Das Nonnenrennen

Kinoplakat Das Nonnenrennen

Heiliger Bimbam. Das Spektakel, das die Nonnen unter der Führung von Valérie Bonneton aufführen, ist an die Komödien der 1970-er Jahre angelehnt. Die Grimassenschneiderei erinnert an Louis de Funès und wirft die Frage auf, ob diese Art von Humor nicht ins Filmmuseum gehört?

Eingebettet in die malerische Provence liegt ein kleines Kloster, in dem vier Nonnen und eine Praktikantin leben. Die gutherzigen Frauen haben die Barmherzigkeit zum Lebensinhalt gemacht und würden gerne ein marodes Altersheim unterstützen. Da sie Enthaltsamkeit leben, fehlt ihnen das Geld. 25.000 Euro gibt es bei einem Radrennen zu gewinnen. Wäre doch gelacht, wenn den Nonnen das nicht gelänge! Flugs beginnen sie mit dem Training und müssen feststellen, dass eine von ihnen nicht Fahrrad fahren kann und die Konkurrenz unbesiegbar ist. Also beschließen die Frauen, mit weltlichen Waffen und Gebeten das Ziel zu erreichen.

Kritik

Nonnen. Warum ausgerechnet Nonnen? Das Leben im Kloster und die strengen Regeln stilisieren Nonnen und Mönche und machen sie offensichtlich interessant. In den Horror-Filmen "The Nun" und "The Nun II" treibt ein Dämon sein Unwesen in Gestalt einer Nonne. In "The Devil's Light" kämpft eine Nonne als Exorzistin. Und dieses Mal sollen Nonnen ihr komisches Talent unter Beweis stellen. Leider beweist diese Komödie, dass Nonnen auf Fahrrädern nicht zwangsläufig komisch sind.

Die Hintergrundgeschichte ist zu vernachlässigen, weil sie nicht mehr ist als der Kitt, der zusammenhanglosen Szenen und Witzen einen Zusammenhang verleihen soll. Zunächst treten die frommen Schwestern wie ein Haufen kopfloser Hühner auf und nicht wie sittsame Betschwestern. Die Nervenkostüme sind bereits vor der großen Herausforderung aus unerklärten Gründen angespannt. Ein Grund dafür könnten die unterschiedlichen Charaktere sein, die auf engem Raum miteinander leben. Die vier frommen Schwestern und die Praktikantin sind unterschiedliche Temperamente (von naiv bis eifersüchtig) – was der Film zwangsläufig als witzig erachtet. Dazu passt, dass die Mehrzahl der Scherze auf Albernheiten und Grimassenschneidereien fußt. Wobei Letztere teils zum Schmunzeln anregen. Für Witze über den christlichen Glauben fehlt der Mut. Einige zarte Sticheleien werden wohl selbst den, im Film ausgelassen auftretenden, Papst nicht stören. Der schießt in den Fantasien von Mutter Oberin Selfies mit einem Smartphone, dessen Rückseite ein dickes Kreuz ziert. Insgesamt erinnert der Humor an Komödien aus den 1970-er Jahren. Was wahrscheinlich beabsichtigt ist, denn die französische Produktion möchte nostalgisch sein. Das Leben im Kloster ist rückwärtsgewandt, doch die Praktikantin hat ein Mobiltelefon eingeschmuggelt. Wie in vielen französischen Filmen, so wird auch in diesem unablässig geredet. Wobei die Rededuelle in der Mehrzahl nicht witzig werden. Eingestreut in die Handlung der Jetztzeit sind Rückblenden, die etwa erzählen, warum eine Frau zur Nonne geworden ist.

Die Schauspielerinnen stellen feststehende Charaktere dar. Louise Malek als Praktikantin Stagiaire Gwendoline ist ein echter Wildfang. Claire Nadeau als Schwester Bernadette hat ein Schweigegelübde abgelegt und teilt sich nur per Texttafeln mit (so wie der Papagei in "Tad Stones – Der verlorene Jäger des Schatzes"). Spaßig wird diese Idee nicht. Schmerzhaft ist der Einfall, dass Schwester Bernadette einen Fahrradunfall hat, bei dem sie einen Hang hinunterfällt. Vor dem Sturz hat sie geistesgegenwärtig einen Schmerzenslaut auf den Asphalt geschrieben. Die weiteren weiblichen Sprechrollen sind zu vernachlässigen, die wenigen männlichen Rollen ebenfalls.

Fazit
Die Vorstellung, ein Fahrrad-Rennen und Nonnen unter einen Hut zu bringen, klingt absurd. Die Komödie beweist, den Spagat nicht zu schaffen und zwischen den Themen keine Verbindung herzustellen, sondern stattdessen Albernheiten aneinander zu reihen. Der Humor ist zum Teil zeitlos, etwa die Fahrrad-Akrobatik, und teils (je nach Sichtweise) nostalgisch oder veraltet und sehr albern. Der Versuch Komik herbeizureden misslingt in den meisten Fällen und die gespielten Witze lahmen. Der Kritiker lacht gerne auch über schlichte Scherze, aber für einen Kinofilm stapelt die Komödie zu tief.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Original Filmtitel: Juste ciel!
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Laufzeit ca.: 88
Genre: AbenteuerKomödie

Verleih: Prokino
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 28.09.2023

Regie: Laurent Tirard
Drehbuch: Cécile Larripa • Philippe Pinel • Laurent Tirard

Schauspieler: Valérie Bonneton (Mutter Veronika von der Auferstehung) • Camille Chamoux (Schwester Augustine) • Claire Nadeau (Schwester Bernadette) • Guilaine Londez (Schwester Beatrice) • Louise Malek (Praktikantin Gwendoline) • Sidse Babett Knudsen (Mutter Josephine von der Erlösung) • François Morel (Monsieur Pierre) • Jean-Michel Lahmi (Pater Abbé) • Claire Duburcq (Novizin Charlotte) • Fabienne Galula (Frau am Empfang) • Julie Quesnay (Die Krankenschwester) • Bruno Hausler (Empfangsmitarbeiterin Rathaus)

Produktion: Olivia Lagache
Szenenbild: Arno Roth
Kostümbild: Maïra Ramedhan
Maskenbild: Christine Cardaropoli • Romaric Colombini • Mathilde Josset
Kamera: Eric Blanckaert
Ton: Éric Devulder • Alexandre Fleurant • Thomas Gauder
Musik: Mathieu Lamboley
Schnitt: Anne-Sophie Bion • Sahra Mekki

Anzeige

Kinoplakat Das Nonnenrennen Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Prokino

1 customer review

Ausreichend
24.09.23
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.