We live in time

Kinoplakat We live in time

Das erste Zusammentreffen von Almut und Tobias findet mit einem Knalleffekt statt. Er ist im Straßenverkehr unaufmerksam und sie fährt ihn an. Trotzdem ist das Interesse aneinander geweckt und nach Tobias' Scheidung gehen sie eine Beziehung ein. Aus körperlicher Anziehung wird das Interesse an der Person und sie beschließen zu heiraten und Kinder zu bekommen. Dann erhält Almut eine niederschmetternde Diagnose und nichts ist mehr, wie es am Anfang war.

Kritik

Das Drama "We live in time" erzählt eine Geschichte, die vielleicht das Leben schrieb. Frau trifft Mann. Aus gutem Sex wird eine Beziehung und daraus eine Kleinfamilie. Verkompliziert wird das Drama durch ihre wahrscheinlich unheilbare Krankheit. So weit, so gut. Doch beschlich die Produktion vielleicht der Zweifel, dass das Drehbuch zu konventionell sein könnte. Die Lösung: Das Drama wird nicht chronologisch gezeigt, sondern in verwürfelten Kapiteln. Diese Entscheidung macht es dem Publikum schwer, dem im Kern simplen Drama zu folgen. Mal hat das Paar ein Kind. Dann ist sie schwanger. Wieder ein Kapitel später kennen die Zwei einander noch nicht.

Davon abgesehen fehlt es dem Drama an der Austarierung. Im Schwerpunkt ist es kein Beziehungsdrama für zwei Personen, sondern ein Film mit Florence Pugh in der Hauptrolle. Die Schauspielerin spielt engagiert. Dass die Szenen mitunter recht konventionell oder vorhersehbar sind, verantwortet sie nicht. An ihrer Seite wird Andrew Garfield zum Stichwortgeber degradiert. Eine Rolle, die er leider nicht sonderlich überzeugend absolviert. Zu oft steht er mit feuchten Augen da und versucht emotional ergriffen zu sein. Zudem bleibt offen, was die zwei anzieht und warum sie eine Beziehung eingehen.
Schade ist, dass beide Hauptrollen, wenn man sie so nennen will, in keinen größeren Kontext eingeordnet werden. Almut ist die Eigentümerin und Chefköchin eines Nobel-Restaurants. Ihre große Leidenschaft ist das Kochen. Doch dem räumt der Film auffällig wenig Raum ein. Sie kocht gelegentlich und könnte genauso gut auch Konditorei-Fachverkäuferin sein, weil das Kochen nicht zur Leidenschaft wird. Noch schlimmer ergeht es Tobias. Zu Filmbeginn hat er einen Beruf, später spielt der keine Rolle mehr. Beide bringen ihre Eltern ein, die den typischen Eltern-Abend erleben. Wirklich eingebunden in ein soziales Umfeld sind Almut und Tobias jedoch nicht. Das trägt dazu bei, dass der Film stellenweise an Dichte gewinnt, weil der Fokus auf den zwei Figuren ruht. Aber wirklich mitreißend sind die Erlebnisse des Paares nicht.
Womit wir wieder am anfänglichen Kritikpunkt angelangt sind. Das Verschneiden des Films macht es auf die Dauer schwierig, mit dem Paar mitzufühlen, denn die entstandene Spannung wird regelrecht zerschnitten. Anstatt die Handlung zuzuspitzen, springt sie. Die Idee dahinter könnte lauten, dass es fürs Publikum einfacher ist, diesen Häppchen zu folgen, denn die Happen sind leichter verdaubar. Dann wiederum überwiegt der Eindruck, dass hier etwas übertüncht wird. Zu einem Kunstfilm wie dem überkandidelten "Babel" passt eine überreizte Schnitttechnik. Doch in diesem Fall wollen das konventionelle Drama und die gespreizte Inszenierung nicht so recht harmonieren. Darüber kann auch die teils unangenehme Filmmusik nicht hinwegtäuschen.

Fazit
Bei "We live in time" versucht ein konventionelles Drama durch einen Kunstgriff zu Kunst-Kino zu werden. Doch die Künstlichkeit mindert den Seheindruck. Das ist schade, denn der Film hat starke und intensive Momente. Doch das Zerschneiden der Darstellung zerreißt zu oft, Wünsche und Hoffnungen der Figuren bleiben angerissen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Großbritannien
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 108
Genre: Drama

Verleih: Studiocanal
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 09.01.2025

Regie: John Crowley
Drehbuch: Nick Payne

Schauspieler: Andrew Garfield (Tobias) • Florence Pugh (Almut) • Grace Delaney (Ella) • Lee Braithwaite (Jade) • Aoife Hinds (Skye) • Adam James (Simon Maxson) • Douglas Hodge (Reginald) • Amy Morgan (Leah) • Niamh Cusack (Sylvia) • Lucy Briers (Dr. Kerri Weaver) • Robert Boulter (Dr. Hernandez) • Nikhil Parmar (Sanjaya)

Produktion: Adam Ackland • Leah Clarke • Guy Heeley
Szenenbild: Alice Normington
Kostümbild: Liza Bracey
Maskenbild: Niall Monteith-Mann • Ivana Primorac • Natasha Stone
Kamera: Stuart Bentley
Musik: Bryce Dessner
Schnitt: Justine Wright

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Bild: Studiocanal

1 customer review

Befriedigend
01.01.25
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