Wie das Leben so spielt

Kinoplakat Wie das Leben so spielt

Es soll Menschen geben, die ihr Leben freiwillig hinterfragen. Andere hingegen warten auf ein Zeichen, wie etwa eine schwere Krankheit. So ergeht es auch dem fiktiven Starkomiker George Simmons, für den die Diagnose von Leukämie einen Wendepunkt bedeutet. Ein solcher Film ist nicht ungewöhnlich. Trotzdem verwundert es, dass Drehbuch, Regie und Hauptrollen vor allem eines verbindet: Comedy.

Für "Wie das Leben so spielt" führte Judd Apatow zum dritten Mal Regie bei einem Kinofilm. Davor drehte er die Komödien "Jungfrau (40), männlich sucht" und "Beim ersten Mal". Mit Adam Sandler verbindet ihn eine langjährige Freundschaft, die Zwei teilten sich während ihrer Ausbildung eine Wohnung. Aus dieser Zeit stammen die grieselnden Filmaufnahmen, die die Komödie eröffnen. Darin macht Adam Sandler Telefonstreiche. Jahre später ist aus ihm in der Fiktion der erfolgreiche Komiker George Simmons geworden. Neben seinen Liveauftritten dreht er Filme, ist reich und berühmt.

Im Privatleben kann er weniger Erfolge verbuchen. Er hat weder eine Familie noch eine feste Beziehung aufgebaut, nicht einmal enge Freunde kann er vorweisen. Da trifft ihn die Diagnose seines Arztes wie ein Schlag: Er leidet unter einer seltenen Form der Leukämie, die noch nicht behandelbar ist. Schlagartig wird ihm bewusst, wo er steht. Und in diesem Moment wünscht er sich nichts sehnlicher als einen besten Freund. Den schafft er sich, indem er das Nachwuchstalent Ira Wright (Seth Rogen) ködert. Er bietet ihm an, als Gagschreiber zu arbeiten. Zusätzlich bekommt Ira auch die Position des Butlers, Privatsekretärs, Chauffeurs und besten Freundes. Nach kurzer Zeit hat er eine 24-Stunden-Stelle und die Grenzen zwischen Geschäftlichem und Privatem verwischen zusehends. Für Ira scheint zunächst ein Traum in Erfüllung gegangen zu sein, denn George gibt ihm Tipps und arbeitet mit ihm am Bühnenprogramm. Gleichzeitig findet George Gefallen daran, Ira zu piesacken. Das nimmt der gutmütige und auch nicht sonderlich helle Ira hin. Immerhin ist George prominent und ein bisschen färbt das auf ihn ab. Doch auf Dauer kann das nicht gutgehen.

Kritik

"Wie das Leben so spielt" lässt eine Komödie erwarten. Zumal Judd Apatow nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch schrieb und vor der Kamera viele die Stand-up-Comedians auftreten. Herausgekommen ist allerdings ein Film, der weniger eine Komödie als vielmehr ein satirisch angehauchtes Drama ist. Ein Spielfilm, der einen Star in der Krise zeigt. Dabei blitzt zwischen den Zeilen vieles auf, das autobiografisch wirkt. Apatow selbst sieht das laut Presseheft so. Für ihn fußt der Film auf den Fragen: "Wie reagiert ein Mensch, wenn er dem Tod ins Auge blickt?" Und: "Was treibt einen Komiker an?"
Um dies darstellen zu können, wählte Apatow eine tödliche Krankheit, von der der Hauptdarsteller im Lauf des Films geheilt wird. So entstehen zwei Wendepunkte, von denen jedoch nur einer genutzt wird. Adam Sandler als George Simmons ist nach der Diagnose niedergeschlagen und zeigt die zu erwartenden Reaktionen. Er versucht sein Leben aufzuräumen. Nach der Mitteilung wieder gesund zu sein, fällt er in die alten Mechanismen zurück. Damit hat die Filmfigur nur wenig gelernt und es gibt kein Fazit.

Und es steht die Frage im Raum: wozu das Ganze? Könnte es sein, dass Apatow seine eigene Midlife-Crisis zu verarbeiten sucht? In diesem Fall nutzt er denselben Mechanismus wie seine Hauptfigur. Statt einer Untersuchung des eigenen Lebens, die sehr schmerzhaft sein kann, findet die Auseinandersetzung mit der eigenen Person auf einer ungefährlichen, weil abstrahierten Ebene statt. Zu dieser These passt der Umstand, dass für das Drehbuch das eigene Umfeld gut beobachtet wurde. So gibt es den Star, der gerne eine Familie hätte, aber die notwendige Beziehungsarbeit nicht leisten will. Oder die Nachwuchs-Wohngemeinschaft, in der zwar eitel Sonnenschein herrscht, die drei Bewohner einander aber die Butter nicht aufs Brot gönnen. Denn nicht zufällig lässt der Erfolgreichste aus dem Trio seine Gehaltsschecks offen herumliegen. Derart zeigt die Handlung schöne Beispiele auf und das Hinterfragen findet in einem Rahmen statt, der dem Autor nicht wehtut.

Die Darsteller zeigen keine große Schauspielkunst. Adam Sandler hat in Filmen wie "Spanglish" und "Die Liebe in mir" bereits Bandbreite bewiesen. Er spielt seine Rolle gut, wirkt allerdings manchmal einen Tick zu privat. An seiner Seite fällt Seth Rogen ab. Er bietet zwar ein komisches Gesicht, aber um die unterschiedlichen Ausdrücke darin zu zählen, benötige ich nur eine Hand. Das wird nur noch von Jason Schwartzman unterboten, der sich in der Kunst übt, immer gleich zu gucken. Das kreide ich den Leuten nicht an, weil sie als Stand-up-Comedians, beziehungsweise Musiker, anders arbeiten als Schauspieler. Anstrengend finde ich allerdings, dass viele Szenen nicht gespielt, sondern nur gesprochen werden.

Die Frage, ob der Film "Wie das Leben so spielt" sehenswert ist, kann ich nur für mich selbst beantworten. Die Antwort ist an dieser Stelle nicht relevant, weil jeder selbst entscheiden muss, was er sehen möchte. Sagen wir so. Ein Spielfilm ohne fassbare Aussage, der einen (fiktiven) Blick hinter die Kulissen bietet.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Funny People
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 140
Genre: DramaKomödie
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 17.09.2009
Heimkino: 21.01.2010

Regie: Judd Apatow
Drehbuch: Judd Apatow

Schauspieler: Adam Sandler (George Simmons) • Seth Rogen (Ira Wright) • Leslie Mann (Laura) • Eric Bana (Clarke) • Jonah Hill (Leo Koenig) • Jason Schwartzman (Mark Taylor Jackson) • Aubrey Plaza (Daisy Danby) • Maude Apatow (Mable) • Iris Apatow (Ingrid) • RZA (Chuck) • Aziz Ansari (Randy) • Torsten Voges (Dr. Lars)

Produktion: Judd Apatow • Barry Mendel • Clayton Townsend
Szenenbild: Jefferson Sage
Kostümbild: Betsy Heimann • Nancy Steiner
Maskenbild: Kimberly Greene
Kamera: Janusz Kaminski
Musik: Michael Andrews • Jason Schwartzman
Schnitt: Craig Alpert • Brent White

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

befriedigend
17.09.09
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