Der letzte König von Schottland - In den Fängen der Macht

Kinoplakat Der letzte König von Schottland - In den Fängen der Macht

Schottland 1970. Nicholas Garrigan hat seinen Doktor der Medizin gemacht und beschlossen, künftig im abenteuerlichen Uganda zu arbeiten. Er kommt genau zu dem Zeitpunkt an, als Idi Amin, der Befehlshaber des Heeres, den Präsidenten Obete stürzt und selbst das Präsidentenamt übernimmt. Nach einem Verkehrsunfall lernen sich der junge Arzt und der Präsident kennen, und Idi Amin ist von dem offenen, freundlichen Schotten so angetan, dass er ihn nicht nur zu seinem Leibarzt ernennt, sondern auch zu seinem persönlichen Berater macht.

Der Film "Der letzte König von Schottland" ist das neue Werk von Regisseur Kevin Macdonald. Für seinen Film "Ein Tag im September", einer Dokumentation über die Geiselnahme während der Olympischen Spiele in München, gewann er 1999 den Oscar für die Beste Dokumentation. Sein Film "Sturz ins Leere" über die wahre Geschichte eines Bergsteigers und dessen Überlebenskampf, wurde 2003 als Bester Britischer Film ausgezeichnet.

Der teils dokumentarisch gesicherte, teils fiktive Film über den ugandischen Diktator Idi Amin beginnt in Schottland. Nicholas Garrigan (hervorragend: James McAvoy, bekannt durch "Wimbledon - Spiel, Satz und ... Liebe" und als Faun in "Die Chroniken von Narnia") hat seinen Doktor der Medizin gemacht. Sein Vater, der ebenfalls Arzt ist, erwartet, dass Nicholas künftig mit ihm zusammenarbeitet. Aber Nicholas zieht es in die Ferne, er möchte Neues sehen und Abenteuer erleben. So fängt er in Uganda bei dem Arzt Dr. Merritt (absoluter Gutmensch: Adam Kotz) mitten im Busch an. Die Massen von kranken Kindern und Erwachsenen überfordern ihn fast, aber die hübsche Arztfrau Sarah (schön und einsam und ungewohnt blond: Gillian Anderson) versüßt ihm seinen Aufenthalt.

Nicholas Ankunft in Uganda trifft genau mit dem Putsch zusammen, mit dem Idi Amin (einfach grandios: Forest Whitaker, bekannt aus "Nicht auflegen"), der Befehlshaber des Heeres, den brutalen Diktator Milton Obote absetzt. Als Idi Amin bei einem Zusammenstoß seines Wagens mit einer Kuh verletzt wird, ist Nicholas zufälligerweise der einzige Arzt, der gerade in der Nähe ist. Er behandelt Amins verstauchte Hand, und der neue Präsident Ugandas ist von Nicholas offener und freundlicher Art so angetan, dass er Freundschaft mit ihm schießt. Vor allen Dingen, als er erfährt, dass Nicholas nicht Brite sondern Schotte ist. Nicholas denkt nicht weiter über dieses Zusammentreffen nach, bis er kurz danach in den Präsidentenpalast eingeladen wird. Zu seinem Erstaunen bietet ihm Amin den Posten seines persönlichen Leibarztes und Beraters an. Nicholas lehnt zuerst ab – schließlich lockt im Busch die schöne Sarah – aber als er erst einmal das süße Leben in der Hauptstadt Kampala kennengelernt hat, sagt er zu. In der Folgezeit kann Nicholas immer wieder Wehwehchen von Idi Amin erfolgreich behandeln, und steigt in der Hierarchie seiner Berater ganz nach oben. Besonders dann, nachdem er Amin bei einem Attentat das Leben rettet.

