Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Kinoplakat Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Vom letzten Indiana-Jones-Abenteuer "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" ist dem Kritiker am stärksten das Ende in Erinnerung geblieben. Es machte den Eindruck, dass Shia LaBeouf die Rolle übernehmen würde. Mit einem abwertenden Kommentar über seinen Förderer Spielberg strich sich LaBeouf wahrscheinlich selbst von der Besetzungsliste. Vielleicht wird Phoebe Waller-Bridge als Helena die Reihe fortführen. Harrison Ford (Jahrgang 1942) wird die Rolle wohl kaum noch einmal verkörpern; aber das dachten viele 2008 auch. Eine weitere Neuerung besteht darin, dass beim aktuellen Abenteuer nicht Steven Spielberg Regie führte, jedoch als Produzent fungierte. Ob das dem Film einen Abbruch getan hat? Wohl kaum. James Mangold ("Le Mans 66 – Gegen jede Chance") ist ein erfahrener Regisseur. Verbesserungspotenzial weist auf jeden Fall das Drehbuch auf, das weder komplett enttäuscht noch überzeugt.

Der Auftakt des Abenteuers beginnt während des Zweiten Weltkriegs. Indiana Jones und die Nazis halten nach einem Artefakt Ausschau. Eine geschätzte halbe Stunde nimmt sich der Film nun Zeit, um die unermessliche Bedeutung des Rads des Archimedes, also des Antikythera zu erklären, Figuren und Hintergründe einzuführen. Bei klassischen Action-Szenen, die in einem fahrenden Zug spielen, kommt Nostalgie auf. Dann springt die Handlung ins Jahr 1969 (worauf die Mondlandung) hinweist. Indiana Jones ist jetzt ein alter Mann, der keine Lust auf ein weiteres Abenteuer verspürt. Er muss in eines gezwungen werden, als seine Patentochter Helena auftaucht. Die stiehlt das Rad des Archimedes aus Gier. Weil auch Alt-Nazis danach suchen und es Tote gibt, muss Indy das Artefakt wiederbeschaffen, um seine Unschuld beweisen zu können.

Kritik

Die Reise führt in ferne Länder und bietet Raum für viele Verfolgungsjagden. Artefakte werden gefunden und von den Nazis gestohlen. Zum guten Schluss muss Indy seine Unschuld doch nicht beweisen, sondern darf zwei Zusammentreffen der besonderen Art feiern. In diesen Momenten rutscht der Film ins Pathos und es ist schade den alten Haudegen als alten Mann zu sehen. Helena sagt sinngemäß: Es wäre großartig, wenn Indy mit einem Knall abtritt. Ja, wäre wohl die bessere Entscheidung gewesen.

Die Zeit mit Indy ist weniger kurzweilig, als sie es sein könnte. Einem ungeschriebenen Gesetz folgend ist "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ein Epos. Das allerdings Zeit mit Rückblenden und überlangen Verfolgungsjagden schindet. Wie gehabt, kommen die typischen Versatzstücke vor. Alte Ruinen bergen Fallen und Schätze. Teile der Schnitzeljagd erinnern an "Das Vermächtnis des geheimen Buches".

Die dritte Hauptrolle spielt ein anstrengender Junge. Ethann Isidore spielt Teddy, der Helena ans Herz gewachsen ist. Der Bengel läuft im richtigen Moment entweder den Nazis in die Arme oder fliegt ein Flugzeug! Die erwachsenen Rollen hinterlassen keine bleibenden Eindrücke. Harrison Ford spielt den alten und den jungen Abenteurer annehmbar. Phoebe Waller-Bridges Helena bleibt ohne weiterführende Zeichnung. Zunächst zeigt sie viel Style und ist geldgierig, dann meint Indy eine andere Seite in ihr entdeckt zu haben. Welche das ist, bleibt offen, das zeigt vielleicht eine Fortsetzung. Ihre Fahrt auf dem Motorrad kann bedeuten, dass sie ähnliche Qualitäten wie Indy innehat. Es kann genauso gut nichts bedeuten, wenn das Studio die Reihe enden lässt. Oder wenn Ethann Isidore nach einem Zeitsprung die Führung übernimmt. Eine Option, denn "Lara Croft" gibt es bereits. Die restlichen Rollen hinterließen beim Kritiker kaum bleibende Eindrücke. Mads Michaelson kann den Nazi spielen – allerdings auch mehr.

