Elizabethtown

Kinoplakat Elizabethtown

Trauer und Freude liegen oft nahe beieinander. So öffnet Kirsten Dunst Orlando Bloom die Augen für das Schöne im Leben, obwohl der sich eigentlich gerade umbringen wollte, was nur der plötzliche Tod des Vaters verhinderte. Ruhiges Erzählkino von Cameron Crowe mit Starbesetzung.

Drew Baylor (Orlando Bloom) tritt gerade einen schweren Gang an. Der neueste Entwurf des Schuhdesigners ist gefloppt und brachte der Firma schlappe 972 Millionen Dollar Verlust. Sein Chef entlässt ihn mit süffisantem Humor, etwa indem er darauf hinweist, dass Drew mal eben das Jahresbudget eines kleinen Landes versiebt hat.
Wieder in seinem Apartment beschließt der Gedemütigte aus dem Leben zu scheiden. Doch im letzten Moment klingelt das Telefon. Die Schwester ist einem Nervenzusammenbruch nahe, denn der Vater ist gestorben und die Mutter läuft Amok. Jetzt ist es an Drew den Leichnam für die Bestattung nach Hause zu holen. Drew verschiebt den Suizid und nimmt einen "Red Eye". Da er der einzige Gast an Bord ist, bittet ihn die Stewardess Claire (Kirsten Dunst) in die erste Klasse. Als er dankend ablehnt, erklärt sie ihm charmant aber unverblümt, dass sie wenig Lust habe, nur seinetwegen ständig vom Cockpit nach ganz hinten zu latschen. Des Weiteren zeigt sie offenes Interesse am Lädierten, der eigentlich nur seine Ruhe haben möchte und schlafen.

Endlich in seinem Heimatstaat angekommen, verfährt der sich erst einmal - obwohl ihm Claire einschärfte 60b nicht zu verpassen! Doch das ist erst der Auftakt für viele weitere Komplikationen. Die Freunde seines Vaters sehen nicht ein, weshalb der Tote nicht in heimatlicher Erde begraben werden sollte, zudem hegen sie nur wenige Sympathien für die Witwe, die ihn damals "entführte". Noch während Drew die Vergangenheit seines Vaters aufarbeitet, zieht ihn Claire in einen Flirt. Derweil fliegen auch Mutter und Schwester ein, um ebenfalls mitzumischen. So flammen alte Feindschaften wieder auf, während einigen Menschen angesichts des Todes einfällt, dass sie ihren Lebenstraum vielleicht doch lieber gleich leben sollten.

Kritik

Ich wage zu bezweifeln, dass der Film ein Hit wird, weil die Handlung gleich drei Genres mixt: Eine tragisch komische Familiengeschichte, eine Lovestory und "komm, ich zeige dir Amerika". Das Ergebnis ist zu wenig ausgearbeitet und an einigen Stellen zu amerikanisch. Des Weiteren erlaubt sich "Elizabethtown" kleine und große Schwächen. Einen Film in ruhigen Bildern zu erzählen und mit viel Musik zu unterlegen ist durchaus machbar. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass es Zuschauer gibt, denen die Musik rein gar nichts sagt (wie mir) und das Werk in dieser Hinsicht nicht punktet. Davon abgesehen ist das Ende einfach zu langatmig und zerdehnt: Orlando Bloom fährt und fährt und fährt durch Amerika, während ihm Kirsten Dunst per selbst gebrannter CD die Schönheit des Landes erklärt. Mal abgesehen von der netten Idee - wann hat die berufstätige Frau die Zeit gehabt das alles zusammenzustellen?

Die Handlung ist keinem klassischen Genre zuzuordnen. Besser als "Jersey Girl" und schlechter als "Garden State", die beide ebenfalls den Umstand nutzen, dass der Hauptdarsteller in seine Heimat zurückkehrt und ihm dort eine neue Freundin die Augen öffnet. Die Lovestory ist gut gespielt, was hauptsächlich der Verdienst von Kirsten Dunst ist, die ihre Rolle mit großer Überzeugung spielt. Orlando Bloom bleibt im gesamten Film einer der ausdrucksärmsten Darsteller und wirkt in seiner Hauptrolle wie ein Herrenfriseur auf Reisen, vom Charakterfach ist er weit entfernt.

