Magie versetzt den kleinen Charlie und seine große Schwester Marla ins Land von Playmobil. Dort sind sie nicht länger Menschen, sondern Playmobilfiguren; Charlie ist ein starker Wikinger und Marla weiterhin die Fürsorgende.
Die Überraschung steckt beiden noch in den Knochen, da wird Charlie entführt und Marla tritt eine Rettungsmission an. Die führt sie durch verschiedene Welten, an ihrer Seite kämpfen unterschiedliche Figuren. Allen voran der leicht chaotische Imbisswagen-Besitzer Del und ein kleiner Roboter. Währenddessen ist Charlie nicht untätig und versucht gemeinsam mit den anderen Gefangenen zu fliehen.
Kritik
Die Geschichte möchte in erster Linie Kinder ansprechen, die alt genug sind, um einer fast einhundert minütigen Bilderflut zu folgen und noch keine klassische Handlung erwarten. Für die ganze Familie ist der Film weniger geeignet. Mehr dazu in der nachfolgenden Kritik.
Bereits während der Einführung frage ich mich, warum nach wenigen Minuten die Eltern sterben müssen? Die Kinder erhalten die Nachricht, dass sie bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Der Film arbeitet das Thema Tod und Trauer jedoch nicht auf und für den Umstand, dass die große Schwester ein übermäßiges Verantwortungsgefühl hat, gäbe es weniger harte Gründe.
Ist die erste Verwunderung verdaut, beginnt die uncharmante Geschichte im Land von Playmobil, in das ein Zauber die Geschwister versetzt hat. Der Plot folgt keinem geradlinigen Handlungsfaden, sondern springt munter von einer Welt in die nächste beziehungsweise durch unterschiedliche Filmgenres. Die Produktion spricht von Genrehüpfen – anders gesehen ist die Handlung ein Wirrwarr.
Die Autoren versuchen einen Kinderfilm aus dem Baukasten zu erstellen, indem sie beliebte Szenen aus Filmen für Erwachsene für Kinder nachstellen und ein Happyend anflicken. Dabei bleibt die Handlung leider lieblos und es fehlt ihr, was einen guten Kinderfilm auszeichnet: Eine spannende und extra für Kinder erdachte und aufbereitete Geschichte. Mir kommen Abenteuer in den Sinn wie Ritter, die eine Burg erobern oder einen Schatz suchen. Der Film hingegen setzt auf eine eigenwillige Rahmenhandlung. Ein Tyrann lässt auf der ganzen Welt Helden gefangen nehmen, damit die in seinem Kolosseum kämpfen. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sein Plan am Ende vereitelt wird, gibt es wesentlich liebevollere Plots.
Die Dramaturgie ahmt "The Lego Movie" nach und ist für Playmobil relativ sinnlos, weil nicht davon auszugehen ist, dass Playmobil ein Spielzeug für alle Altersklassen sein will. Ich glaube nicht, dass Achtzehnjährige noch mit Playmobil spielen, wie im Film gezeigt.
Weitere Kritikpunkte mögen meiner Pingeligkeit entspringen. Mich stört es, dass die Figuren im Film Knie- und Ellenbogengelenke haben. Der Stilbruch zwischen Spielzeug und Fiktion ist mir zu groß. Warum Wikinger einen norddeutschen Dialekt sprechen, weiß vielleicht die Synchronregie. Störend finde ich auch, dass Del nicht einen Imbisswagen fährt, sondern einen Food-Truck. Alles in allem ist es eine seltsame Handlung in uncharmanter Ausarbeitung.
Fazit
Der "Playmobil Film" entbehrt der Freundlichkeit, die Playmobil-Figuren ausstrahlen. Der Inhalt ist zu wenig auf das Produkt und die Zielgruppe zugeschnitten. Durch das Auftreten der großen Schwester will man auch Ältere ansprechen, aber die Erzählung bietet für Erwachsene zu wenig. Unklar bleibt in welchem Zusammenhang die Themen Familie und Versöhnung mit Playmobil stehen? Der schwachen Handlung gelingt es nur schlecht zu kaschieren, dass dieser Film Werbung für ein Produkt ist.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %
Land: Deutschland • Frankreich • Großbritannien • USA
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 100
Genre: 3D • Abenteuer • Animation • Familie • Fantasy
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren
Kinostart: 29.08.2019
Heimkino: 27.12.2019
Regie: Lino DiSalvo
Drehbuch: Blaise Hemingway • Greg Erb • Jason Oremland • Lino DiSalvo • Michael LaBash
Sprecher: Matthias Schweighöfer (Rex Dasher) • Christian Ulmen (Del) • Michael Patrick Kelly (Bloodbones) • Ralf Schmitz (Kaiser Maximus) • Beatrice Egli (die gute Fee) • Felix Neureuther (russischer Wissenschaftler / Eskimo) • Oliver Kalkofe (Schwarzer Ritter) • Regina Halmich (Valera) • Wilson Gonzalez Ochsenknecht (Gelber Wikinger) • Liam Mockridge (Sheriff) • Friedrich Liechtenstein (Wikinger Sven) • Sandra von Ruffin (Nola) • Peter Rütten (Stallbesitzer) • Kai Blasberg (Sea Dog)
Produktion: Moritz Borman • Dimitri Rassam • Aton Soumache • Alexis Vonarb
Szenenbild: Jean-Andre Carriere • Rémi Salmon
Musik: Heitor Pereira
Schnitt: Maurissa Horwitz
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Bild: Concorde Filmverleih