Gegen die Wand

Kinoplakat Gegen die Wand

Wuchtiges Drama über Selbstbestimmung. Nach dem Selbstmordversuch – mit dem Auto frontal gegen die Wand – lernt Cahit (Birol Ünel) in der Psychiatrie die wesentlich jüngere Sibel (Sibel Kekilli) kennen. Sie überredet ihn zu einer Scheinehe, um ihrem traditionellen Elternhaus entfliehen zu können. Ihre Argumente bleiben nicht verbal, sie greift auch zur Erpressung und schneidet sich die Pulsadern auf. Die anschließende Brautwerbung verläuft etwas holperig, denn Cahit hatte versucht sein Türkisch zu verlernen.

Was rein zweckmäßig beginnt, wächst langsam zur Liebe. Jetzt verfällt Cahit von einem Extrem ins nächste. Eifersüchtig erschlägt er Isabells Liebhaber. Im Überschwang verspricht sie auf ihn zu warten, solange er im Gefängnis sitzt. Die schönen Pläne geraten ins Wanken, als ihr eigener Bruder sie zu verfolgen beginnt, denn Sibel hat die Familienehre besudelt und muss dafür büßen. Deshalb setzt sie sich in die Türkei ab. Der heilsame Schock ist bei ihr noch nicht eingetreten. Sie verfolgt ihre Schiene weiter – bis sie in einer Gosse niedergeschlagen und niedergestochen wird. Erst danach wird sie sich fangen und ein neues Leben beginnen. Jahre später konfrontiert sie das Leben noch einmal mit Cahit. Für eine gemeinsame Zukunft ist es mittlerweile zu spät.

Kritik

Auf der diesjährigen Berlinale gewann "Gegen die Wand" den goldenen Bären. Eine Anerkennung, die ich dem Film nicht absprechen will. Dennoch vermute ich, dass der Bonus "deutscher Film" eine Rolle spielte. Fatih Akin erzählt eine harte Geschichte aus Verzweiflung, Alkohol sowie den Problemen von Deutschtürken. Die Scheinehe ist der Anlass zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen zu lassen. Sibel möchte dem konservativen Elternhaus entfliehen und endlich leben (was der Film damit gleichsetzt Sex zu haben). Der ausgebrannte Cahit fristet ein Dasein als Alkoholiker. Weshalb er der Scheinehe zustimmt, bleibt ebenso verdeckt wie seine Vergangenheit.

Die Themen der Protagonisten drücken weitgehend die Schwächen des Films aus. Die Suche nach den eigenen Wurzeln und das Finden der eigenen Identität. Die Handlung schwankt, pendelt und sucht nach dem Punkt und bleibt dabei unscharf. Zudem macht es den Eindruck als finde der Regisseur nicht immer Mittel und Wege das zu sagen, was er sagen will. Musik spiegelt positive Emotionen (allerdings fehlen den türkischen Liedern, außer dem Hauptlied, leider die Untertitel). Regelrecht albern wirkt es, wenn Cahit und Sibels Cousine vor Ergriffenheit Englisch sprechen. Negative Emotionen, die im Film überwiegen, drücken beide Hauptrollen durch Schreien oder durch das Werfen von Gegenständen aus, dabei fehlt ihrem Spiel die Bandbreite und es wirkt schablonenhaft. Am Ende kehrt Cahit ohne konkretes Ziel in die Türkei zurück. Damit ergeht es ihm nicht besser als dem Film selbst, der ebenfalls ohne klare Aussage in die Zielgerade einläuft.

Fazit
Die kraftvolle Handschrift des Films kann man mögen, die behandelten Themen sagen mir wenig. Ein Gegenpol zum Wuchtigen fehlt und die Handlung ist mir zu lang.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Alternativtitel: Head-On
Land: Deutschland
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 121
Genre: Drama
Verleih: Timebandits Films
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 11.03.2004
Heimkino: 23.09.2004

Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Fatih Akin

Schauspieler: Birol Ünel (Cahit) • Sibel Kekilli (Sibel) • Catrin Striebeck (Maren) • Güven Kiraç (Seref) • Meltem Cumbul (Selma) • Cem Akin (Yilmaz Güner) • Cem Akin (Birsen Güner) • Aysel Iscan (Birsen Güner) • Demir Gökgöl (Yunus Güner) • Stefan Gebelhoff (Nico) • Herman Lause (Dr. Schiller) • Mehmet Kurtuluş (Hüseyin) • Adam Bousdoukos (Lukas) • Ralph Missske (Ammer)

Produktion: Stefan Schubert • Ralph Schwingel
Szenenbild: Tamo Kunz
Kostümbild: Katrin Aschendorf
Maskenbild: Nursen Balci • Daniel Schröder
Kamera: Rainer Klausmann
Musik: Alexander Hacke • Maceo Parker
Schnitt: Andrew Bird

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{joomplucat:258 limit=3|columns=3}Bilder: Timebandits Films

1 customer review

befriedigend
09.03.04
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