Jetzt soll Nicholas z. B. das Gesundheitssystem des Landes neu organisieren und muss mit ausländischen Regierungen über finanzielle Unterstützung für neue Krankenhäuser etc. verhandeln. Doch trotzdem es ihm ausgesprochen gutgeht, und ihn Idi Amin mit großzügigen Geschenken wie einem Sportcoupé verwöhnt, bleibt auch Nicholas nicht verborgen, dass sich der große, schwere Ex-Boxer allmählich von einem freundlichen Präsidenten, der für sein Volk da ist, zu einem paranoiden, brutalen Diktator wandelt, der hinter allem und jedem Verschwörungen und geplante Attentate vermutet. Peinlich berührt ist Nicholas auch über die lieblose Art und Weise, mit der Idi Amin seinen kleinen an Epilepsie erkrankten Sohn Mackenzie behandelt, einen der beiden Söhne seiner dritten Frau Kay (wunderhübsch und sanft: Kerry Washington, bekannt aus "Der menschliche Makel"). Die bildhübsche Kay hat es Nicholas angetan, was auch Amin nicht verborgen bleibt. Aber nachdem er das Interesse an Kay schon länger verloren hat, sagt er nichts dazu. Und Kay wehrt die Annäherungsversuche von Nicholas vehement ab, da sie viel zu viel Angst vor Amin hat.

Die Situation in Uganda wird immer gefährlicher, auch für Nicholas. Obwohl er versucht, vor allem die Augen zu verschließen und sich dadurch zum Mitwisser und sogar zum Komplizen von Idi Amins Schreckensherrschaft macht. Bespitzelungen, grausame Folterungen und hinterhältige Morde sind an der Tagesordnung, niemand ist mehr sicher, nicht einmal Nicholas. Deshalb möchte er wieder nach Schottland zurück. Doch Idi Amin lehnt das Ansuchen rundweg ab. Er lässt Nicholas, den die Bevölkerung nur "Amins weißen Affen" nennt, sogar seinen Pass abnehmen. Nun bekommt Nicholas wirklich Angst, denn als er z. B. eine misstrauische Bemerkung über den Gesundheitsminister John Wasswa (aufrechter Volksvertreter: Stephen Rwangyezi) macht, ist der anschließend spurlos verschwunden. Und, wie Nicholas erfährt, nicht nur er, sondern auch die meisten Menschen, die das Regime von Idi Amin offen kritisiert haben.

Bei einer Party sucht Nicholas Trost bei Kay – und dieses Mal erhört sie ihn. Doch ihre Affäre hat Folgen: Kay wird schwanger. Um das verräterische Kind abtreiben zu lassen geht Kay in ein Dorf, denn im Krankenhaus würde sie jeder erkennen und es Amin melden. Doch im Dorf fällt sie einem Kurpfuscher in die Hände und muss sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Als Nicholas nach ihr forscht, findet er ihre grausam gefolterte und zerstückelte Leiche im Keller des Krankenhauses, wo sie den Menschen als warnendes Beispiel für die Folgen eines Verrats an Idi Amin präsentiert wird. Jetzt versucht Nicholas seinen Vorteil als Leibarzt auszuspielen und gibt Amin ein Fläschchen mit angeblichen Kopfwehtabletten, die aber tödlich sind. Amin Leibwächter entdeckt diesen Verrat, als Amin und Nicholas zum Flughafen Entebbe fahren, um mit den Entführern einer französischen Verkehrsmaschine zu verhandeln. Nicholas wird übel zusammengeschlagen, und soll so lange brutal gefoltert werden, bis er stirbt. Idi Amin kündigt ihm einen langen und qualvollen Tod an.

Kritik

Der Film "Der letzte König von Schottland" ist die Verfilmung des preisgekrönten Romans "The Last King Of Scotland" von Giles Foden. Dieser ungeheuer dramatische und tief berührende aber auch verstörende und sehr spannende Film zeigt, wie schnell aus einem freundlichen Präsidenten, der angeblich nur das Wohl seines Volkes im Sinn hat, allmählich ein getriebener, paranoider, und grausamer Diktator wird. Wie sehr Menschen durch Macht korrumpiert werden, wie schnell sie dabei Maß und Ziel für alles verlieren, und wie schnell sie dann allmählich Verfolgungswahn und schrecklichen Mordgelüsten verfallen. Denn bekanntlich hat ja jeder Diktator panische Angst, vom nächsten Diktator umgebracht zu werden.
Anfänglich ist Amin ein charmanter Mann, dem man seine hehren Ziele und Absichten durchaus glaubt, genauso wie Nicholas das tut. Doch dann erfolgt das erste Attentat, und Amin wandelt sich. Aus Angst wird Wut, aus Wut wird Hass, und aus Hass schließlich die Paranoia, dass er keinem mehr trauen darf. Voller Entsetzen verfolgt man die Wandlung vom Charmeur zum grausamen Schlächter von Frauen und Kindern, Alten und Jungen, wirklichen Feinden und eingebildeten. In einer unglaublichen und absoluten bewundernswerten Tour de Force stellt Forest Whitaker diesen Idi Amin dar, der bis zu seinem Sturz 1979, in nur 8 Jahren ungefähr 300.000 Menschen hat umbringen lassen. Forest Whitaker erweist sich in dieser Rolle wieder einmal als absolut erstklassiger Schauspieler, der wie ein Naturereignis über die Leinwand fegt. Allein schon wegen Whitakers brillanter darstellerischer Qualität ist der Film "Der letzte König von Schottland" ein absolutes Muss für jeden Kinogänger. Bei Idi Amin handelt es ja eine echte Figur, er ist 2003 im Exil in Saudi-Arabien an Nierenversagen gestorben, und hat sich mit seinem mörderischen Terrorregime einen rechtmäßigen Platz neben anderen Massenmördern der Geschichte wie Hitler oder Stalin gesichert.