Was sonst noch auffiel: Um den Film im Zweiten Weltkrieg starten zu können, wurde Harrison Ford für die Szenen am Computer verjüngt. In die Kämpfe sind kleine Witze eingeschlossen, wie der, dass eine amerikanische Bombe Indy das Leben rettet. Ansonsten dürfte es ruhig ein wenig mehr Humor geben.
Die für eine Fortsetzung Überzähligen sterben. Wobei die Tode allesamt auffällig beiläufig geschehen.
Zum Auftakt gibt es eine starke, schwarze Frau. Das kann eine Verbeugung vor Blaxploitation sein. Das Genre (da muss der Kritiker sich auf die Wikipedia verlassen) hatte in den 1970er-Jahren seine Hochzeit, womit der 1969 spielende Film seiner Zeit voraus wäre.
Die Bemerkung mit dem Prinzregentenplatz 16 in München bezieht sich auf eine Wohnung, die Hitler zeitweilig bewohnt hat. Aktuell residiert dort die Polizei.
Wie kommen Wissenschaftler auf die Idee, die Zeitlinie zu verändern, ohne zu befürchten, dass sie in der Folge nicht auf der Welt sind?
Da es kein politischer Film ist, will der Kritiker die Doppelmoral nur erwähnen und das Thema nicht vertiefen. Wie Wernher von Braun in der Realität wird der Nazi Voller im Film von der amerikanischen Regierung angestellt und durch eine Kränkung abgestraft. An eine Stellungnahme des Films zur amerikanischen Doppelmoral kann sich der Kritiker nicht erinnern.

Fazit
"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" gibt bereits nach wenigen Minuten Vollgas. Dem folgen viele Bremsungen in der Form von überlangen Szenen. Die Momente mit alten Männern sorgen für "ein Wiedersehen mit" doch sie sind nicht komisch angelegt wie in "R.E.D. – Älter, Härter, Besser". Dem Kritiker gefallen Filme mit tragischen Helden selten. Es gab es eine Zeit, in der Hollywood Helden leiden ließ, etwa in "Troja" und "Die Unglaublichen". Somit ist Indys Auftreten nicht neu. Für den Schauspieler Harrison Ford mag die Darstellung eine Weiterführung der Rolle sein. Ob die Masse das sehen möchte, werden die Einspielergebnisse zeigen. Außerdem: Einen Helden aufs Altenteil zu schicken ist eine Sache, eine Ikone fast zu demontieren eine andere. Davon abgesehen fehlt die Entscheidung, ein Genre klar zu bedienen. Die Handlung bietet von vielem etwas: Abenteuer, Epos, Zeitreise und Rührstück. Dem Kritiker fehlt der packende Moment. Alles in allem weder gutes noch schlechtes Popcornkino.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Indiana Jones and the Dial of Destiny • Indiana Jones und der Ruf des Schicksals
Land: USA
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 154
Genre: AbenteuerActionFantasy

Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 29.06.2023

Regie: James Mangold
Drehbuch: Jez Butterworth • John-Henry Butterworth • David Koepp • James Mangold

Schauspieler: Harrison Ford (Indiana Jones) • Phoebe Waller-Bridge (Helena) • Antonio Banderas (Renaldo) • Karen Allen (Marion) • John Rhys-Davies (Sallah) • Shaunette Renée Wilson (Mason) • Thomas Kretschmann (Colonel Weber) • Toby Jones (Basil Shaw) • Boyd Holbrook (Klaber) • Olivier Richters (Hauke) • Ethann Isidore (Teddy) • Mads Mikkelsen (Dr. Voller)

Produktion: Simon Emanuel • Kathleen Kennedy • Frank Marshall
Szenenbild: Adam Stockhausen
Kostümbild: Joanna Johnston
Maskenbild: Karen Asano-Myers • Sophie Ashworth • Jo Barrass-Short • Bill Corso • Sally Crouch • Jean Carlos de Blas • Madeleine Drewell • Amy Haida • Frances Hannon • Lorraine Hill • Olivia Jerrard • Olivia Jerrard
Kamera: Phedon Papamichael
Musik: John Williams
Schnitt: Andrew Buckland • Michael McCusker • Dirk Westervelt

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Bild: Walt Disney

1 customer review

Befriedigend
29.06.23
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