Van Helsing

Kinoplakat Van Helsing

Die Pop-Version des Mythos als Mischung aus Abenteuer, Vampire und Komödie. Wenn das mal gut geht.

Seit Hunderten von Jahren terrorisieren Dracula und seine Bräute Transsylvanien. Ein bis zwei Menschen fallen ihnen pro Monat zum Opfer. Die Einwohner des Landes akzeptieren dies lakonisch als Blutzoll. So alt wie das Böse ist selbstredend auch das Gute. Von dem einst stolzen Adelsgeschlecht, das gegen Dracula antritt, sind nur noch Anna Valerious (Kate Beckinsale) und ihr Bruder Velkan (Will Kemp) am Leben, der Rest ist bereits verschlissen, aber noch nicht im Himmel, denn den Weg dorthin versperrt die Einlösung des alten Schwurs, man wolle Dracula töten.

Der ewige Widersacher hat soeben den zwielichtigen Doktor Victor Frankenstein (Samuel West) engagiert. Allerdings ist der Graf weniger an Frankensteins Monster interessiert als an dessen Wissen. Anna wiederum erfährt ungewollte Hilfe. Nachdem Van Helsing (Hugh Jackman) gerade Dr. Jekyll, in der Gestalt des Mr. Hyde, zur Strecke brachte, schickt ihn sein Auftraggeber, ein geheimnisvoller Orden, dem alle Nationen der Welt angehören, nach Transsylvanien. Für den neuen Auftrag wird ihm das Erfinder-Genie Carl (David Wenham) zur Seite gestellt.

Die Ankunft in Transsylvanien ist wenig herzlich, aber bitter notwendig, denn Draculas Bräute greifen kurz vor Tagesanbruch an. Sie wollen mit Anna endlich die letzte Feindin zur Strecke bringen - deren Bruder Velkan hat es soeben erwischt. Nach dem Biss wird er beim nächsten Vollmond zum Werwolf mutieren. Van Helsing gelingt es, eine von Draculas Bräuten zu töten. Statt Jubel erntet er dafür den Zorn des Volkes, denn man fürchtet Rache. Doch die Gegenseite ist vorerst mit eigenen Problemen beschäftigt. Doktor Frankenstein hat sein Geheimnis, tote Materie zu beleben, mit ins Grab genommen. Vielleicht könnte sein Monster der Schlüssel zum Rätsel sein? Doch das ist flüchtig.

Um Annas Bruder zu retten, müsste dieser noch vor dem nächsten Vollmond gefunden werden. Allerdings ist es bislang noch keinem Menschen gelungen, Draculas Schloss aufzuspüren. Da kommt das Tauschangebot des Grafen gerade recht: Das Leben des Bruders gegen das Monster. Erschwert wird die verfahrene Situation durch die Tatsache, dass auch Van Helsing zwischenzeitlich infiziert wurde und beim kommenden Vollmond ebenfalls zum Werwolf mutieren wird. Es sei denn, es gelänge, ein Gegenmittel zu finden oder Dracula vorher zu töten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Kritik

"Van Helsing" interpretiert gleich mehrere Mythen neu. Das Erstaunliche daran: Fast alle Hauptfiguren des Films haben mindestens einen guten Zug. Van Helsing, der einsame Monsterschlächter, trägt zwar ein dunkles Geheimnis, seine Taten jedoch begeht er selbstredend zum Wohl der Menschheit und nicht aus Lust am Töten. Sein Pendant ist Anna, die furchtlose Zigeuner-Prinzessin, die ihr Land vom Übel Dracula befreien möchte. Ihr Bruder wird zum Werwolf, der anfangs noch versucht Gutes zu tun. So ist auch der Mythos Wolfsmensch abgehakt. Selbst an Dracula entdeckt man eine neue Seite: Der untote Graf wäre gerne Vater! Igor, Frankensteins Gehilfe hingegen bleibt böse. Dafür hat das in seinem Kern gute Monster nur einen Wunsch: ich will leben. Abgesehen vom Monster- und Mythen-Mix erfüllt "Van Helsing" die formalen Rahmenbedingungen eines Abenteuerfilms. Beispielsweise bleibt der Held im tragischen Ende einsam.

Gäbe es einen Oscar, für das am besten zusammen geliehene Drehbuch, dieser Film bekäme ihn. Die Farbkompositionen versuchen eine ähnliche Thematik zu schaffen wie "Hero". Szenen erinnern an "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", den "Herrn der Ringe" oder "James Bond". Aus einem Horror-B-Movie wird eine, wenn auch unfreiwillige, Komödie, denn der Film beherrscht Komödien-Regel Nummer eins perfekt: Wer komisch sein will, muss ernst auftreten. So kommt Carl nach dem ersten Werwolf-Angriff ins Zimmer und fragt: Weshalb riecht es hier so nach nassem Hund?" Der finstere Graf Dracula pendelt zwischen Popstar und Schmierenkomödiant. Selbst die Spezialeffekte ordnen sich der Komik unter. Eine Kuh wird in ein Wohnhaus geschleudert, die Pferde eines Sechsspanners fliegen per Weitsprung über eine eingestürzte Brücke. Die Spezialeffekte sind insgesamt gut, setzen allerdings keine neuen Maßstäbe. Trickszenen sind als solche deutlich zu erkennen. Die deutsche Synchronisation klingt leider unschön. Einige Stimmen passen nicht zu den Charakteren; die Dialoge klingen fallweise wie die Übersetzung einer Internet-Suchmaschine. Im Gegensatz dazu ist der Soundtrack mit bombastischem Chor und fantasievollen Synthpassagen gelungen.

Mit der Besetzung Hugh Jackman, Kate Beckinsale (Underworld) und David Wenham (Der Herr der Ringe) kommen Schauspieler mit Abenteuererfahrung zum Einsatz. Aufgrund des schwachen Drehbuchs und der Regie können sie bereits gezeigte Stärken in diesem Film nicht ausspielen.

Fazit
Alte Mythen neu interpretiert: Dracula, Frankenstein, Wolfsmensch und Van Helsing ergeben ein genreübergreifendes Etwas, in dem das Monster Shakespeare spricht, Annas Frisur immer hält und Dracula zum Komödianten wird. Für Action- und Komödien-Fans eine Überlegung wert.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 131
Genre: AbenteuerActionFantasyHorrorKriegVampire
Verleih: United International Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 06.05.2004
Heimkino: 06.09.2004

Regie: Stephen Sommers
Drehbuch: Stephen Sommers

Schauspieler: Hugh Jackman (Van Helsing) • Kate Beckinsale (Anna Valerious) • David Wenham (Carl) • Richard Roxburgh (Dracula) • Shuler Hensley (Frankensteins Monster) • Elena Anaya (Aleera) • Will Kemp (Velkan) • Kevin J. O'Connor (Igor) • Silvia Colloca (Verona) • Alun Armstrong (Kardinal Jinette) • Josie Maran (Marishka) • Robbie Coltrane (Mr. Hyde) • Samuel West (Doktor Frankenstein)

Produktion: Bob Ducsay • Stephen Sommers
Szenenbild: Allan Cameron
Kostümbild: Gabriella Pescucci • Carlo Poggioli
Maskenbild: Angela Levin
Kamera: Allen Daviau
Musik: Alan Silvestri
Schnitt: Bob Ducsay • Kelly Matsumoto • Jim May

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Bild: United International Pictures

1 customer review

befriedigend
06.05.04
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