Nosferatu

Kinoplakat Nosferatu

In "Nosferatu – der Untote" erfährt die Geschichte des finsteren Grafen eine Frischzellenkur. Das Schauermärchen ist mit Bill Skarsgård, Nicholas Hoult, Lily-Rose Depp und Willem Dafoe in den Hauptrollen besetzt und verschiebt den Schwerpunkt der Handlung. Ungewohnt ist zudem, dass der klassisch inszenierte Stoff nicht in London, sondern in Deutschland spielt.

Kritik

Man, was für ein Stilmix. Hier treffen Nosferatu, Dracula, Die letzte Fahrt der Demeter, Exorzismus und britisches Theater aufeinander. Das Ergebnis ist ein stilistisch schönes Schauermärchen geworden. Im Mittelpunkt steht dieses Mal nicht der finstere Graf, sondern Ellen, die mit Thomas verheiratet ist. Ellen hat seit früher Kindheit Visionen und sieht voraus, dass Thomas die angestrebte Stelle bekommen wird und eine lange Reise antreten muss. Diese führt ihn zu Graf Orlok, der in Deutschland ein Herrenhaus zu kaufen wünscht. Warum es den scheinbar todkranken alten Mann nach Deutschland zieht, soll nicht verraten werden, auch wenn es der Film schon im Auftakt preisgibt. Nur so viel: Viele klassische Elemente werden hier neu angeordnet. Ellen ist keine schwache Frau, die nur auf die Rückkehr des Gatten wartet und dem finsteren Grafen verfällt. Es ist – das darf verraten werden – Ellen, die den Grafen anlockt. Das ist eine der interessanten Neuinterpretationen der Handlung. Ellen ist eine selbstbewusste Frau, die gegen die ihr zugedachte Rolle rebelliert. Böse Zungen (und das ist nicht die Meinung des Kritikers) könnten den Schluss ziehen, dass die weibliche Libido das Böse anzieht. Neben Ellen treten bekannte Figuren unter anderen Namen auf. Van Helsing heißt dieses Mal Prof. Albin Eberhart von Franz (Willem Dafoe) und ist noch unerfahren in der Jagd auf Vampire. Jonathan Harker trägt den Namen Thomas Hutter und ist Deutscher. Darum fallen auch in der englischen Fassung die Ansprachen Frau und Herr. Weiterhin fällt die britische Sprach-Färbung auf.

Stilistisch ist "Nosferatu" kein Horrorfilm, sondern ein effekthascherisches Schauermärchen. Die Kamera fängt schöne Bauten und Kulissen ein. Die Farben sind matt bis bleiern. Die Kostüme und Frisuren sind gelungen. Weniger überzeugt den Kritiker das Schauspiel. Lily-Rose Depp sieht in ihrem Kleid aus wie ein Divan-Püppchen. Wie bereits im Film "Voyagers" versucht sie mit möglichst wenig Mimik zu spielen. Schade, denn die von ihr verkörperte Ellen ist die vielseitigste Figur des Films. Neben Nicholas Hoult als Thomas Hutter hat sie wenig zu befürchten, denn auch der spielt blass. Bill Skarsgård hat als Graf Orlok eine undankbare Rolle übernommen. Er ist einerseits die Figur mit der meisten Macht und dabei eine Nebenrolle. Zudem strengt sein asthmatisches Atmen in Verbindung mit dem schweren Dialekt das Ohr an. Als schauspielerische Leistung ist das gut. Alles in allem bieten die Stars wenig Ausdruck auf. Selbst William Dafoe als durchgeknallter Wissenschaftler bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Da erstaunt und erfreut es umso mehr, dass zwischenzeitlich Szenen wie britisches Theater inszeniert sind. Was leider nicht wettmacht, dass es an Spannung fehlt. Zumindest diejenigen, die mit dem Stoff vertraut sind, werden den weiteren Verlauf der Handlung erahnen, weil die Dramaturgie nahe an bekannten Verfilmungen bleibt.

Fazit
"Nosferatu" ist ein schwierig zu klassifizierender Film, weil er viele Schwächen und Stärken hat. Er bringt frischen Wind ins Genre, bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück. Der schauspielerische Ausdruck ist schwach und der Stil sehenswert.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Nosferatu – der Untote
Land: USA
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 132
Genre: HorrorVampire

Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 02.01.2025

Regie: Robert Eggers
Drehbuch: Robert Eggers • Henrik Galeen
Literaturvorlage: Bram Stoker

Schauspieler: Lily-Rose Depp (Ellen Hutter) • Nicholas Hoult (Thomas Hutter) • Bill Skarsgård (Graf Orlok) • Aaron Taylor-Johnson (Friedrich Harding) • Willem Dafoe (Prof. Albin Eberhart von Franz) • Emma Corrin (Anna Harding) • Ralph Ineson (Dr. Wilhelm Sievers) • Simon McBurney (Knock) • Adéla Hesová (Clara) • Milena Konstantinova (Louise) • Stacy Thunes (Pflegerin) • Gregory Gudgeon (Hartmann)

Produktion: Chris Columbus • Eleanor Columbus • Robert Eggers • John Graham • Jeff Robinov
Szenenbild: Craig Lathrop
Kostümbild: Linda Muir
Maskenbild: Emily Barker • Andrea Brown • Traci Loader • Suzanne Stokes-Munton
Kamera: Jarin Blaschke
Musik: Robin Carolan
Schnitt: Louise Ford

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

Befriedigend
05.12.24
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