Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen

Kinoplakat Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen

Was würde geschehen, wenn ein bis dato erfolgloser Wissenschaftler eine Maschine erfindet, die normales Wasser in Nahrung verwandelt? Vielleicht gäbe es auf der Welt keinen Hunger mehr.

Flint Lockwood wollte als Kind etwas Besonderes sein. Genauer gesagt ein Erfinder. Und tatsächlich erfand er bereits als Kind die Sprühdosenschuhe, die ohne Schnürsenkel auskommen. Leider übersah das junge Genie dabei, dass diese Schuhe nicht mehr ausgezogen werden können und er trägt sie als junger Erwachsener immer noch. Und auch sein Geist ist nach wie vor unruhig. Doch bislang brachten seine Erfindungen nie den gewünschten Durchbruch. Weder der ferngesteuerte Fernseher auf Beinen, das Haarwuchsmittel, ein fliegendes Auto, ein Affen-Gedanken-Übersetzer oder die Rattenvögel wurden ein echter Erfolg. Dabei möchte Flint mittlerweile gar nicht ein ganz besonderer Mensch sein, sondern endlich von seinem Vater Anerkennung bekommen.

Als die Sardinenfabrik seiner Heimatinsel Affenfels schließt und alle Bewohner der Insel fortan importierte, sprich abscheulich schmeckende Sardinen essen müssen, nimmt Flint die Herausforderung an. Er erfindet eine Maschine, die Wasser in Essen umwandelt. Während des ersten Feldversuchs, schießt Flint seine Maschine versehentlich in den Himmel, wo sie umgehend ihre Arbeit aufnimmt. In der Folge regnet es Hamburger. Die Bürger der Insel sind begeistert und Flint fühlt sich zum ersten Mal in seinem Leben von den Mitmenschen akzeptiert. Bereitwillig erfüllt er alle Speisenwünsche und lässt Essen nach Wunsch regnen. Dass es fortan auf Affenfels hauptsächlich Fastfood und wenig gesunde Speisen gibt, stört niemanden. Ausgenommen davon ist nur Flints mürrischer Vater, dem er es immer noch nicht recht machen kann. Doch das ist nicht das einzige Problem in Flints Leben. Seine Maschine wird von den vielen Wünschen überfordert und zeigt erste Fehlfunktionen. Das Essen wird immer größer. Richtig ernst wird die Lage, als ein riesiger Spaghetti-Tornado über die Insel fegt und es gigantische Fleischbällchen regnet. Nun muss Flint seine Höllenmaschine stoppen, ehe die Menschen von gigantischem Essen erschlagen werden.

Kritik

"Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" fußt auf einem Kinderbuch, das 1978 veröffentlicht wurde. Vergleiche zwischen Buch und Film müssen entfallen, weil ich das Buch nicht gelesen habe. Bezogen auf den Film gefällt mir die Ausgangslage: Eine Maschine verwandelt Niederschlag in Essen. Daraus lässt sich einiges machen - insbesondere als Zeichentrick. Der Film schöpft die Möglichkeiten der Animation allerdings nur bedingt aus. Die Szenarien sind überaus bunt und temporeich. Die Figuren sind jedoch äußerlich, wie auch von der Charakterzeichnung her, sehr eindimensional gehalten. Das Gesicht von Flints Vater dominiert eine zusammengewachsene Augenbraue, die seine Augen komplett verdeckt. Das soll wohl unterstreichen, dass der Vater sich weigert die Dinge zu sehen, wie sie sind. So will er in seinem Sohn nicht den Erfinder sehen, sondern einen Sohn, der nicht das Leben lebt, das der Vater sich für ihn vorstellt. Flint machen eine gigantische Nase und Haare, die wie eine Seeanemone aussehen, zu einem liebenswerten Tollpatsch. Ein Polizist trägt einen enorm geschwollenen Oberkörper auf Spinnenbeinen durch die Gegend. Was bei ihm der Ausdruck von körperlicher Fitness ist. Alles in allem ist das Figurendesign zwar eigenwillig, aber die Animation bleibt ohne Ausdrucksstärke, Bandbreite und technische Brillanz.

