Marie Antoinette

Kinoplakat Marie Antoinette

Das Leben am Hofe von Versailles könnte von quälender, unendlicher Langeweile geprägt gewesen sein. Tag aus Tag ein dieselben verkrusteten Rituale, die jede Lebensfreude im Keim erstickten. So stellt es jedenfalls der Film dar und zieht den Zuschauer in einen Abgrund aus Qual und Langeweile - indem er ihn quält und langweilt.

Im gleichnamigen Film verlässt Marie Antoinette (Kirsten Dunst) vierzehnjährig ihr österreichisches Elternhaus um den französischen Thronfolger Ludwig XVI. zu heiraten. Nach einer endlos langen Kutschfahrt, wird die junge Frau mit den seltsamen Ritualen und Gebräuchen des französischen Hofes in Versailles konfrontiert. Bereits die morgendliche Toilette, also das Ankleiden, ist ein Akt. Es ist genau festgelegt, welche der zahlreichen Hofdamen, wann was reichen darf. So kann es geschehen, dass Marie Antoinette nackt und frierend auf ihr Unterkleid warten muss, weil immer wieder eine ranghöhere Hofdame eintritt, deren Privileg es ist, das anstehende Kleidungsstück zu reichen.

Auch das restliche Leben bei Hofe ist in ein strenges Regelwerk gepresst. Kein Wunder, dass es der lebhaften Marie Antoinette schwerfällt sich in die Starre zu begeben. Darüber hinaus liegt die schwere Bürde auf ihr, für einen Thronfolger zu sorgen. Doch ihr Gatte, König Ludwig XVI. hat mit den Pflichten und Freunde der Ehe wenig im Sinn. Er findet großen Spaß an der Jagd - aber nichts an den Reizen seiner Gattin. Und das obwohl ihre Brüste, wie ihr Schwiegervater bei der ersten Begegnung feststellt, äußerst ansprechend sind. So bleibt Marie Antoinette wenig, um sich die Langeweile zu vertreiben. Sie stopft sich unablässig mit Süßigkeiten voll oder gibt das Geld mit beiden Händen aus.

Irgendwann findet auch ihr tumber Gatte heraus, was Mann und Frau miteinander tun können und zeugt erst eine Tochter, dann einen Thronfolger. Doch die Langeweile ist damit nicht vertrieben. Marie Antoinette baut das "Le Petit Trianon" zu ihrem eigenen Reich aus. Hier verbringt sie fortan viel Zeit mit ihren liebsten Hofdamen oder umgeben von Musikern. Doch das süße Leben findet ein jähes Ende, als der Pöbel sich nicht länger unterdrücken lässt und gegen den Adel aufbegehrt. Da ihr Gatte beschließt, nicht rechtzeitig zu fliehen, und Marie Antoinette befindet, ihr Platz sei an der Seite des Königs, enden beide später auf der Guillotine. Doch dieses Ende spart der Film aus. Stattdessen darf sich die Herrscherin in der letzten Szene von ihren geliebten Zitronenbäumen verabschieden.

Kritik

Sofia Coppola ("Lost in Translation") hat erneut einen Film geschaffen dessen zentrale Themen die Mischung aus Langeweile und die daraus entstehende Seelenqual bilden. Es ist ein überaus eigenwilliger Film. In sich stimmig, doch derartig unorthodox, dass du den Stil wirklich mögen musst - andernfalls ergeht es Dir wie mir und das Sehen wird zur Qual. Des Weiteren solltest Du ein Ass im Deuten von Anspielungen sein, denn Klartext wird nur selten gesprochen. "Marie Antoinette" zeigt die Königin im Kreis ihrer Hofdamen im Lustschlösschen - könnte heißen: Sie hatte vielleicht lesbische Neigungen. Oder sie flirtet mit einem schwedischen Grafen - könnte bedeuten, sie hatte Spaß mit Liebhabern. Nichts Genaues weiß man nicht ... Am ärgsten hat diese Reduzierung Jason Schwartzman als Ludwig XVI getroffen. Er darf bis auf wenige Augenblicke nur unbestimmt in die Kamera gucken und verkörpert ansonsten einen Tropf, von dem man nicht weiß, was mit ihm los ist. Ist der König wirklich derartig reduziert, dass ihm selbst die Libido fehlt? Bedarf es der Hilfe des Schwagers, der ihn aufklärt, wie das mit Bienen und Blumen funktioniert?

Ein zweites dominierendes Stilelement ist die Darstellung der Langeweile. Das gelingt derartig überzeugend, dass man beim Sehen vor Langeweile sanft aus dem Kinosessel gleiten kann. Anfangs dachte ich noch, die junge Frau soll am französischen Hof besonders verloren wirken. Doch dann wiederholt der Film einige Szenen mit nur geringfügigen Änderungen. Marie Antoinette und Ludwig sitzen schweigend beim Frühstück. Mal gibt es Früchte, dann Fasan, dann einen anderen Vogel. Wieder und wieder sitzen sie schweigend da. Dasselbe passiert beim Ankleiden und beim Sex - nämlich fast nichts, außer der Wiederholung der Wiederholung. Solange bis das Stilmittel zur Geduldsprobe wird. So quälen sich die 123 Filmminuten dahin und es taucht die Frage auf, worin eigentlich die Aussage besteht? Es ist weder ein klassischer Kostümfilm, denn das macht der Einsatz der Rockmusik zunichte. Der Film ist auch nicht geschichtstreu oder vermittelt neue Erkenntnisse. Vielmehr ist es die Verfilmung einer eigenwilligen amerikanischen Sichtweise.

Fazit
Freiheraus gesprochen ist "Marie Antoinette" ein seltsamer Film. Ich kann schon aus "Lost in Translation" wenig herauslesen und nun bleibt mir der Sinn erneut verschlossen. Zumal fast alles nebulös und schwammig ist. Und ehe ich mir die Mühe mache die Zeichen dieses Films zu deuten, frage ich mich, ob ich nicht ich lieber in Kaffeesatz lese?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 123
Genre: HistorieSpielfilm
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 02.11.2006
Heimkino: 03.04.2007

Regie: Sofia Coppola
Drehbuch: Sofia Coppola

Schauspieler: Kirsten Dunst (Marie Antoinette) • Jason Schwartzman (Louis XVI) • Judy Davis (Comtesse de Noailles) • Rip Torn (Louis XV) • Rose Byrne (Duchesse de Polignac) • Asia Argento (Comtesse du Barry) • Molly Shannon (Tante Victoire) • Shirley Henderson (Tante Sophie) • Danny Huston (Joseph II) • Marianne Faithfull (Maria Theresa) • Mary Nighy (Princesse Lamballe) • Sebastian Armesto (Comte Louis de Provence)

Produktion: Sofia Coppola • Ross Katz
Szenenbild: K.K. Barrett
Kostümbild: Manolo Blahnik • Milena Canonero
Maskenbild: Jean-Luc Russier
Kamera: Lance Acord
Musik: Dustin O'Halloran
Schnitt: Sarah Flack

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

ausreichend
02.11.06
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