Was nützt die Liebe in Gedanken

Kinoplakat Was nützt die Liebe in Gedanken

Die Gymnasiasten Paul Krantz und Günther Scheller hatten einen Selbstmörderclub gegründet. Aus der gedanklichen Spinnerei wurde blutiger Ernst.

Berlin 1927: Die Gymnasiasten Paul Krantz und Günther Scheller haben einen Selbstmörderclub gegründet. Seine Statuten:
- Der Name des Selbstmörderclubs ist Fe-hou
- Liebe ist der einzige Grund, für den wir zu sterben bereit sind.
- Liebe ist der einzige Grund, für den wir töten würden.
Wir verpflichten uns daher, unser Leben in dem Augenblick zu beenden, in dem wir keine Liebe mehr empfinden. Und wir werden all diejenigen mit in den Tod nehmen, die uns unserer Liebe beraubt haben.

Das lange Wochenende wollen Paul Krantz (Daniel Brühl) und Günther Scheller (August Diehl) auf dem Land verbringen, wo Günthers Eltern ein Sommerhaus besitzen. Den Nachmittag vertreiben sie sich mit Schießübungen. Dann lernt der introvertierte Günther Pauls lebenslustige Schwester Hilde kennen. Er wird für die Angebetete ein Gedicht schreiben und sie antwortet darauf mit eigenen Zeilen, unter anderem heißt es da: "Was nützt die Liebe in Gedanken? Kommt die Gelegenheit, dann kannst du's nicht." Das trifft den Kern der Sache. Günther ist für Hilde viel zu schüchtern und die ungestüme junge Frau weiß sehr wohl, welchen Reiz sie auf Männer ausübt. Sie kokettiert ein wenig mit ihm ohne echtes Interesse zu hegen. Für Hans wird sie echte Liebe empfinden, was Hilde in Verwirrung stürzt, weil sie ihre Gefühle nicht versteht.

Dem Lebensgefühl der Zwanziger entsprechend, steigt im Garten ein ausgelassenes Lichterfest. Im Weinkeller trifft Günther seinen Ex-Geliebten Hans. Der genießt die Aufmerksamkeit der Leute "aus der besseren Schicht". Nachdem er mit Günther Schluss gemacht hatte, ließ er sich mit Hilde ein. Ein gewagtes Spiel, das Eifersucht und böses Blut nach sich zieht.
Genährt von Absinth und Wein kochen im Lauf des Abends die Emotionen hoch. Hans flirtet mit Hilde. Es kommt zu Küssen die Günther eifersüchtig beobachtet. Enttäuscht flüchtet der in Ellis Arme und damit in eine ungelenke Liebesnacht. Ohne auch nur zu ahnen, welche Gefühle er damit bei ihr auslöst. Ein gewaltiges Gewitter fährt in die Feier, doch es löst nur die atmosphärische Aufladung auf, die Emotionen bleiben aufgepeitscht.

Kritik

Im Berlin der 1920er-Jahre ereignete sich die "Steglitzer Schülertragödie", auf welcher der Roman "Der Selbstmörderclub" aufsetzt. Nach dessen Motiven schrieb Hendrik Handloegten ("liegen lernen") das Drehbuch für den Film. Zweifelsohne ein schwieriger Stoff, denn den Weg zu bahnen, damit am Ende die Tragödie folgen kann, ist schwierig.

Unter der Regie von Achim von Borries haben sich Daniel Brühl und August Diehl an die Herausforderung gewagt und an ihr verhoben. Dem Regisseur gelingt es nicht, seinen Darstellern die Emotionen zu entlocken, die den Boden für eine derartige Ausweglosigkeit bereiten. Daniel Brühl und August Diehl bleiben farblose Randfiguren in Hauptrollen. Sie zeigen mir nicht, dass Jugendliche die Fähigkeit besitzen ihr Herzblut an eine einzige Sache zu hängen, sie zur Ausschließlichkeit zu stilisieren und im Fall des Scheiterns wahrhaft zu leiden. Damit wäre etwa die Bluttat zu erklären. Doch das lassen Brühl und Diehl nicht einmal erahnen. Stattdessen entzaubern sie den Film zusehends durch ihr formales Spiel. Ihr Pendant ist Anna Maria Mühe, die mit einem Dauerlächeln eine Mischung aus Unerfahrenheit, Lebenshunger und Koketterie zu verkörpern sucht. Alles in allem überzeugen die Schauspieler nur bedingt.

Im Gegensatz dazu stehen die wunderschönen Bilder, die Kamerafrau Jutta Pohlmann einfing. Ihrer Arbeit ist es zu verdanken, dass das Drama zusammen mit der Filmmusik und der gelungenen Ausstattung, zunächst erdrückend melancholisch wirkt. Doch je länger der Film dauert, desto mehr verliert er an Wirkung.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Deutschland
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 89
Genre: DramaRomantik
Verleih: X Verleih
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 12.02.2004
Heimkino: 20.08.2004

Regie: Achim von Borries
Drehbuch: Achim von Borries • Helmut Handloegten • Anette Hess • Alexander Pfeuffer

Schauspieler: Daniel Brühl (Paul) • August Diehl (Günther) • Anna Maria Mühe (Hilde) • Thure Lindhardt (Hans) • Jana Pallaske (Elli) • Verena Bukal (Rosa) • Julia Dietz (Lotte) • Christoph Luser (Macke) • Marius Frey (Bittner) • Fabian Oskar Wien (Fritz) • Tino Mewes (Django) • Jonas Jägermeyer (Pit) • Luc Feit (Zipser) • Holger Handke (Wieland) • Jürgen Wink (Lehrer Krähe) • Thomas Neumann (Kommissar Peters) • Thomas Schendel (Kommissar Kraus) • Buddy Elias (Dr. Frey) • Roman Kaminski (Vorsitzender bei Gericht)

Produktion: Stefan Arndt • Christophe Mazodier • Manuela Stehr
Szenenbild: Ulrika Anderson
Kostümbild: Nicole Fischnaller
Maskenbild: Johanna Hinsch • Heiko Schmidt
Kamera: Jutta Pohlmann
Musik: Thomas Feiner • Ingo Frenzel
Schnitt: Gergana Voigt • Antje Zynga

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Bild: X Verleih

1 customer review

befriedigend
12.02.04
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