Die insgesamt schwache Optik könnte eine ausgereifte Charakterzeichnung wettmachen. Allerdings bleiben die Figuren auch in dieser Hinsicht eindimensional. Flint möchte von der Welt geliebt werden. Reporterin Sam ist das Superhirn, das Angst hat, seine Intelligenz zu leben. Der Bürgermeister ist ein Gierhals, der weder vom Essen noch vom Geld genug bekommen kann. Der Polizist das große Vorbild.

Die Eindimensionalität setzt sich bei der Handlung fort. Erfinder Flint kann sechs Erfindungen aufbieten, von denen viele den gesamten Film über eine Rolle spielen. So etwa der Fernseher auf Beinen, der wiederholt durchs Bild läuft. Als Kind wird er getröstet, indem seine Mutter ihm einen echten Laborkittel schenkt. Jahre später wiederholt der Vater ebendiese Handlung. Zwischenzeitlich steht er mehrmals grummelnd in seinem Anglershop und dreht Sardinen durch einen Fleischwolf. Andere Arbeiten scheinen dort nicht anzufallen. Wenn Flint erfindet, dann rast er, wie von der Tarantel gestochen, durch sein Labor. Nicht einmal sondern jedes Mal. Die Liste ließe sich fortsetzen, denn der Film wiederholt wenige Ideen und Mechanismen dauerhaft. Das kann zweierlei bedeuten. "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" wiederholt, damit Kinder die Handlung leichter verstehen oder den Drehbuchautoren mangelt es an Ideen. Ich will das an dieser Stelle nicht beurteilen. Ich möchte nur sagen, dass ich mehrere Dinge vermisse. Etwa liebenswerte beziehungsweise, charmante Details. Anspielungen oder Parodien auf bekannte Filme und Szenen.

Unzufrieden bin ich auch mit den einfältigen Aussagen des Films. Väter sollen ihren Kindern sagen, dass sie sie lieben. So wie es der gute Polizist vormacht. Der ist zufällig auch fit wie ein Turnschuh - im Gegensatz zum Bürgermeister, der Fastfood in sich hinein schaufelt und mit Fettleibigkeit bestraft wird. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin für einen liebevollen Umgang und für eine gewisse Tiefe auch in Familienfilmen.

Ob der Film auf Kinder oder auf die ganze Familie abzielt, erschließt sich mir nicht. Das Einfache zielt klar auf Kinder ab. Ebenso die Tatsache, dass die simple Handlung zusätzlich im Klartext erklärt wird. Doch der Vater-Sohn-Konflikt, der eine erhebliche Triebfeder darstellt, setzt Verstehen voraus. Nicht bemängeln, sondern nur Aufzeigen, möchte ich die seltsamen Umstände der Handlung. So kommt die Insel ohne Niederschlag aus. Weder verdorren Pflanzen, noch wird das Trinkwasser knapp. Zudem häufen die Menschen das Übermaß an Nahrungsmitteln hinter einem großen Staudamm an. Dort lagert nicht nur Zuckerzeug sondern auch frisches Obst. Das nicht welkt und auch nicht von Tieren angefressen wird, sondern solange frisch bleibt, bis es als Flutwelle die Stadt überschwemmt.

Fazit
Der Film "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" ist überwiegend schlicht und spricht mich als Erwachsenen kaum an. Was für ihn spricht: Er hat ein durchgängig hohes Tempo.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Cloudy with a Chance of Meatballs
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 90
Genre: 3DAbenteuerAnimationFamilieKomödie
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 28.01.2010
Heimkino: 01.06.2010

Regie: Phil Lord • Christopher Miller
Drehbuch: Phil Lord • Christopher Miller
Literaturvorlage: Judi Barrett

Sprecher: Robin Kahnmeyer (Flint Lockwood) • Luisa Wietzorek (Sam Sparks) • Karl Schulz (Tim Lockwood) • Sebastian Schulz ("Baby" Brent) • Lutz Schnell (Bürgermeister Shelbourne) • Jan Spitzer (Earl Devereaux) • Leo Vornberger (Cal Devereaux) • Thomas Bero Wolf (Manny) • Bernhard Vögler (Steve) • Axel Malzacher (Patrick Patrickson) • Melanie Pukass (Fran Lockwood) • Axel Lutter (Joe Towne)

Produktion: Pam Marsden
Szenenbild: Justin K. Thompson
Musik: Mark Mothersbaugh
Schnitt: Robert Fisher Jr.

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

befriedigend
28.01.10
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