Venedig, im frühen 19. Jahrhundert. Eine alte Musikschule dient bedürftigen Mädchen und jungen Frauen als Zuflucht. Für das karge Leben, dass ihnen die Schule bietet, müssen sie einen hohen Preis zahlen. Viele sind begabte Künstlerinnen, werden aufgrund ihres Geschlechts wohl nie zu verdientem Ruhm und Ehre kommen. Besonders hart hat es Teresa getroffen, die alle nur die Stumme nennen.
Als der Papst einen Besuch ankündigt, gerät Kapellmeister Perlina unter Druck. Seit Längerem zehrt er vom Ruhm vergangener Tage und schon lange will ihm keine Komposition mehr gelingen. Jetzt schlägt die Stunde des Frauen-Orchesters, denn die könnten einspringen. Doch Perlina hält das für unmöglich.
Kritik
Es ist eine hehre Absicht, mit einem Film Menschen zu würdigen, die bislang unbedacht geblieben sind. Regisseurin Margherita Vicario widmet ihren Film, den genannten Frauen. Und der beginnt stimmig. Der Innenhof der Schule wird für Teresa zum akustischen Klangerlebnis, bei dem Töne zu Rhythmen werden und verschmelzen. Das erinnert an die Stomp Musicals.
Musik ist fortan ein tragendes Element, doch leider fehlt es dem Drama im Folgenden an wesentlichen Punkten. So bleibt die Handlung inhaltsarm und ohne Ausbau. Die heimlichen Proben des Orchesters stehen im Mittelpunkt und nehmen Züge einer Girl-Band an. Die untermalende Musik nutzt nun zusätzlich zu klassischen Instrumenten einen Synthesizer. Wie das letztgenannte Instrument zum Zeitalter passt, verrät der Film nicht. Es bleibt auch sein Geheimnis, warum Teresa augenblicklich ein Instrument spielen kann, das sie nie zuvor gesehen hat.
Auf eine Ausgestaltung der Charaktere verzichtet das Drama zum großen Bedauern des Kritikers. Über die Frauen weiß es kaum mehr zu sagen als das, was die Frauen einander in einem schwachen Moment beichten. Die Konstellationen untereinander interessiert die Dramaturgie enttäuschenderweise nicht. Mehr noch: Die Figuren bleiben Klischees. Am ärgsten trifft das Paolo Rossi als chargierenden Perlina. Wie die meisten Stars des Films wurde er wahrscheinlich wegen seines Gesichts besetzt. Auch wenn er es versucht hat, gelingt es ihm nicht gegen das simple Drehbuch anzuspielen, das ihm einen Liebhaber andichtet, den er für seine Dienste bezahlt.
Das Szenenbild ist durchaus stimmig. Das Gemäuer ist alt, feucht und dunkel. Dazu passt der viele Kerzenschein. Doch der Effekt der stimmigen Ausleuchtung nutzt durch die vielen Wiederholungen ab. Dass am Ende die guten Frauen den bösen Männern eine Lektion erteilen, passt ins Bild dieses naiven Dramas. Fürs Kino hat sich das Ganze bereits disqualifiziert.
Fazit
Das Drama "Gloria!" erzählt mit viel gutem Willen bedauerlicherweise nur wenig.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 106
Genre: Drama • Historie • Musik
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 29.08.2024
Heimkino: 30.01.2025
Regie: Margherita Vicario
Drehbuch: Anita Rivaroli • Margherita Vicario
Schauspieler: Galatéa Bellugi (Teresa) • Carlotta Gamba (Lucia) • Veronica Lucchesi (Bettina) • Maria Vittoria Dallasta (Marietta) • Sara Mafodda (Prudenza) • Paolo Rossi (Perlina) • Elio (Romeo) • Natalino Balasso (Governatore) • Anita Kravos (Donna Lidia) • Vincenzo Crea (Cristiano) • Jasmin Mattei (Fidelia) • Gioele Pagura (Giacomino)
Produktion: Carlo Cresto-Dina • Paolo del Brocco • Manuela Melissano
Szenenbild: Luca Servino • Susanna Abenavoli
Kostümbild: Mary Montalto
Maskenbild: Jean Cotter
Kamera: Gianluca Rocco Palma
Ton: Daniela Bassani
Musik: Davide Pavanello
Schnitt: Christian Marsiglia
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