Die Tiefseetaucher

Kinoplakat Tiefseetaucher

In eigenwilliger Handschrift zeigt der Film den emotionslosen Rachefeldzug eines Heroen.

Die Heroen der Kindheit kommen in die Jahre. So auch der bekannte Ozeanograf Steve Zissou (Bill Murray). Vor kurzem wurde sein bester Freund von einem Jaguarhai gefressen, weshalb der altersmüde Zissou Rache schwört. Neu an Bord seines Schiffes sind ein angeblich unehelicher Sohn Ned (Owen Wilson) sowie die schwangere Journalistin Jane (Cate Winslett). Während des Rachefeldzugs häufen sich die Probleme. Stichworte sind: Ein Piratenüberfall, Eifersucht und Zissous ewiger Konkurrent Alistair Hennesey (Jeff Goldblum). Am Ende ist der neu gewonnene Sohn wieder verloren und der Jaguarhai gefunden. Das Tier wird dann doch nicht mit Dynamit gesprengt, sondern von der übrig gebliebenen Crew bewundert.

Kritik

Eigenartig bis wunderlich inszeniert Wes Anderson (Die Royal Tenenbaums) sein Abenteuer. Im Mittelpunkt steht Bill Murray, der mit lakonischer Miene die Hochs und Tiefs des Lebens an sich vorbeiziehen lässt. Der Witz resultiert aus seiner Darstellung sowie gelungen als auch vermurksten Scherzen. Der funktionierende Humor ist zum Teil nur durch um die Ecke denken zu erkennen. So sitzt das Scriptgirl in den ersten Szenen immer halb nackt im Bild. Wohl, um zu entlarven, weshalb die Frau überhaupt eingestellt wurde. Viele Meeresbewohner sind ungewöhnlich bunt. Am Strand paaren sich Zuckerkrabben, die aussehen wie Zuckerstangen vom Jahrmarkt.
Weniger gelungen sind die Macken der Charaktere. Angelica Houston ist die kettenrauchende, graue Eminenz. Stets unterkühlt und extrem scharfsinnig. William Dafoe spricht in der deutschen Fassung mit einem grauenvollen schwäbischen Dialekt. Der Tonmann sieht aus wie Captain Nemo. Sicherheitsexperte Seu Jorge macht nichts anderes, als Hits von David Bowie als portugiesische Balladen zu intonieren und auf der Gitarre zu klampfen. Der szenische Humor unterliegt einer gewissen Abnutzung. So tragen alle Männer der Crew alberne rote Wollmützen; nur der Chef schmückt die seine mit einer Flosse. Der Sprachwitz ist durchwachsen. Wortschöpfungen wie "Eleanor verbringt die Sommerfrische auf meinem Anwesen auf Porte Monee" sind grenzwertig. Einige Ideen bleiben unverstanden: Was ist daran lustig, dass ein reicher Schnösel auf seiner Forschungsstation mitten im Ozean eine Cappuccino-Maschine stehen hat?

Der Stoff des Drehbuchs ist hoch turbulent. Es behandelt Kämpfe sowie Eifersüchteleien zwischen Eheleuten und Crewmitgliedern. Nimmt Filmfestivals aufs Korn und parodiert geschäftsmännisches Denken. Da alle Szenen unter einer dicken Schicht Emotionslosigkeit liegen, müssen Biss und Humor vom Zuschauer ausgegraben werden. So macht Zissou seinen Konkurrenten aufs gesunkene Forschungsschiff aufmerksam. Der antwortet nur unbewegt, er werde von der Versicherung mehr Geld kassieren, als das Ding wert war. Selbst die Tatsache, dass seine gesamte Crew ertrunken ist, bewegt ihn nicht. In vielen Streitgesprächen verlässt eine Person das Geschehen, raucht eine Zigarette, um nach der Rückkehr mit Smalltalk weiterzumachen. Eine überstrapazierte Idee sind durchbrennende Sicherungen, die gefühlte 30 Prozent der Gespräche beenden. Von Film-Anfang bis -Ende gibt es keinen Höhepunkt; die gesamte Handlung plätschert gleichförmig dahin. Egal ob Eleanor berichtet, eine Klapperschlange habe einer von Zissous Katzen die Kehle durchgebissen, oder jemand stirbt. Nichts ist ein Stirnrunzeln wert. Diese Mechanismen sind eine Zeit lang lustig, aber es kommt der Punkt, ab dem ich nur noch gequält lachen kann.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: The Life Aquatic with Steve Zissou
Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 118
Genre: AbenteuerKomödieParodie
Verleih: Buena Vista
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 17.03.2005
Heimkino: 18.08.2005

Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes AndersonNoah Baumbach

Schauspieler: Bill Murray (Steve Zissou) • Owen Wilson (Ned Plimpton "Kingsley Zissou") • Cate Blanchett (Jane Winslett-Richardson) • Willem Dafoe (Klaus Daimler) • Anjelica Huston (Eleanor Zissou) • Jeff Goldblum (Alistair Hennessey) • Michael Gambon (Oseary Drakoulias) • Bud Cort (Bill Ubell) • Noah Taylor (Vladimir Wolodarsky) • Seu Jorge (Pelé dos Santos) • Robyn Cohen (Anne-Marie Sakowitz) • Waris Ahluwalia (Vikram Ray)

Produktion: Wes Anderson • Barry Mendel • Scott Rudin
Szenenbild: Mark Friedberg
Kostümbild: Milena Canonero
Maskenbild: Gino Tomagnini
Kamera: Robert Yeoman
Musik: Mark Mothersbaugh
Schnitt: David Moritz

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{joomplucat:147 limit=3|columns=3}Bilder: Buena Vista

1 customer review

befriedigend
17.03.05
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