Carmilla

Kinoplakat Carmilla

Im 18. Jahrhundert rebelliert die junge Lara gegen die strengen Regeln ihrer Erzieherin und lechzt nach Selbsterfahrung. Einen kleinen Ausbruch aus dem täglichen Einerlei verspricht ein unerwarteter Gast: die rätselhafte Carmilla.

Lara wächst auf dem einsamen Landsitz ihres Vaters auf, wird von einer strengen Gouvernante erzogen, die meint, Beten und Strenge ständen einer jungen Frau an. Lara ist neugierig und beobachtet die Vorgänge in der Natur. Ihre Fragen beantwortet die Gouvernante Miss Fontaine nur bedingt. So sehr Lara auf ein spannendes Ereignis hofft, so sehr wird sie enttäuscht, weil der anberaumte Besuch einer gleichaltrigen Heranwachsenden abgesagt wird. Wenige Nächte später verunglückt eine Kutsche ganz in der Nähe des Landsitzes. Der Kutscher stirbt und eine junge Frau überlebt den Unfall. Lara nennt den Gast, der im Haus vorübergehend einzieht, Carmilla und ist überglücklich, dass etwas den Alltagstrott stört. Doch Carmilla ist kein harmloses Unfallopfer.

Kritik

Der Film ist ein romantisch verklärtes Schauermärchen aus klassischen Versatzstücken: Heranwachsen und entdecken der eigenen Sexualität, erste Liebe und Mystery. Dargestellt in dunklen, gesetzten Farben und in ruhigem Tempo erzählt. Im Mittelpunkt stehen Frauen: Die Gouvernante unterdrückt die Sehnsüchte ihres weiblichen Schützlings nach bestem Wissen, gibt in einem schwachen Augenblick zu, Verständnis zu haben, vielleicht fühlte sie einst ähnlich. Die pubertierende Lara hat einen Hang zum Morbiden, tappt gerne bei schummrigem Kerzenlicht durch das alte Herrenhaus und liest verbotene Bücher aus der Bibliothek, die verstörende Bilder zeigen.

Lara sehnt sich nach einem Abenteuer, das in Verbindung mit ihrer erwachenden Sexualität stehen kann, aber nicht muss. Und dann taucht Carmilla auf, die vielleicht ein lesbischer Vampir ist. Genauso gut kann alles ein trauriger Irrtum sein und eine Verkettung von Umständen. Die jungen Frauen sind verwandte Seelen, die aus den ihnen gesetzten Grenzen ausbrechen wollen, zeigen voneinander angezogen zu sein und schließen Blutfreundschaft. Mehr als ein Kuss wird nicht getauscht, Carmilla zeigt Lara wie sie eine Ohnmacht herbeiführen kann, was auch bedeuten kann, sie zeigt Lara die Selbstbefriedigung.
Die sexuell unterforderte Gouvernante kennt nur eine Deutung und schlussfolgert, dass Carmilla ein Vampir ist. Die klassischen Beweise widerlegt die Handlung: Carmilla kann im Sonnenlicht spazieren gehen und ein Kreuz anfassen. Sie verzieht den Mund wie zum Biss, beißt aber nie zu. In Carmillas Kutsche wird ein Buch gefunden, was ein eindeutiger Beweis ist. Viel zu eindeutig, als dass es ein echter Vampir mit sich tragen würde. Der Film zeigt keine Festlegung und bleibt dadurch ein Rätsel im abträglichen Sinn.

Weitere Stilmittel punkten nicht. Das Verträumte soll Spannung ergeben, bleibt jedoch verwaschen und macht die Erzählung zäh. Die Betrachtungen der Natur sind mit überlauten Geräuschen unterlegt. Doch wozu? Die Kamera hält zu lange auf langatmige Szenen, in denen es den Schauspielerinnen und Schauspielern an Ausdruck mangelt. Der Zuschauer kann kaum raten, was hintergründig abläuft, weil die Handlung eine tiefere Ebene nur andeutet und die Aussage des Films schlussendlich so diffus bleibt wie seine Bilder.

Fazit
"Carmilla – Führe uns nicht in Versuchung" ist kein klassischer Vampir-Film, sondern die Rebellion einer jungen Frau im 18. Jahrhundert. Vieles kann der blühenden Fantasie der Hauptdarstellerin zugeschrieben werden. Die sieht Carmilla beispielsweise als verführerische Nymphe. Die Stilmittel wie mysteriöse Dialoge und schwer zu deutende Träume hüllen die Geschichte in schwer fassbaren Nebel. Der Versuch gleich viele Beweise und Gegenbeweise zu liefern, die Carmilla schuldig oder freisprechen misslingt, weil die Handlung nicht klar genug ausgearbeitet ist. Das Buch hat der Kritiker vor Jahren gelesen und ist sicher, dass die filmische Interpretation sehr frei ausgefallen ist.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Alternativtitel: Carmilla – Führe uns nicht in Versuchung
Land: Großbritannien
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 94
Genre: DramaFantasyRomantikVampire
Verleih: Busch Media Group
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 01.04.2021
Heimkino: 23.04.2021

Regie: Emily Harris
Drehbuch: Emily Harris • Sean McConaghy
Literaturvorlage: Sheridan Le Fanu

Schauspieler: Hannah Rae (Lara Bauer) • Devrim Lingnau (Carmilla) • Jessica Raine (Miss Fontaine) • Tobias Menzies (Doktor Renquist) • Scott Silven (Magician) • Lorna Gayle (Margaret) • Daniel Tuite (Paul) • Greg Wise (Mr. Bauer) • Colin Blumenau (Mann) • Joseph Baxter (Bote)

Produktion: Lizzie Brown • Emily Precious
Szenenbild: Alexandra Walker
Kostümbild: John Bright
Maskenbild: Julie Kendrick • Laura Miles
Kamera: Michael Wood
Musik: Phil Selway
Schnitt: Rebecca Lloyd

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Bild: Busch Media Group

1 customer review

ausreichend
23.04.21
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