Ärgerlich ist, dass die gut besetzten Nebenrollen wenig bis gar nicht zum Zug kommen. Im Fall von Susan Sarandon ist der Auftritt sehr eigenartig. Wie in amerikanischen Filmen üblich darf auf der Beerdigungsfeier jeder eine kleine Rede halten. Die Witwe nutzt ihre Chance für die sprichwörtlichen "15 Minuten Ruhm". Erst glänzt sie als Stand-up Comedian, erzählt von ihrem Nachbarn, der sie trösten wollte und bei der Umarmung einen Ständer bekam, dann legt sie noch einen Stepptanz hin! Das wirkt befremdlich - doch bei den Amerikanern ist scheinbar alles mit Show verbunden. So stehen auch Hausfrauen bei der Küchenarbeit bis in die Haarspitzen aufgedonnert am Herd. Schade ist bei diesen Szenen, dass sie zwar gut beobachtet sind - und dennoch viel Stoff durch mangelnde Ausarbeitung verloren geht. Es gibt beispielsweise den angerissenen Vater-Sohn-Konflikt, der die Erziehung von Kindern betrifft.

Ebenfalls unrund, wenn auch auf andere Art, sind Auffälligkeiten. Vom Hotel aus telefoniert Orlando Bloom mit Kirsten Dunst. Bis zum Beginn des Telefonats lärmt im Hintergrund eine Hochzeitsgesellschaft. Während des langen Gesprächs ist alles mucksmäuschenstill; danach bricht der Trubel wieder los. Ebenso verwundert es, dass die Stewardess plötzlich keinen Dienst mehr hat. Anfangs sagt sie noch, dass sie eine Schicht getauscht hat, doch dann widmet sie sich tagelang nur ihrem Flirt. So wirkt der Film einerseits wie aus dem Leben gegriffen und gleichzeitig konstruiert; womit er den angestrebten naturalistischen Eindruck verfehlt. Wirklich schön ist der Humor. Während des Telefonats pinkelt er im Stehen ins Klo, während sie - am anderen Ende - das Katzenklo reinigt. Auch gelungen: Die Begegnung der zwei Männer auf dem Hotelflur, die mit einer Umarmung und solidarischem Zustecken von Bier endet.

Fazit
"Elizabethtown" ist unaufgeregtes Erzählkino. Die Mischung ist interessant und allerdings im Detail nicht ganz rund. Die Gewichtung von Haupt- und Nebenrollen ist nicht ganz glücklich.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 120
Genre: Spielfilm
Verleih: Paramount Pictures
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 03.11.2005
Heimkino: 02.03.2006

Regie: Cameron Crowe
Drehbuch: Cameron Crowe

Schauspieler: Orlando Bloom (Drew Baylor) • Kirsten Dunst (Claire Colburn) • Susan Sarandon (Hollie Baylor) • Alec Baldwin (Phil Devoss) • Bruce McGill (Bill Banyon) • Judy Greer (Heather Baylor) • Jessica Biel (Ellen Kishmore) • Paul Schneider (Jessie Baylor) • Loudon Wainwright III (Onkel Dale) • Gailard Sartain (Charles Dean) • Jed Rees (Chuck Hasboro) • Paula Deen (Aunt Dora) • Dan Biggers (Onkel Roy) • Alice Marie Crowe (Aunt Lena) • Tim Devitt (Mitch Baylor)

Produktion: Cameron Crowe • Tom Cruise • Paula Wagner
Szenenbild: Clay A. Griffith
Kostümbild: Nancy Steiner
Maskenbild: Michèle Burke
Kamera: John Toll
Musik: Nancy Wilson
Schnitt: David Moritz

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{joomplucat:191 limit=3|columns=3}Bilder: Paramount Pictures

1 customer review

befriedigend
03.11.05
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