Get Lucky

Kinoplakat Get Lucky

Die Ferien auf einer Insel bei der liberalen Tante Ellen zu verbringen klingt gut. Doch kaum angekommen, schränkt Ellen die Vorfreude ein, indem sie Regeln aufstellt. Bei Sonnenuntergang müssen die Teenager zu Hause sein. Und damit niemand schwanger präsentiert die Sexologin ein großes Glas Kondome. Und überlässt die Sechzehnjährigen ihren Gefühlen und Hormonstaus.

Der Angeber Aaron hat noch nie eine Frau berührt. Hannah und Mehmet sind schon einen Schritt weiter, aber ihre Zweisamkeit klappt mehr schlecht als recht. Julia meint, ihr Hintern sei zu dick und sie bekäme nie einen anderen Mann ab als David. Der ist ihr bester Freund und teilt ihre Vorliebe für Männer. Beide werfen ein Auge auf den knackigen Surflehrer Noah. Emma ist die jüngste in der Gruppe und versteht nicht, warum die Älteren nur an Sex denken können.

Kritik

Was wie eine Teenager-Sex-Komödie klingt, ist ein Aufklärungsfilm. Das ZDF als Ko-Produzent lässt erahnen, wo die Grenzen liegen und der Spermawitz in der Eröffnungsszene stellt klar, was der Film lustig findet. Der Plot begleitet Teenager über einen Zeitraum von wenigen Tagen. Sie erleben was beim Verabreden beziehungsweise beim ersten Sex schiefgehen kann. Was in einem Film für Jugendliche vorkommen muss, kommt vor – beispielsweise Flaschendrehen oder um die Wette onanieren. Tante Ellen gibt den Jungs Nachhilfeunterricht und erklärt, was Frauen beim Sex mögen. Die heranwachsenden Frauen haben Fragen, die den eigenen Körper betreffen. Was Jungs in intimen Momenten gefällt ist weniger Thema des Films.
Homosexualität unter Männern wird thematisiert, David und Noah dürfen einander küssen. Weibliche Homosexualität ist kein Thema. Tante Ellen küsst eine Frau; was eine Andeutung bleibt. Im Gegensatz dazu wird heterosexueller Geschlechtsverkehr relativ offen gezeigt; ebenso wie Masturbation. Unsicherheit ist ein großes Thema, Sex ein Mysterium. Aaron hat von nichts eine Ahnung und überspielt das mit doofen Sprüchen. Julia ist ein Beispiel für körperliche Unsicherheit. Mehmet zeigt sie in der Form von Eifersucht. Und Vater Martin ist unsicher, ob er der Meinung ist, seine Kinder sollen bereits Sex haben.

Brüste nimmt die Kamera auch in längeren Aufnahmen ins Visier, die Popos der Jungs nur kurz und einen schlaffen Penis gibt es nur flüchtig zu sehen. Insgesamt macht die Handlung den Eindruck möglichst korrekt zu sein und ist es in der Ausarbeitung nicht. Die Teenager stolpern durch ein Abenteuer und mit ihnen die unorganische Handlung. Als Zuschauer fühle ich mich wie beim Radfahren auf Kopfsteinpflaster. Um jung und hip zu sein, setzen die Dialoge viele unschöne Anglizismen ein. Ebenfalls negativ fallen die Wiederholungen auf. David sagt ständig sinngemäß, dass er auf Schwänze steht. Die Formulierung Männer attraktiv oder schön zu finden kommt nicht vor.

Der auflockernde Humor wurzelt in vielen gesprochenen Witzen sowie in körperlicher Komik, unter der der Film das Hinfallen genauso versteht wie die Zurschaustellung des unansehnlichen Körpers eines übergewichtigen, stark behaarten Mannes, der omnipräsent ist. Lustig ist es weiterhin mit Sexspielzeug herumzualbern und Kondome aufzublasen. Alles in allem ist der Humor sehr jung.

Die Besetzung der Rollen ist weniger gut gelöst. Die Teenager im Film sollen sechzehn Jahre alt sein, davon ausgenommen ist die zwölfjährige Emma. Allerdings ist es allen Darstellern anzusehen, dass sie zu alt für ihre Rollen sind. Bandbreite verlangt der Film nicht und sie bleiben Stereotype. Ihr Zusammenspiel ist ungezwungen und sie hatten bei den Dreharbeiten Spaß, was die entfallenen Szenen im Abspann zeigen. Der Handlungsort entspringt der Idee, dass Sommer, Sonne, Strand und Sex nahe beieinander liegen. Das Szenenbild lässt allerdings kaum Urlaubsstimmung aufkommen. Vielmehr erinnert es an typisch norddeutsches Wetter, wie auch der Dialekt der Rasselbande.

Fazit
Die Idee gefällt: Aufklärung in einem locker, leichten Rahmen. Die Umsetzung überzeugt leider nicht, weil "Get lucky" in seinem Bemühen verkrampft ist. Wichtige Punkte hakt das Pflichtenheft ab und bleibt befremdlich. Ungeschickt ist, dass es so oft ums Ganze geht. Gleich beim ersten Mal muss es kein Geschlechtsverkehr sein. Wie wäre es erst einmal mit Petting den Körper eines anderen Menschen zu entdecken und festzustellen, dass Sexualität ein Ausdruck von Lebensfreude ist?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Alternativtitel: Get Lucky – Sex verändert Alles
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 98
Genre: Komödie
Verleih: DCM Film Distribution
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 26.09.2019
Heimkino: 06.03.2020

Regie: Ziska Riemann
Drehbuch: Ziska Riemann • O'Neil Sharma • Madeleine Fricke

Schauspieler: Moritz Jahn (Mats) • Palina Rojinski (Ellen) • Jerry Kwarteng (Polizist) • Emma-Katharina Suthe (Julia) • Richard Kreutz (Noah) • Luissa Cara Hansen (Hannah) • Lilly Terzic (Emma) • Jascha Baum (Mehmet) • Benny Opoku-Arthur (David) • Bjarne Meisel (Aaron) • Alicia Stefanis (Lou) • Rieke Seja (Ineke) • Benno Fürmann (Martin) • Jella Haase

Produktion: Anatol Nitschke
Szenenbild: Brigitte Schlögel
Kostümbild: Petra Kilian
Maskenbild: Franziska Mayntz
Kamera: Hannes Hubach
Musik: Michael Beckmann • Florian Tessloff
Schnitt: Florian Miosge

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Bild: DCM Film Distribution

1 customer review

ausreichend
22.09.19
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