Javier Bardem spielt einen scheinheiligen Firmenchef, der Waagen bauen lässt und stets um ein ausgewogenes Betriebsklima bemüht ist. Ausgerechnet jetzt, da eine Kommission anrückt, geraten die Dinge aus dem Gleichgewicht. Der Patron muss handeln, um den begehrten Preis zu bekommen. Dafür geht er über Leichen. Dem schwarzen Humor zum Trotz ist die Komödie weniger witzig, als sie es sein könnte. Mehr dazu in der Kritik.
Blanco, den seine Angestellten nur Patron nennen, ist ein Chef wie aus dem Bilderbuch. Getreu dem Firmenmotto, dass immer alles ausgewogen sein muss, führt er die Waagen herstellende Firma als liebevoller Vater. So sieht er sich selbst. Einige seiner Mitarbeiter haben ein anderes Bild von ihrem Patron. Das schlimmste hegt der kürzlich entlassene José. Der hat sich Blanco als Sündenbock auserkoren und protestiert anfangs stumm und später immer lauter werdend vor dem Fabriktor. Das würde den Patron weniger stören als die aus dem Gleichgewicht gekommene Waage am Firmentor. Doch der Patron weiß, dass eine Kommission im Anmarsch ist, die die Verhältnisse vor Ort prüfen wird. Nach ihrer Entscheidung wird die Firma ausgezeichnet oder leer ausgehen. Darum setzt der Patron alles daran, den Frieden in seiner Firma wieder herzustellen.
Das zweite Sorgenkind ist Miralles, den private Sorgen so sehr drücken, dass er die Arbeit vernachlässigt. Sehr zur Freude seines Kollegen Khaled, der Miralles' Stellung übernehmen könnte. Um Miralles Nerven zu beruhigen, verfolgt der Patron sogar mit Miralles dessen untreue Ehefrau und deckt Ungeheures auf. Ärger bringt auch die neue Praktikantin mit, die im Marketing praktiziert. Der Patron kann zunächst seine Augen nicht von der Grazie lassen. Dann wagt er einen Annäherungsversuch mit dramatischen Folgen.
Kritik
In der Waagen-Fabrik Blanco spitzt sich vieles zu. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Produktionsleiter ist dem Nervenzusammenbruch nahe, weil seine Frau eine Affäre hat. Der Chef findet den Grund heraus: Der Produktionsleiter hatte eine Affäre mit der Chefsekretärin und die gekränkte Ehefrau zahlt es ihm heim, indem sie ausgerechnet mit dem Konkurrenten ihres Ehemannes fremdgeht. Javier Bardem als Blanco hätte viele Gründe, um kurz vor der Explosion zu stehen oder dem Nervenzusammenbruch. Zum Beispiel, als er erfährt, mit wem er eine Affäre eingegangen ist. Statt vor Spannung die Beherrschung zu verlieren, schlängelt er sich tiefenentspannt durch die vielen Herausforderungen. Hauptdarsteller Bardem bleibt dem Kritiker zu ruhig in Schauspiel und Ausdruck. Ähnlich wie Jean-Pierre Bacri in "Das Leben ist ein Fest". Gewünscht hätte sich der Kritiker einen Grimassenschneider wie Christian Clavier in "Monsieur Claude und seine Töchter".
Leider spitzt der Film die Konflikte zu wenig zu, um so komisch zu sein, wie er es sein könnte; selbst Bissigkeit und Ungeheures gehen unter. Und die Handlung wiederholt zu vieles. Jeden Morgen gibt es ein Geplänkel mit dem Wachmann am Fabriktor. Das ist kein Running Gag, sondern ein Dehnen der langen Handlung.
Fazit
In der Komödie "Der perfekte Chef" geht der Patron zur Erreichung seiner Ziele über Leichen und sein schönes Image wird demaskiert. Doch aufgrund der gemütlichen Darstellung verpufft ein Großteil der Komik. Somit ist es kein schlechter, sondern ein zu gemütlicher Film. Um nicht zu sagen, ein zu sehr um Ausgewogenheit bemühtes Werk. Davon abgesehen steht die Lauflänge in einem schlechten Verhältnis zum Dargebotenen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %
Land: Spanien
Jahr: 2021
Laufzeit ca.: 120
Genre: Drama • Komödie
Verleih: Alamode Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 28.07.2022
Heimkino: 09.12.2022
Regie: Fernando León de Aranoa
Drehbuch: Fernando León de Aranoa
Schauspieler: Javier Bardem (Blanco) • Manolo Solo (Miralles) • Almudena Amor (Liliana) • Óscar de la Fuente (Jose) • Sonia Almarcha (Adela) • Fernando Albizu (Román) • Tarik Rmili (Khaled) • Rafa Castejón (Rubio) • Celso Bugallo (Fortuna) • Francesc Orella (Alejandro) • Martín Páez (Salva) • Yaël Belicha (Inés)
Produktion: Fernando León de Aranoa • Jaume Roures • Javier Méndez
Szenenbild: César Macarrón
Kostümbild: Fernando García
Maskenbild: Almudena Fonseca • Manolo García
Kamera: Pau Esteve Birba
Musik: Zeltia Montes
Schnitt: Vanessa Marimbert
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Bild: Alamode Film