Inside Hollywood

Kinoplakat Inside Hollywood

Eine Satire über Hollywood aus Hollywood? Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Es mag Menschen geben, die Hollywood wirklich für eine Traumfabrik halten. Näher an der Realität ist wahrscheinlich die Vorstellung einer Fabrik für Unterhaltung. So oder so ist klar, dass eine Branche nach bestimmten Regeln funktioniert. Eine der obersten könnte lauten: Produziere das, was das Publikum sehen will. Denn schließlich will man sein Produkt gewinnbringend verkaufen. Dass dabei die Kunst manchmal zu kurz kommt, wird billigend in Kauf genommen.

So auch in "Inside Hollywood", einem Film übers Filmemachen. An oberster Stelle wacht die knallharte Studiochefin Lou (Catherine Keener), die Druck auf den Produzenten Ben (Robert De Niro) ausübt. Der bildet den Puffer zwischen Kommerz und Kunst. Er muss den Regisseur Jeremy Brunell (Michael Wincott) dazu bringen seinen Film "Fierce" zu schneiden, weil der bei den Testvorführungen komplett durchfiel. Zuviel hängt für alle Beteiligten vom Erfolg des Films ab. Für das Studio geht es um Millionen und für Ben ums Überleben, denn einen Flop könnte für ihn das Aus bedeuten. Die Ablehnung der Testzuschauer verwundert nicht, zumal gegen Filmende in Nahaufnahme ein Hund erschossen wird. Doch die sensible Künstlerseele des Regisseurs will das nicht wahrhaben - bis er sich selbst mit Tabletten behilft, die ihn sanft in eine Traumwelt entführen, und den Film umschneidet. Dieses Problem scheint gelöst, doch Ben muss sich nicht nur mit uneinsichtigen Regisseuren herumschlagen. Der Schauspieler Bruce Willis (als er selbst) hat es sich in den Kopf gesetzt, im nächsten Film mit Vollbart zu spielen. Doch das will das Publikum ebenfalls nicht sehen. So kommt es zu hitzigen Debatten, in denen schon mal ein böses Wort fällt, das überzogene Gage lautet.
Zu dem beruflichen Schlamassel kommen Bens private Probleme. Die Trennung von seiner Frau will trotz Therapiesitzungen nicht so recht gelingen. Die 17-jährige Tochter hatte ein Techtelmechtel mit einem Agenten, der Selbstmord beging und ungefähr in Bens Alter war.

Kritik

Da der Film auffällig häufig von Cannes spricht und sogar der Eröffnungsfilm von Cannes wird, will ich damit beginnen. "Inside Hollywood" lief 2008 tatsächlich als Abschlussfilm der Filmfestspiele - um dann 2008 nicht regulär ins Kino zu kommen. Denn auch so funktioniert die Traumfabrik: Aus Angst vor einem Flop oder weil es nicht genug Spielstätten gibt, werden Filmstarts wieder und wieder verschoben. Im März 2009 wagt es der deutsche Verleih den Film ins Kino zu bringen. Ob das Zögern berechtigt war, lässt sich nicht pauschal sagen.

In meinen Augen ist die Komödie nur bedingt sehenswert. Ihre größte Schwäche liegt in der Zahmheit. Es werden zwar Knackpunkte wie die Casting Couch inklusive Vitamin B behandelt, es gibt Klüngeleien, es wird gelogen, dass sich die Balken biegen, es herrscht Vetternwirtschaft, Stresserkrankungen treten auf, feige Agenten, durchgeknallte Künstler und Drogen. Aber alles wird nur mit Samthandschuhen angefasst. Es ist zwar von Blutsaugern die Rede - doch das bleibt ein Allgemeinplatz. Niemandem wirkt ans Bein gepinkelt. Selbst Bens schöner Wutausbruch ist einen Schnitt später nur eine Traumsequenz. Insgesamt ist die Handlung zwar nett gemacht, hat aber keinen Biss. Zudem sind einige Kritikpunkte nicht typisch. Etwa, dass überall Geschäfte gemacht werden, also selbst im Schönheitssalon oder auf einer Beerdigung. Sie erwecken den Anschein von Füllstoff, wie auch die privaten Probleme des Hauptdarstellers, die einen nicht unerheblichen Anteil der Spielzeit einnehmen. Darüber hinaus vermisse ich Schwung. Die Story geht gemütlich an und bleibt bis zum Ende so.

Fazit
Es wundert mich nicht, dass "Inside Hollywood" ein zahnloser Tiger ist, denn eine wirklich böse Satire über Hollywood in Hollywood zu drehen hätte bedeutet, dass diejenigen, die entlarvt werden, den Film finanzieren und produzieren. Aber so lautet das Motto: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Anders gesprochen: Hollywood bleibt sich selber treu und bringt einen Film in die Kinos, der niemandem wirklich wehtut und dadurch seine Möglichkeiten verschenkt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: What Just Happened
Land: USA
Jahr: 2008
Laufzeit ca.: 105
Genre: Komödie
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 26.03.2009
Heimkino: 06.08.2009

Regie: Barry Levinson
Drehbuch: Art Linson

Schauspieler: Robert De Niro (Ben) • Sean Penn (Sean Penn) • Catherine Keener (Lou Tarnow) • Bruce Willis (er selbst) • John Turturro (Dick Bell) • Robin Wright Penn (Kelly) • Stanley Tucci (Scott Solomon) • Kristen Stewart (Zoe) • Michael Wincott (Jeremy Brunell) • Jason Kravits (Pollster) • Mark Ivanir (Johnny) • Remy K. Selma (Jimmy)

Produktion: Robert De Niro • Barry Levinson • Art Linson • Jane Rosenthal
Szenenbild: Stefania Cella
Kostümbild: Ann Roth
Maskenbild: Bill Corso
Kamera: Stéphane Fontaine
Musik: Marcelo Zarvos
Schnitt: Hank Corwin

Anzeige

Kinoplakat Inside Hollywood Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

befriedigend
26.03.09
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.