefühl als dritte Person Zeuge von dem zu werden, was sonst hinter Fassaden verborgen bleibt. Dadurch steht die Frage im Raum, wer das im Kino sehen möchte? Ich kann gut darauf verzichten, weil meine eigene Kindheit bescheiden genug verlief. Mehr als zehn Jahre lang, veranstaltete meine Mutter ähnliche Dinge wie der Vater im Film. Außerdem gehe ich ungern ins Kino, um mich nach der Vorstellung schlecht zu fühlen.

Fazit
Es spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle, dass der Film mich deshalb herunterzieht, weil er die Dinge auf den Punkt bringt und derartig glaubwürdig gespielt ist. Die zwei Jungs stehen den erfahrenen Mimen in Nichts nach. Es hilft für mich auch nur wenig, dass die Tragik durchaus Komik besitzt und stilistisch sehr sicher inszeniert ist. So ergibt sich die seltsame Situation, dass ich den Film "Der Tintenfisch und der Wal" für gelungen halte und ihn deshalb nur bedingt empfehlen kann.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: The Squid and the Whale
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 80
Genre: Drama
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 11.05.2006
Heimkino: 05.12.2006

Regie: Noah Baumbach
Drehbuch: Noah Baumbach

Schauspieler: Jeff Daniels (Bernard Berkman) • Laura Linney (Joan Berkman) • Jesse Eisenberg (Walt Berkman) • Owen Kline (Frank Berkman) • Halley Feiffer (Sophie) • Anna Paquin (Lili) • William Baldwin (Ivan) • David Benger (Carl) • Molly Barton (Studentin) • Bo Berkman (Studentin) • Matthew Kaplan (Student) • Simon Kaplan (Student) • Matthew Kirsch (Student) • Daniella Markowicz (Studentin) • Elizabeth Meriwether (Studentin) • Ben Schrank (Student)

Produktion: Wes Anderson • Charlie Corwin • Clara Markowicz • Peter Newman
Szenenbild: Anne Ross
Kostümbild: Amy Westcott
Maskenbild: Maya Hardinge
Kamera: Robert D. Yeoman
Musik: Britta Phillips • Dean Wareham
Schnitt: Tim Streeto

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

befriedigend
11.05.06
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