Solino

Kinoplakat Solino

Das Leben einer italienischen Familie, die in Deutschland ihr Glück sucht. In der Fremde ist einige schlechter als daheim, aber das andere Land bietet auch Chancen.

1964: Familie Amato übersiedelt von Italien nach Deutschland um in Duisburg ihr Glück zu finden. Der Schock ist groß: Die Wohnung ist eine Bruchbude, dem Familienoberhaupt Romano schmeckt die Arbeit in der Zeche nicht und Sohn Gigi vermisst den erhofften Schnee.
Was also tun, wenn die Heimat, und mit ihr die Freunde, unerreichbar geworden ist? Mama Rosa hat die rettende Idee. Für die vielen italienischen Gastarbeiter will sie eine Pizzeria eröffnen, damit sie wie zu Hause essen können. Damit steht die Familie vor den nächsten Problemen. Die Sprachbarriere und das Lokal hat runde Tische wie eine Eisdiele. Eine Pizzeria aber hat quadratische Tische. Egal, Rosa legt Tischdecken mit quadratischem Muster auf und das Lokal beginnt zu florieren. Mit dem Erfolg kommen die Probleme. Rosa fühlt sich in der Küche von ihrem Mann Romano abserviert. Als eines Tages eine Filmcrew im Solino ihre Mittagspause verbringt, entflammt in Gigi der Wunsch später selbst Filme zu machen. Von Regisseur Baldi bekommt er ein Objektiv geschenkt, durch das er die Welt wie durch den Sucher einer Kamera betrachten kann.

1974 sind Gigi und Gianfranco herangewachsen, es beginnen die ersten Machtkämpfe zwischen dem Vater und seinen Söhnen. Sie ziehen aus und gründen zusammen mit Johanna eine Wohngemeinschaft. Gigi bekommt eine alte Kamera geschenkt, mit der er seinen ersten Dokumentarfilm dreht.
Der Film gewinnt den ersten Preis auf den Filmtagen, doch nicht er nimmt ihn entgegen, sondern Gianfranco, der sich als Regisseur ausgibt. Wieder hat er seinen Bruder verraten, denn Gigi kümmert sich in Italien um die kranke Mutter, die ausgebrannt zurückgekehrt ist. Dort buhlt Ada um Gigis Liebe, eine Sandkastenfreundin aus Kindertagen, die immer noch auf den versprochenen Schnee aus Deutschland wartet. Gigi muss seinen Traum ein Regisseur zu werden aufgeben. Stattdessen eröffnet er zusammen mit Ada das alte Freilichtkino wieder.

1984: Gianfranco ist mittlerweile in Deutschland zum Dokumentarfilmer aufgestiegen, kommt zur Hochzeit seines Bruders. Erinnerungen werden getauscht und die Handlungsfäden schließen sich.

Kritik

"Solino" begleitet die Familie Amato über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Das Verlassen der Heimat, die Schwierigkeiten in einem fremden Land Fuß zu fassen, pubertierende Kinder, die ersten Haschfeten, ein untreuer Ehemann, verfehlte Chancen und geplatzte Träume. Viele Themen schneidet der Film an und bewegt sich sehr stilsicher durch die verschiedenen Epochen. Moritz Bleibtreu muss man wirklich Mut zur Hässlichkeit attestieren, aufgrund seines Haarschnitts in den Siebzigern. Auch die Unterhosen der Brüder sind von ausgesuchter Schönheit. Die Ausstattung ist leider nur zum Teil gelungen, denn die Gesichter altern über zwanzig Jahre hinweg nicht.

Den Charakteren fehlt die Feinzeichnung. Für eine Geschichte, die sich über zwei Jahrzehnte erstreckt, bekommt der Zuschauer von den Personen zu wenig Facetten zu sehen. Entwicklungen werden übersprungen: Innerhalb von zehn Jahren ist Gianfranco Dokumentarfilmer geworden, der Vater und das Restaurant sind von der Arbeiterkneipe zum Nobelschuppen aufgestiegen. Zu wenige Muster werden im Drehbuch zu oft wiederholt. Gigi wird von Gianfranco immer wieder in schwierigen Situationen im Stich gelassen. Vater Romano kneift in brenzligen Situationen. Gigi wird immer wieder beschenkt. Das Spiel von Moritz Bleibtreu und Barnaby Metschurat wirkt etwas matt; das Spiel der Kinderdarsteller hingegen umso frischer und ihre unverbrauchte Spielfreude ist sehenswert.

Fazit
"Solino" bietet einen eigenen schönen Humor. Wenn Gianfranco in der WG-Küche ausgeknockt wird und im Fernsehen gerade ein Boxkampf läuft, bei dem Muhammad Ali zu Boden geht etwa. Oder die Verzweiflung der Mutter das mickerige deutsche Gemüse. Das Thema ist aus dem Leben gegriffen und unaufgeregt. An Kinogröße mangelt es, weil die Figuren zu schablonenhaft bleiben und die Dramaturgie an der Oberfläche. Alles in allem ist der Film etwas betulich.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: DeutschlandItalien
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 124
Genre: Spielfilm
Verleih: X Verleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 07.11.2002
Heimkino: 04.09.2003

Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Ruth Toma

Schauspieler: Barnaby Metschurat (Gigi Amato) • Moritz Bleibtreu (Giancarlo Amato) • Antonella Attili (Rosa Amato) • Gigi Savoia (Romano Amato) • Patrycia Ziolkowska (Jo) • Tiziana Lodato (Ada) • Annika Schmitz (Jo als Kind) • Patrycia Ziolkowska (Jo) • Nicola Cutrignelli (Gigi als Kind) • Michele Ranieri (Giancarlo als Kind) • Cesare Mele (Umberto als Kind) • Franco Javarone (Alfredo) • Pino Cacace (Carabiniere) • Giuseppe Fernando Caputo (Rosas Vater) • Rosa Di Brigida (Paola) • Giuseppe De Rosa (Antonio) • Bastian Trost (Rainer Baumann)

Produktion: Ralph Schwingel • Stefan Schubert • Hejo Emons
Szenenbild: Bettina Schmidt
Kostümbild: Lucia Faust
Maskenbild: Waldemar Pokromski
Kamera: Rainer Klausmann
Ton: Kai Lüde
Musik: Jannos Eolou
Schnitt: Andrew Bird

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Bild: X Verleih

1 customer review

befriedigend
07.11.02
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