Die Figur des schottischen Arztes Nicholas Garrigan ist allerdings fiktiv. Der schottische Jungstar James McAvoy zeigt mit dieser Rolle, dass er zu Recht zu den ganz hochgehandelten Nachwuchsstars gehört. Immens überzeugend und absolut hervorragend stellt er den zunächst naiven Jungspund dar. Glaubhaft spielt er dann, wie Nicholas immer mehr in das verführerische, süße Leben der Macht abrutscht, arrogant und überheblich wird, und vor der bitteren Realität, die sich um ihn herum ereignet, einfach die Augen verschließt – bis sie ihn einholt. Und dann das verzweifelte Aufbäumen gegen sein tödliches und offenbar unabwendbares Schicksal. Absolut hervorragend gespielt.
Auch alle anderen Darsteller, angefangen bei der tollen Gillian Anderson als Sarah, über die bezaubernde Kerry Washington als Kay, bis hin zum beeindruckenden David Oyelowo als loyaler Doktor Junju, der seine Hilfsbereitschaft mit dem Leben bezahlt, sind einfach hervorragend.

Der Film "Der letzte König von Schottland" wurde an Originalschauplätzen in Großbritannien und Uganda gedreht. In Uganda in der Hauptstadt Kampala, im Mulago Hospital, im Parlamentsgebäude und im Flughafen von Entebbe. Bemerkenswert ist auch der Soundtrack, der ausschließlich interessante afrikanische Musik beinhaltet.

Fazit
Der Film "Der letzte König von Schottland" ist ein intelligenter Film über eine schreckliche aber auch widersprüchliche Figur der jüngeren Geschichte, über das entsetzliche Terror-Regime Idi Amins, und über die tiefschwarzen Abgründe der menschlichen Seele. 123 Minuten lang beeindruckend, faszinierend, grauenvoll, und leider auch wahr. Sehenswert!
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 80 %


Alternativtitel: Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht
Land: Großbritannien
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 123
Genre: DramaHistorieThriller
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 15.03.2007
Heimkino: 01.02.2010

Regie: Kevin Macdonald
Drehbuch: Peter Morgan • Jeremy Brock • David Fox
Literaturvorlage: Giles Foden

Schauspieler: Forest Whitaker (Idi Amin) • James McAvoy (Dr. Nicholas Garrigan) • Kerry Washington (Kay Amin) • Gillian Anderson (Sarah Merrit) • Simon McBurney (Stone) • David Oyelowo (Dr. Junju) • Stephen Rwangyezi (Jonah Wasswa) • Abby Mukiibi Nkaaga (Masanga) • Adam Kotz (Dr. Merrit) • Sam Okelo (Bonny) • Sarah Nagayi (Tolu) • Chris Wilson (Perkins)

Produktion: Lisa Bryer • Andrea Calderwood • Charles Steel
Szenenbild: Michael Carlin
Kostümbild: Michael O'Connor
Maskenbild: Suzanne Belcher • Keloy Kemigisha • Sharon Martin • Irene Nabuuma • Helen Speyer
Kamera: Anthony Dod Mantle
Musik: Alex Heffes
Schnitt: Justine Wright

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

gut
15.03.07
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