Eines Tages entwickelt ein ehemaliger Kunststudent die Idee, das örtliche Museum zu berauben. Der Auftakt zu einer langatmigen Fluchtgeschichte.
James Blaine Mooney, kurz J. B. genannt, lebt in den Tag. Das Haus teilt er mit seiner Familie, bestehend aus Ehefrau und zwei Söhnen, und den Eltern. Einer Arbeit geht J. B. nicht nach, die Frau arbeitet in einem Büro. Bei Geldmangel pumpt J. B. seine Mutter an, die nicht nein sagen kann. Eines Tages entwickelt er die Idee, aus dem örtlichen Kunstmuseum vier Gemälde zu stehlen. Dabei bedenkt der Tagedieb nicht, dass Kunst, die schlecht bewacht wird, wohl einen geringen Wert hat. Nichtsdestotrotz arbeitet J. B. an seinem Plan wird gewarnt, dass es eine schlechte Idee ist, einen Dealer an Bord zu holen. Dann verrät ihn der erste von drei Kumpanen noch vor dem Raub. Wenige Tage danach die verbliebenen zwei. Der Auftakt für einen aus der Zeit gefallenen Film.
Kritik
Mastermind ist kein Film über einen Kunstraub, sondern einer über einen Mann, der sich treiben lässt. Um das zu unterstreichen, sandelt auch der Film dahin, reiht inhaltsarme und belanglose Szenen aneinander. Das allein ist anstrengend anzusehen und wird durch die quäkende Filmmusik zur Qual. Bereits die erste Szene des Dramas ist fordernd. Bei einem Museumsbesuch nervt ein Sohn seine Mutter mit Gefasel, derweil tapert J. B. durch die Räume, Jazz-Geschrammel dröhnt. Dann verlassen die Personen das Museum und erst jetzt wird klar, dass sie einander kennen.
In der nachfolgenden Geschichte spielt die Ehefrau eine untergeordnete Rolle, wie alle Figuren des Films. Im Mittelpunkt steht klar Josh O'Connor als James Blaine Mooney. Wie bereits in "La Chimera" beglückt der Darsteller das Publikum mit weniger als einer Handvoll Gesichtsausdrücke. Es ist kein Vergnügen, dem Mann zuzusehen. Der von ihm verkörperte J. B. bleibt dem Kritiker unsympathisch.
Die Handlung nutzt den Raub als Begründung für die anschließende Flucht der Hauptperson. Mit Polizeiarbeit oder der Lösung des Falls hat sie nichts im Sinn. Sie greift den Vietnamkrieg auf, indem Fernsehberichte davon erzählen oder Männer über ihren Kriegseinsatz sprechen. Weitergehendes Interesse zeigt die Geschichte daran nicht. Einige Hippies bevölkern das Straßenbild. Es mäandert die Schilderung dahin.
Ärgerlich ist, dass das Drehbuch dem Publikum wenig zutraut, denn es erklärt Umstände im Klartext. So wird J. B. verlacht, weil er mit einem Irren und einem Dealer zusammengearbeitet hat. Die Gewichtung missfällt. Trotz der Lauflänge hat J. B. keine Vita. Was man über ihn erfährt, erwähnen Nebensätze. Er hat Kunst studiert und sein Vater hat als Richter gearbeitet. Schade, dass das nicht in die Handlung eingeflochten ist, sondern gesagt wird.
Die Kamera fängt das Geschehen in ruhigen Bildern ein, die Farbgebung ist herbstlich, die Umgebung oft schroff. Die Autos, Frisuren und Kleidung spiegeln das Jahr 1970 gut wider.
Fazit
"The Mastermind" ist ein spezifischer Film für Liebhaber von entschleunigtem Kino. Ein sich dem Ausdruck verweigernder Darsteller in einer spannungslosen Handlung. Das ist in sich stimmig – allerdings im Zusammenspiel mit der alles übertönenden Filmmusik und der Überlänge eine Herausforderung.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 110
Genre: Krimi
Verleih: MUBI
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 16.10.2025
Regie: Kelly Reichardt
Drehbuch: Kelly Reichardt
Schauspieler: Josh O'Connor (James Blaine Mooney) • Sterling Thompson (Carl Mooney) • Alana Haim (Terri Mooney) • Jasper Thompson (Tommy Mooney) • Bill Camp (Bill Mooney) • Hope Davis (Sarah Mooney) • Eli Gelb (Guy Hickey) • Cole Doman (Larry Duffy) • Carrie Lazar (Ms. Pitman) • Javion Allen (Ronnie Gibson) • Reighan Bean (Julie) • Katie Hubbard (Robin)
Produktion: Neil Kopp • Vincent Savino • Anish Savjani
Szenenbild: Anthony Gasparro
Kostümbild: Amy Roth
Maskenbild: Jerry DeCarlo • Therese Ducey • Amber Johnson • Jessica Needham • Anna Maria Reyer
Kamera: Christopher Blauvelt
Musik: Rob Mazurek
Schnitt: Kelly Reichardt
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Bild: MUBI
